Rasse des Monats April 2005 - Angora

Werbepartner

Ohne_Titel_1

Kaninchen-Auktion

Jetzt mitmachen und helfen!

Zur Auktion >

  • Startseite

    Rasse des Monats:

    Angora

    Erstellt von Maika

    Der Wert des Angorakaninchens und dessen "Angorawolle" waren frühzeitig, seit über 200 Jahren, geschätzt und bewundert worden. Es wird sogar angenommen, dass bereits im 14. Jahrhundert in England das Langhaar-Kaninchen bekannt war und die Menschen damals schon wussten, wie wertvoll die Wolle zur eigenen Verwendung war. Vermutlich brachten englische Matrosen um 1723 erstmals Langhaar-Kaninchen nach Bordeaux. Man nahm an, dass die Angora aus Südrussland stammten, doch ist diese Vermutung heute nicht mehr sicher. Längst bekannt und vorhanden war das englische langhaarige Seidenkaninchen im 17. Jahrhundert. Zu dieser Zeit waren fast alle Kaninchen wildfarbig und man nimmt an, auch das Angorakaninchen hatte noch keine weiße Farbe.

    Der Name sagte nichts über den über die Herkunft der Tiere aus. Der heutige Name entstand erst später aus der Bezeichnung des Angorismus, welches als Haarverlängerung bezeichnet wird, und nachdem in Angora (heute Ankara) die gezüchteten langhaarigen Ziegen auch bei uns als Angoraziegen bekannt wurden. Langhaarigkeit kennen wir bei fast allen Haustieren. Die Ursache wird als Mutation bezeichnet, die als sprunghafte Veränderung der Erbmasse keineswegs nur bei Haustieren vorkommt. In der Natur gibt es neben weißen Tieren auch langhaarige Wildkaninchen. Durch ihre Langhaarigkeit sind sie sehr eingeschränkt und haben nur geringe Chancen in freier Wildbahn zu überleben. Durch Nässe, Schmutz und Futterreste verfilzen die langen, weichen Haare. Ein solches verklumptes Tier wird in seiner Lebensweise stark beeinträchtigt. Bei einer längeren Flucht ist das Tier dann benachteiligt und wird schneller zur Beute. Die Wollbeschaffenheit der Langhaarkaninchen war im 18. Jahrhundert noch wenig ausgeprägt, es fehlten die typischen Ohr- und Stirnbüschel sowie das Backenhaar. In England bei den zu allen Zeiten bekannten Sportzüchtern entstand durch zielbewusste und züchterische Arbeit das weiße Angorakaninchen, die englische Zuchtrichtung.

    Von England nach Deutschland kamen 1777 die ersten Angora unter der Bezeichnung angorischen oder englischen Seidenkaninchen. Es war ein glücklicher Zufall, dass ein Herr v. Meyersbach, königlich-preußischer Beamter aus London, ein Pärchen dieser so genannten Seidenkaninchen mitbrachte. Meyersbach der sich häufig in Franken aufhielt, brachte einem Pastor Mayer diese Kaninchen mit und dieser vermehrte sie reichlich. In vielen Ländern wurde die hohe Nutzbarkeit der Wolle erkannt und der Staat hat damals viel zur Verbreitung dieser Kaninchen beigetragen, vor allen in Sachsen und Preußen. Die königlich-preußische Ober-Finanz-Kriegs- und Domänen-Direktion setzte Prämien für erfolgreiche Züchter aus. Pro 500 Gramm Wolle wurden 16 Groschen bezahlt, wenn mindestens 2 1/2 kg Wolle aus eigener Zucht verkauft wurden.

    Farbenzwerge luxfarbigFarbenzwerge luxfarbig

    Erste Ausstellungen und Wollleistungen

    Die Liebhaber dieser Kaninchenrasse stellten 1885 auf der Kaninchenausstellung in Chemnitz ihre Angora aus und wurden nach ersten deutschen Bewertungsbestimmungen beurteilt. Neben der Feinheit der Wollhaare sollten die vorgestellten Tiere damals eine Haarlänge von bis zu 25 cm vorgewiesen haben. Diese Länge wurde gemessen und das Tier mit dem längstem Haar wurde das Siegertier. Aus den anfänglich züchterischen, leistungsorientierten Prüfungen von 1924 ist eine Wollleistung von ca. 200 gr. Wolle pro Tier und Jahr aufgezeichnet. In den folgenden Jahren (etwa 1932) führten die züchterischen Leistungen bereits zu einem Rekord von 200 - 400 gr. Wolle. Bei der 26. Angoraleistungsprüfung 1959 zeigten sich die Forschungsarbeiten auf diesem Gebiet überaus günstig und trotz seuchenbedingten Schwierigkeiten (Myxomatose) waren es bei 60 % der Häsinnen über 600 - 700 gr. Wolle. Innerhalb von nur 20 Jahren hatte sich die Wollleistung verdoppelt.

    Die Wollwertergebnisse zeigten, dass die deutsche Angorazucht weltweit die höchsten Leistungsverlangungen hatten. 1959 waren es noch durchschnittlich 625 gr. bei Rammlern und 693 gr. bei Häsinnen. Bei den geprüften Tieren wurden 1963 pro Kaninchen durchschnittlich 1243 gr. bei 1,0 und beachtliche 2008 gr. bei 0,1 gewogen. Im Jahr 2003 in Weser-Ems Kreis wurde der beste Rammler von Franz Heinks mit einem JWE (Jahreswollergebnis) von 2128 gr. und einem WRZ von 2055 gr. ermittelt. Die beste Häsin in Schleswig-Holstein präsentierte Günter Mahrt mit einem JWE von 2812 gr. und einer WRZ von 2637 gr.

    Weibliche Angorakaninchen erzeugen bis zu 30 % mehr Wolle als männliche Tiere. Die Wollleistung steigt bis zum Alter von 15 - 20 Monaten an, bezogen auf das Körpergewicht und fällt danach jährlich um etwa 10 bis 15 % ab, wobei auch hier die Minderung bei den männlichen Tieren größer ist als bei den weiblichen Angora.

    Farbenzwerge luxfarbigFarbenzwerge luxfarbig

    Die Struktur und Besonderheit des Vlieses

    Die Angorawolle besteht aus drei Haararten: Grannenhaare, Vlieswolle (Flaumhaare) und Grannenflaum (Vlieshaare). Die Wollhaare haben einen Durchmesser von durchschnittlich 9 -14 Mikrometer, einen geringeren als z. B. das Feinwoll-Merinoschaf mit 18-20 Mikron, rauwollige Milchschafe, Heidschnucken und andere sogar 35 - 45 Mikron.

    Das Warmhaltevermögen von Angorawolle ist um das Zwei- bis Dreifache größer als andere Wollarten. Dies ist einmal zurückzuführen auf die Feinheit der Haare im Faden und im Gewebe, größere Lufteinschlüsse und es wird noch dadurch unterstütz, dass sich im Angorahaar Luft befindet, was zur optimalen Zirkulation der Wärmeisolierung führt. Wenn wir ein Angora mit vielen Grannenhaaren haben, nennen wir das ein Haartier, wie z. B. das französische Angora. Ein Angora mit zu wenig oder keinem Grannenhaaren oder nur mit überwiegendem Vlieshaar wird als Wattetier oder Filzer bezeichnet.

    Die Notwendigkeit einer regelmäßigen Schur

    Die erste so genannte Nestschur wird im Alter von ca. 6 - 8 Wochen durchgeführt., da sonst durch die erschwerte Regulierung der Körpertemperatur, die Futteraufnahme und folglich das Wachstum beeinträchtigt werden. Für die Zuchtwertschätzung eignet sich am besten die Schur zwischen dem 7 - 8 Lebensmonat. Die durchschnittliche Nutzungsdauer für die Wollerzeugung beträgt unter dem Verlust der abnehmenden Wollleistung 3 - 4 Jahre.

    Die neuen Faktoren zur Errechnung des JWE sind: Schurergebnis x 4,35. Für die WRZ sind: 1. Sorte x 4,35, 2. Sorte x 3,26 und Filz x 1.

    Die neuen Schurintervalle sind von 91 auf 84 Tage gesenkt worden, weil festgestellt wurde, dass bei fortgeschrittenem Wollwachstum eine abnehmende Futteraufnahme der Tiere erfolgt, die zu Nährstoffmangel führt und dadurch die Wollmenge und Wollqualität beeinträchtigt wird. Oft ist bedingt durch die Regulierung der Körpertemperatur, die Fortpflanzungsleistung des Angorakaninchens nur etwa halb so hoch, wie bei den Normalhaarkaninchen. Der Geschlechtstrieb der Rammler ist manchmal weniger ausgeprägt und die Bereitschaft zur Duldung des Deckaktes ist bei der Häsin geringer. Die Zuchthäsinnen werden deshalb vor dem Tag des Deckens geschoren, sie werden bereitwilliger, hitziger. Der Zuchtrammler wird ca. alle 4 Wochen, geschoren.

    Anmerkung zum Wollnutzen:

    Die weißen Angorakaninchen liefern eine wolle die mit jeder Farbe bearbeitet werden kann. Das ist ein Vorteil gegenüber den farbigen Tieren die in allen anerkannten Farben, einfarbig zugelassen sind. Farbige Wolle ist für die Industrie nur dann geeignet, wenn sie in schöner Gleichmäßigkeit der Durchfärbung und in größerer Menge vorhanden ist.

    Andere Langhaarige

    Zu den verschieden langhaarigen Kaninchen gehören die anerkannten Rassekaninchen in Deutschland: das Fuchskaninchen und das Jamora, die jedoch nicht zur Wollgewinnung gezüchtet werden. Das sind die Langhaar-Kaninchen mit geringem Wollwachstum und mit einem hohen Anteil an Grannenhaaren. Bei diesen Kaninchen wirkt sich der ganz natürliche, jahreszeitlich bedingte, abstoßende Haarwechsel aus, und die Tiere müssen daher nicht geschoren werden.

    Arten der Angora-Kaninchen

    Wir unterscheiden derzeit vier Arten von Angorakaninchen, die wegen der Wollproduktion gezüchtet werden. Das französische Angora soll eine ausgesprochen grannenreiche Wolle besitzen, dadurch wird naturgemäß der Verfilzung vorgebeugt. Dieses Wolltier stößt nach ca. 4 Monaten seine Wolle ab. Diese wird durch abzupfen, geerntet, wobei hier eine Länge von 8 bis 16 cm erreicht werden kann. Es kann aber auch geschoren werden. Die vom französischen Angora erhaltenen langen Wollhaare eignen sich ganz besonders zur Herstellung flauschig weicher Strickwaren. Dazu kann auch das farbige Angorakaninchen mit seiner Wolle verwendet werden.

    Das deutsche Angora ist ganz auf Wollleistung gezüchtet. Das Wollvlies ist sehr fein und kann nach ca. 8 - 10 Wochen gewonnen werden. Die Wolle vom deutschen Angora wird für die Anfertigung von natürlicher Thermowäsche (Gesundheitswäsche) verwendet. Aus Angorawolle hergestellte Textilgewebe nehmen besser die von der Haut abgegebene Feuchtigkeit (Schweiß) auf als Schafwolle und synthetische Fasern. Es lassen sich daraus auch feine Strickwaren für die Bekleidung herstellen. Das deutsche Angorakaninchen wurde aus dem englischem Angora erzüchtet.

    Das englische Angora war ein kleineres, zierliches Kaninchen mit besonders feiner und auch langsamer nachwachsender Wolle, mit stark betonten Ohr-, Stirn- und Backenhaaren.

    Der damals als Schönheitsideal angesehene starke Kopf und Ohrenbehang ist nicht mehr erwünscht. Die Abgabe der durch den Stoffwechsel anfallenden Wärme wird behindert und durch den Kopfbehang wird eine Bindehautentzündung der Augen begünstigt.

    Diese Begleiterscheinungen, so genannte Pudelköpfe, sind im Hinblick auf ein gesundes und vitales Angorakaninchen und aus tierschutzrechtlicher Bestimmung bedenklich. Danach darf das Wohlbefinden eines Tieres nicht ohne zwingenden Grund (Qualzucht) nicht eingeschränkt werden.

    Farbenzwerge luxfarbigFarbenzwerge luxfarbig

    Das Thanghang-Angora ist eine chinesische Weiterzüchtung des deutschen Angora und ist größer als die Ausgangstiere. In den Jahren 1960/70 hat China rund 30 000 deutsche Angora aufgekauft und nach China eingeflogen. Dort wurden die deutschen Angora mit den chinesischen und französischen Angoras gekreuzt, um ganz bewusst ein schweres und mit grannenreicherer Wolle versehenes Angorakaninchen zu produzieren. Das wird derzeit den Wünschen der Textil verarbeitende Industrie gerecht und rund 95 % der weltweit anfallenden Angora-Rohwolle stammte im Jahr 2000 aus China.

    Ein "Außenseiter" in Deutschland

    Das Satin-Angora ist ein Kreuzungstier aus normalhaarigem Satinkaninchen mit französischem Angora und eine besonders hübsche Zuchtrichtung bei den Angorakaninchen. In verschiedenen Ländern ist das Satin-Angora als weitere Variante bereits anerkannt. Die Wolle von diesem Tier ist glänzend wie beim Satinkaninchen. Die Rasse wird gerne von Züchtern gehalten, die die gewonnene Satinwolle selbst verarbeiten wollen. In der Industrie ist die Satin-Angorawolle noch nicht angekommen, vielleicht weil sie überwiegend von farbigen Satin-Angoras stammt.

    Sie soll eine wertvolle Kaninchenrasse bleiben

    Durch die etwas aufwendigere Pflege der Angorakaninchen (4 - 5 Schuren jährlich) und die nicht mehr rentable Wollgewinnung (importierte Angorawolle aus dem Ausland, vor allem aus China, konkurrenzlos, billiger) ist diese schöne und wirtschaftlichste (Wolle und Fleisch) und somit das wertvollste Rassekaninchen überhaupt, ins Abseits gedrängt worden. Seit einigen Jahren schon steht es auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Nutztierrassen.

    Vielleicht und gerade deshalb ist das Angorakaninchen ein immer beliebteres Liebhaber- und Hobbyzucht-Kaninchen, zum Leidwesen mancher Herdbuchzüchter, die ihre Tiere lieber an Leistungszüchter abgeben, damit ihre Zuchtarbeit weitergeführt wird.

    Das Normalgewicht beim Angora ist 3,5 kg und das Höchstgewicht 5,25 kg. Am Kopf sollen die Tiere kurz sein, Stirn und Schnauze sind breit und die Backen voll entwickelt. Die Augenfarbe ist bei allen Albinos farblos und erscheinen rot, bei den leuzistischen A handelt es sich um weiße Angora mit blauen Augen. Die einfarbigen Angora haben die Augenfarbe, wie ihr Ausgangsrassen. Die Ohren sind fleischig, normal behaart, werden aufrecht getragen und sollen in richtiger Länge zum Körper erscheinen.

    Der Körper beim Angora ist leicht gestreckt, breit und geschlossen. Diese Merkmale kann man am besten am geschorenen Tier erkennen. Die Körperform wird bei der Bewertung abgetastet. Der Rumpf wird walzenförmig gewünscht, dazu passend, tief und breit. Hals und Nacken treten nicht in Erscheinung, der Rücken soll breit und die Flanken gut ausgefüllt, sein.

    Die Rückenlinie verläuft im Ebenmaß und die Hinterpartie ist gut abgerundet. Die Tiere stehen auf mittellangen und kräftigen Läufen, die bedingt durch den Behang, kürzer wirken. Wegen der übrigen Wolle sieht das Angora im Vergleich zu normalhaarigen Kaninchen kurz und gedrungen aus. Weiße Kaninchen besitzen farblose Krallen, bei den farbigen Typen entspricht die Krallenfarbe den Ausgangsrassen.

    Die Wolldichte und -länge muss sehr gut und dicht entwickelt sein, so dass man nicht auf den Haarboden (Fellhaut) sehen kann. Je dichter das Wollvlies, desto wertvoller ist das Tier. Die Wolllänge soll im Stapel beurteilt werden und 6 cm betragen, bei Ausstellungstieren und in den Leistungsklassen wird eine Mindestlänge von 3,5 cm verlangt. Die Ausgeglichenheit der Wolle soll am ganzen Körper gleichmäßig und dicht sein. Das mischwollige Vlies das aus den drei Haartypen besteht, muss eine gesunde, kräftige, nicht zur Filzbildung neigende Struktur besitzen.

    Die Unterwolle besteht aus dem fein gekräuselten, seidenweichem Wollhaar, das sich durch ein gutes Längenwachstum auszeichnet. Gewünscht wird ein mittelfeines, gleichmäßiges Wollhaar, das regelmäßig und kurz gewellt ist und einen seidigen Glanz besitzt. Der Grannenflaum vermittelt in seiner Qualität zwischen der Unterwolle und dem Grannenhaar. Er ist länger und grober gewellt und endet in einer feinen grannenartigen Spitze.

    Farbenzwerge luxfarbigDas Grannenhaar überragt als ein etwas stärkeres, gerade durchgehendes Haar das Wollvlies. Die Grannespitze ist kräftig. In der Regel besitzen die Häsinnen eine stärkere Grannenbildung als die Rammler, im besonderen maße ältere Häsinnen.

    Der Wert der Wolle bestimmt die Dichte der Unterwolle in Verbindung mit einem gut ausgebildeten Grannenflaum und dem an Länge überragenden, stärkeren Grannenhaar. Häsinnen sehen bis auf die geschlechtbedingten Merkmale gleich aus wie die Rammler, größere Wammen sind unerwünscht.

    Besondere Merkmale sind beim Angorakaninchen sind die Ohr- und Stirnbüschel, der Backenbart sowie der Behang an den Vorder- und Hinterläufen. Beim Rammler können diese Merkmale stärken ausgeprägt sein. Neben den weißen Angora sind alle einfarbigen Tier zugelassen. Sie sollen eine reine Farbe zeigen, so dass die Farbbestimmung der Ausgangsrasse zu Geltung kommt. Besonders fällt bei den farbigen auf, dass die kürzeren Haarpartien farbintensiver erscheinen als das lange Vlies am Rumpf. Dies gilt besonders für die Ohren, das Gesicht und die Läufe.

    Schon immer hat mich das etwas andere, eigenartige und majestätische Aussehen des Angorakaninchens fasziniert. Und nach dem ich vor Jahren entdeckt habe, dass diese schöne Kaninchenrasse auf der Roten Liste stand, entschloss ich mich für diese so liebenswürdige und im Wesen so ruhige, angenehme Kaninchenrasse. Durch meinen Beruf als Hundefriseurin vorbelastet und an den Umgang mit Tieren und Schere bzw. Schermaschine gewöhnt, war es diese Rasse, die ich hegen, pflegen und züchten wollte - und zwar aus Überzeugung.

    Diese Kaninchen sind es wert wieder mehr Verbreitung und Beachtung zu finden. Ist es doch das wirtschaftlich wertvollste Kaninchen und das schon zu Lebzeit, durch die Wollgewinnung und das für viele Jahre. Das Angorakaninchen ist eine Herausforderung an die Züchter und Liebhaber, die diese Rasse erhalten und verbessern wollen.

    Angora sind wie schon erwähnt nicht immer sonderlich fruchtbar, sie habe oft Probleme mit der Befruchtung, sie sind dann nur scheinträchtig. Haben sie einen Wurf, sind sie jedoch ruhige Muttertiere die ohne weiteres Nestkontrollen dulden. Die Anzahl der gesetzten Säuglinge schwankt stark in den einzelnen Linien und liegt bei 3 - 10 Jungen pro Wurf, die im Normalfall gut gesäugt und aufgezogen werden. Hier sollte vielleicht noch mehr Zuchtarbeit geleistet werden und nicht nur Wert auf eine immer höhere Wollleistung gelegt werden, da die Wolle schon lange nicht mehr die Nachfrage hat wie in den 60er und 70er Jahren, als für das Kilo Wolle nicht selten bis zu 120 DM bezahlt wurden.

    Es macht auch Spaß, außer weiße auch farbige Angora zu züchten, die sich gerade bei Liebhabern dieser Rasse durchsetzen und eine willkommene Abwechslung fürs Auge bieten. So sollten wir Angorazüchter und Liebhaber die Zeit nutzen, weiterhin gesunde, schöne und zur hoher und guter Aufzuchtsleistung fähige Kaninchen züchten, die wieder ihr Ansehen und ihre Verbreitung erfahren dürfen.

    Das Haus- und Heimtier

    Das Angorakaninchen eignet sich auch als Haustier/Heimtier. Bedingt durch sein ruhiges, freundliches Wesen und durch seine Haltung auf Stroh ist es sehr sauber und ohne Geruch. Es kann somit auch von Tierfreunden gehalten werden, wenn nur die rassebedingten Bedürfnisse eingehalten werden. Selbst zur Stubenreinheit kann es wie jedes andere Kaninchen erzogen werden und bei entsprechender Fürsorge und Beschäftigung ist dieses robuste, mittelgroße Kaninchen (Gewicht 3,5 - 5 kg) ein richtiger Freund und Kamerad der freundlich, zutraulich und geräuschlos ist.

    Angoras sollten nicht in zu kleinen Ställen gehalten werden, da sie in voller Wolle ein beachtliches Volumen in Hinblick auf ihren Leibesumfang erreichen können. Weiterhin ist es Pflicht das Angorakaninchen 4 - 5 mal im Jahr ca. alle 8 - 10 Wochen zu scheren - im Sommer kürzer, im Winter länger. Nach der Schur haben wir ein schlankes, agiles und mitunter temperamentvolles Tier, das für ein paar Wochen nur noch die Hälfte ist. Bei guter Pflege erfreut uns das Angora durch langjährige Gesundheit, da es wenig erblichbedingte Krankheiten hat.

    Durch die Vorstellung des Angorakaninchens hoffe ich, das nötige Interesse für diese nur noch von wenigen gezüchtete Rasse, wieder ein bisschen ins Licht gerückt zu haben und vielleicht der eine oder andere Tierfreund sich dieser wertvollsten Kaninchenrasse annimmt.

    Preisrichterliche Betrachtung

    Erst einmal Danke an Maika für diesen schönen Beitrag.

    Wie viele der anderen Rassen über die wir hier berichten, kommen sie einem Preisrichter auf den Schauen nur sehr selten auf dem Tisch, deshalb freut es mich um so mehr wenn sich hier immer wieder Züchter finden die aus ihrer Sicht einen Bericht schreiben. Ich möchte mir nicht anmaßen, nach den paar Angora die ich in den letzten Jahren bewertet habe eine umfassende Betrachtung zu schreiben.

    Es ist etwas ganz anderes ein Langhaarkaninchen zu bewerten, anstelle einer anderen Kaninchenrasse. Wo man bei jedem anderen Tier einmal über den Rücken streicht, muß man bei den Angora, wie schon von Maika geschrieben ertasten, ob das Tier rund oder eckig ist, ob die Schenkel abstehen u.s.w. Wenn man heute mal Angora auf einer Schau , so haben sie meistens eine sehr hohen Leistungsstand, Filzbildung sieht man sehr selten. Wie schon am Anfang gesagt, eine sehr schöne Rasse, die man leider viel zu selten sieht.

    Erbbiologische Betrachtung

    Der Bericht über die Angorakaninchen ist mit sehr viel Fleiß umfassend und detailliert geschrieben worden. Er könnte ohne jegliche Zusatzbetrachtungen hier stehen, weshalb ich mich auch sehr kurz halte. Hört man das Wort Angorakaninchen, so hat man zuerst das traditionelle weiße, rotäugige Wuscheltier vor Augen. Dieser albinotische Typ (a - - - - v/a - - - - v) ist der Inbegriff für die freundlichen Wollespender.

    Inzwischen sind lt. Standard alle Farbenschläge der einfarbigen Normalhaarrassen anerkannt. Russenfarbige A hingegen sind m. E. noch in der Phase der Neuzüchtung. Diese Erbformeln hier alle aufzulisten, würde den einen oder anderen User langweilen. Fragen zu den farbigen A werden hier aber gern beantwortet.

    (c) Heidrun Eknigk

    Wir bedanken uns bei Maika für diesen Bericht und die Fotos. Weiterer Dank gilt Tatjana Ruthmann, Kai Sander,Heiko Semmel und Siegfried Lübbert für Ihre Mitarbeit. Das Copyright liegt bei den jeweiligen Verfassern und beim Rassekaninchenzuchtforum e.V. Die Rechte der Grafiken liegen bei http://www.rkz-forum.com. Weitere Ergänzungen, Meinungen und Bilder zum Rassebericht bitte an webmaster@rkz-forum.com.de. Wir weisen nochmals ausdrücklich darauf hin, das die Bilder, Texte und Grafiken bestimmten Rechten unterliegen, und das wir Copyrightverletzungen strafrechtlich verfolgen lassen werden.

    (C) 2008 RKZ-Forum.com

  • Naja, sie sehen halt nicht ganz so weiß aus, haben aber weiße Wolle, also nicht so verkehrt.


    Was mich da eher gewundert hat, waren thüringerfarbige Angora in der letzten Kaninchenzeitung auf einer Schau, die haben ja am Körper mehrfarbige Wolle. Mir sagte neulich eine A-Züchterin, dass die thüringer nicht anerkannt seien. Mir ist auc, als wären alle einfarbigen Farben ok, aber ein Thüringer ist zweifarbig. Wobei, wenn man die Farbe einmal abgeschnitten hat, sehen sie eh nur hell, da ist der evtl. dunkle Anflug sowieso weg.

  • Hallo Maica


    Das einstellen des Beitrages ist ein winziger Teil von dessen was Du für diesen Beitrag geleistet hast. Der Dank gebührt ganz alleine Dir und Du kannst wirklich Stolz darauf sein. Eine sehr gute Werbung für Deine Rasse.


    Im Namen des gesamten Forenteams bedanke ich mich für Deine wirklich super gute Arbeit.


    Tschau Vantommes

  • Hallo,


    wie ist es eigentlich mit dem Fell in der Schnauze bzw. um die Augen des Kaninchens. Muss es immer gekürzt werden oder ist es so angezüchtet, dass an der Stelle kürzeres Haar wächst?


    Eine Bekannte von mir hat nämlich ein Zwergkaninchen Angora Mix oder etwas in der Art. Auf jeden Fall hate es überall am Körper gleichlange Haare und deswegen muss sie ihm die Haare um die Augen rum immer kürzen, weil sie sonst ins Auge reinkommen.



    LG Tasha

  • Hallo reh,


    lt. Standard sind "alle reinen Farbenschläge der einfarbigen Normalhaarrassen" - das sind außer weiß die Farben Schwarz, Blau, Brau/Havanna und Gelb. letzteres ist aber gelbwildfarbig.
    Das einfarbige Gelb der Thüringer zählt nicht als reiner Farbenschlag im Sinne der Einfarbigkeit, weil diese genetische Konstellation Abzeichen bildet.
    Ob dieser Farbenschlag bei A schon als Neuzucht im gespräch ist, weiß ich nicht. Da bist Du näher dran, gibt bitte Bescheid, wenn Du was weiß, ja?


    Hallo Tasha,


    die von Dir angesprochenen Bereiche sind normalhaarig, da schneidet niemand rum.


    Hallo Jens,


    ich finde die russenfarbigen gar nicht so übel. Das verwertbare Haar bleibt ja weiß. Vorausgesetzt, es will überhaupt noch jemand Wolle, außer unsere Frauengruppen.

  • Hallo zusammen,


    wie hoch schätzt ihr den tatsächlichen Mehraufwand bei Angoras ein?
    Ich habe jetzt schon viel gehört, von "lohnt sich nicht, dauert je Tier 20 Minuten" bis "kein Problem, bin in 5 Minuten fertig"


    Wie lange dauert eine Handschur? Welche Scheren nehmt ihr?
    Wie plant ihr eure Ausstellungen? Ist es richtig, dass man mit einem Angora nur auf eine Schau je Saison gehen kann, weil sie ja in voller Wolle sein sollten?


    Ich beschäftige mich immer noch recht intensiv mit dieser Rasse :-)


    Gibt es eigentlich das sog. "kören" nach Wolleistung noch?


    Grüße
    Tanja

  • Hallo Tanja,


    der Mehraufwand beschränkt sich bei mir hauptsächlich auf die Schur und dafür brauche ich trotzdem immer noch etwa 45 Minuten, inkl. Krallenschneiden.
    Ich schere mit Schere und Maschine. Den Rücken schere ich fast ausschließlich mit der Schere, weil ich damit weniger Nachschur produziere, sprich ganz kurze Fasern.
    Den Rest mache ich mit der Maschine. Nur Genitalregion und Pfoten dann wieder mit der Schere. Ich benutze keine spezielle Angora-Schere, sondern eine Haarschneideschere. Die sind saumäßig scharf und ich komme gut damit zurecht.


    Das mit den Ausstellungen muss man tatsächlich planen. Mit demselben Tier wird es schwierig, auf mehrere Ausstellungen zu gehen, wenn die zeitlich nah beieinander liegen. Ich hätte aber bspw. unsere Lokalschau (Anfang November) und dann wieder die Landesschau (Ende Januar) mitmachen können.


    Gruß
    Claudia

    Ich rede nicht schlecht hinter dem Rücken anderer Menschen. Von vorn kann man ihre Reaktionen viel besser erkennen.

  • Da mache ich doch glatt wieder etwas Werbung für meine Nachbarn. :)



    Am kommenden Samstag findet in 26901 Lorup bei Werlte im LV Weser-Ems , von 8 - 18 Uhr,
    eine bundesweite Angora-Leistungsschur-Vergleich statt.


    Die Teilnehmer reisen zwar schon am Freitag an und erst am Sonntag wieder ab, aber der Schurtag ist Samstag.


    Da könntest du den Züchtern bei der Live-Schur in verschiedenen Techniken zusehen.



    Organisator ist Hermann Schürmann aus Werlte, der ZDRK-Angora-Obmann.
    Frage ihn mal, ob du daran teilnehmen darfst.
    Dort können bestimmt fachkundig alle deine Fragen beantwortet werden.


    Gruß
    Rainer

  • Ich finde die Angoras machen außer der Schur nicht mehr Arbeit als andere Rassen auch!


    Was das Thema Ausstellungen angeht, so geht da mit dem gleichen Tier meist nur eine, das muss man sich dann vorher auch schon planen, dass es zu dem Termin auch genau in der Wolle ist, so wie es sein soll. Wobei das für mich kein Problem ist, weil ich meinen Tieren eh nicht mehr wie 1 oder max. 2 Ausstellungen im Jahr zumuten würde.

  • Vielen Dank für eure Antworten!


    Leider ist es für mich nach Werlte ein gutes Stück zu fahren (ich glaube um die 300 km), das schaffe ich leider am Wochenende nicht. Sonst würde ich mir das echt gerne ansehen. Macht da vielleicht jemand Videos?


    Von Hermann Schürmann habe ich das Buch über Angoras gelesen, ich bin mir nur nicht sicher, inwieweit die Leistungszucht heute noch zählt, also, ob das vorrangige Ziel der Angorazucht noch die Leistungssteigerung ist oder eher z.B. die Qualität der Wolle oder neue Farben wie im Moment z.B. gelb.


    Frank Der Rammler ist wirklich schön, ich wünsche dir ein erfolgreiches Zuchtjahr!


    Grüße
    Tanja

  • Wunderbarer Artikel. Wundert mich, dass ich den erst jetzt finde, wo ich die Stichworte "Qualzucht" und "Kaninchen" bei Google eingebe... 8|
    Darf ich den in ein Liebhaberforum, in dem ich angemeldet binverlinken? In Liebhaberkreisen herrschen ja leider immer noch die unsinnigsten Vorurteile gegen Angoras, siehe auch die kürzlich entfachte Diskussion über Qualzucht und die Verbreitung von "Fakten" durch selbsternannte Weltverbesserer. Ich halte selbst Angorakaninchen und finde sie nicht pflegeaufwändiger als "normale" Kaninchen.

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!