ZitatOriginal von helge
Hallo Heidi
Eine Disskusionsrunde über den Rückgang von Kaninchenzüchter ist mit Sicherheit interessant .
mfg Helge
Hallo Helge,
heute nun den versprochenen Beginn für eine Diskussion zum Rückgang der Mitglieder in verschiedenen Vereinen.
Auch hierzu gab es bereits eine Diskussionsrunde, die sehr vielseitig und unterschiedlich begründet war. Vielleicht raffen sich unsere Mitglieder noch mal auf, ihre Gedanken niederzuschreiben. Bitte!
Aus meiner Sicht ist diese Tatsache auch politisch und wirtschaftlich begründet. Dazu muss ich sagen, dass ich ein Neubundesländler bin, wo Deutschlands Arbeitsmisere etwas früher begann als in den alten Ländern.
Und so stellt sich die Frage, wo sollen junge Leute (und erstrecht aus städtischem Raum) animiert werden, sich der Rassekaninchenzucht zuzuwenden?
Ich weiß, es gibt Vorurteile, die solche Aussagen, die ich hier tätigen werde, als Jammerei eines Ostlers betrachten. Aber, es sind Tatsachen, die unterschiedlich wirken, den Menschen unterschiedliche Lebensweisen aufzwingen oder eben je nach Mentalität schaffen.
Es geht hier um die Frage Rückgang der Mitglieder in den RKZ-Vereinen.
Die Jugend zieht dorthin, wo noch ein Stück Hoffnung auf Ausbildung besteht. Jüngere Menschen/Familien gehen den gleichen Weg und ziehen den Arbeitsmöglichkeiten hinterher - sogar nach Österreich, in die Niederlande und Schweiz, nach Schweden etc.
Zurück bleiben die Menschen, die keiner mehr will, weil sie alt oder behindert sind, nicht dem Jugendstatus oder Schönheitsideal der Glamourwelt entsprechen oder die an ihrer kleinen, heilen, mit ihrer Hände Arbeit geschaffenen, privaten Welt hängen.
Glaub(t) mir, ich weiß wovon ich spreche. Einige wissen, dass ich selbstständig ein Schreibbüro führe. Wenn ich für einen Schulabgänger mit guten Noten 150 Bewerbungen für Unternehmen zwischen Ostsee und Thüringen schreibe und er dann erst bei der 1. Bewerbung in den alten BL eine Stelle erhält, ist das einmal kein Einzelfall und andererseits frustierend. Aber, nach der Lehre suchen diese jungen Leute erneut ....
Nicht jeder hat eine reiche Oma, Tante o. ä. und so reichen die Finanzen kaum für Stallbau, Tieranschaffung (die z. B. unserem Verein durchaus unterstützt würde) oder Schaffung einer Futtergrundlage.
Familien, die noch jüngerer Jahrgänge sind und noch nicht auf ein niedriges Level (Alkohol) herabgefallen sind, haben oftmals Probleme, ihren Kindern regelmäßig eine warme Mahlzeit zu bieten. Trotz Slavenarbeit - genannt Ein-Euro-Job - nur eines Familienmitgliedes kommen diese Menschen auf keinen grünen Zweig. Lohndumping verschärft die Lage der noch in Arbeit stehenden Menschen ebenso.
Ihr müsstet einmal die Schlangen vor den Hilfsstellen (Läden) sehen, wenn dort für minimalste Kosten Lebensmittel, Gemüse und Obst, die im Handel nicht mehr ge-/verkauft werden, solchen bedürftigen Familien angeboten werden. Solche Schlangen gab es früher nicht mal, wenns im Konsum Bananen gab oder eine Lieferung Farbfernseher angekündigt war.
Kurz: Die Menschen sind abgestumpft, es interessiert sie ein Kaninchen eher nur als Geschenkt zum Braten. Alles andere wäre für sie eine finanzielle Belastung.
Klar, für jene, die ein Stück Garten haben, böte sich eine kleine Zucht an. Man könnte Hilfestellung geben. Meist ist der Garten aber noch ein "Notgroschen", der sich eher verkaufen lässt statt ihn zu nutzen.
Wer noch einigermaßen mit seinem ALGII zurecht kommt, dem bleibt dennoch kein Geld übrig, um sich ein Hobby zu leisten.
Alles im allem führt diese ganze wirtschaftliche Misere noch zu einer seuchenartigen Interessenlosigkeit und zu Resignationen.
Ist das eine Basis für einen werdenden Kaninchenzüchter?
Soweit schon mal die aus meiner Sicht wichtigsten Kriterien zum Thema.