Als ich klein war, hatte meine Familie Fleischkaninchen bei der Oma. Wenn ich bei ihr war, half ich immer beim Füttern und Ausmisten und durfte dafür mit den Kaninchen spielen. Nach der Schule und Uni hat es mich dann nach England verschlagen. Mein Mann hatte früher Frettchen und mochte daher auch Kaninchenbraten. Jedoch ist Kaninchenfleisch auf der Insel nicht mehr so beliebt, und das Angebot ist sehr begrenzt. So kam im Jahre 2002 der Plan zustande, selbst zu züchten. Wir fingen an mit einem Trio Holländer wildfarben von der Zoohandlung. Aber einige Wochen später gab mir ein Kollege die Adresse für Flemish Giants. Seit 2003 bin ich aktiv im British Rabbit Council. Harlow (Essex) ist mein Heimatklub. 2. Welche Rassen hast, oder züchtest Du im Moment? Im Moment habe ich die Flemish, ein Trio Castor Satins mit 2 Würfen und einen Argente Noir Rammler (Kleines Hellsilber, schwarz). Früher hatte ich auch schon Holländer (wildfarben) und Kleinrex. Stelle uns kurz Deine Rassen vor, nenne Vor- aber auch Nachteile und nenne uns Deine Zuchtmethode. Flemish haben ein Mindestgewicht von ca. 4.9kg (Rammler), und 5.4kg für Häsinnen. Dieses Gewicht sollte mit 8 Monaten erreicht werden. Ein Hoechstgewicht gibt es nicht. Eine gute Größe für erwachsene Tiere liegt bei 5.5 – 6.5kg (Rammler) und 6 – 7 kg für Häsinnen. Es gibt 4 verschiedene Bewertungsklassen: unter 4 Monate und unter 6 Monate sind die Jungtierklassen und Intermediate und Adult sind die erwachsenen Klassen. Intermediate ist über 6 Monate, aber unter Mindestgewicht. Adult ist über 6 Monate und erreicht bzw. übertrifft Mindestgewicht. Die Farbe ist „dunkles Eisengrau“ (Wildfarben ohne Gelb) an Kopf, Ohren, Gliedmassen, Rücken und Oberseite des Schwanzes. Der Bauch und die Unterseite des Schwanzes sind Weiß mit blauer Unterfarbe. Vorteile: Der „Ah“-Effekt, der ältere Preisrichter an ihre Jugend erinnert. Unser Klub ist zwar klein, aber überaus freundlich und aktiv. Unsere wenigen Züchter helfen sich untereinander, wo immer sie können, und werden von einigen kompetenten Preisrichtern gut unterstützt. Nachteile: Wo soll ich anfangen… Genpool: es gibt nur landesweit nur noch 6 aktive Züchter. Da es die Rasse/Farbe in keinem anderen Land gibt, ich Import-Einkreuzung unmöglich. Gewicht – habe wir in den letzten Jahren kollektiv in den Griff bekommen. Es gibt so gut wie keine „ewigen Intermediates“ mehr. Dauerhaarung – Scherzkekse sagen, das sollte eigentlich in den Zuchtstandard übernommen werden. Es gibt so gut wie keine Tiere, die nicht mindestens an einer Stelle Neufell wachsen haben. Dadurch haben unsere Tiere oft Wasserlinien und sind ganz selten in Tip-Top Zustand. Platzaufwand, Futterverbrauch… – die üblichen Riesenprobleme. Zuchtmethode: Enge Linienzucht. Durch den begrenzten Züchterkreis, ist leider bei meiner Rasse nichts anderes möglich. Ich habe mit zwei Häsinnen von einem Züchter und einem Rammler von einem anderen angefangen und seit 2003 nur 3 Fremdtiere eingebracht. Allerdings habe ich auch eine Linie, die einen wildgrauen Deutschen Riesen aus Thüringen zum Vorvater hat und deren Nachwuchs so langsam auf Ausstellungen erscheint. 5. Kommen wir zur Stallanlage. Beschreibe uns diese. Selbstbau oder Kauf? Meine Ställe sind Marke Eigenbau – nicht ich selbst, sondern mein Mann, der sich im Hintergrund an meiner Zucht beteiligt: Ställe baut, beim Ausmisten hilft und manchmal gute Ratschläge bei der Zuchtauswahl gibt. Ich habe zwei verschiedene Buchtengrößen – 1.20x 0.60m und 1.20x0.90m Die kleineren sind für die Jungtiere. Die meisten Alttiere und besonders die Zuchthäsinnen sind alle in den großen Buchten untergebracht. Ich habe einen Zucht-Schuppen mit 6 Buchten und eine überdachte Außenanlage mit 16 Buchten. Für die Satin habe ich einige diese Buchten geteilt. Außerdem habe ich 2 Ausläufe auf dem Rasen und 4 Quarantänebuchten. Ich habe einige meiner Buchten auf die grünen Plastikroste umgerüstet. Nur die Zuchtbuchten haben jetzt noch Hobelspäne. Im Gegensatz zu den meisten britischen Züchtern verwende ich Nippeltränken. 6. Welche Fütterungsmethode bevorzugst Du? Ich füttere abends – Pellets und Heu, sowie Grünfutter, Brot und einige Küchenreste, wenn sie anfallen. Morgens mache ich noch eine kurze Runde, um die Wasserflaschen noch einmal aufzufüllen. Wenn es das Wetter zulässt, arbeiten meine Häsinnen und ihre Jungen als Rasenmäher. Ich stelle auf ca. 20-30 Ausstellungen im Jahr in einem Radius von 250 Meilen aus. Die weitesten Fahrten sind Harrogate (Bradford), Bristol und Stafford (Birmingham) Wenn es die Zeit zulässt, stelle ich auf den meisten Lokalausstellungen aus: Harlow, Cambridge, Chelmsford, Colchester. Es gibt in England nicht so viele organisierte Züchter. Daher ist es wichtig, dass wir unsere lokalen Ausstellungen unterstützen. Darüber hinaus fahre ich auch gern zu Ausstellungen, wo ich mich gegen meine Freunde vom Flemish Klub messen kann. Dann haben wir noch regionale und nationalen Championships - London und Bradford. Am wichtigsten sind für mich aber die Flemish Klub Vergleichsausstellungen. Diese geben mir das notwendige Feedback, wieweit meine Zucht dem Standard entspricht. 8. Hilft dir eine Mitgliedschaft in einem Spezialclub oder bei Rassekaninchenforum.de bei Deiner Zuchtarbeit? Auf jeden Fall. Die Klubausstellungen sind immer ein Qualitätsmaß. Außerdem tauschen wir viele Erfahrungen aus und besprechen informell, was an unserer Rasse verbessert werden kann. Kaninchenforen bieten darüber hinaus eine Plattform, andere Züchter und Preisrichter über meine Rasse zu informieren. Und man lernt doch immer wieder etwas Neues zu allgemeinen Themen wie Gesundheit, Pflege, Futter und „Stockmanship“ - Zuchtmethoden 9. Welchen Stellenwert haben für Dich Züchterfreundschaft und, oder Züchtergemeinschaft? Ungemeinen Wert. Ohne meine Zuchtfreunde hätte ich keine Kaninchen mehr. Ich habe Freunde in Harlow, die meine Tiere füttern, wenn wir in den Urlaub fahren. Sie kommen auch gern vorbei und beraten mich bei der Tierauswahl. Das war besonders in den ersten Jahren unheimlich wichtig. Auch der soziale Aspekt der Ausstellungen – das Treffen von Freunden und Gleichgesinnten - ist für mich sehr wichtig. 10. Welche Funktionen übst Du in unserem Verband aus, und wie zufrieden bist du mit unserer Organisation? Ich bin Pressesprecher des National Flemish Giant Rabbit Club und helfe beim Aufbau der Ausstellungen in Harlow. Ich helfe auch immer beim Abbau von Ausstellungen, die ich besuche – als Dankeschön an die Organisatoren, die mir einen schönen Tag bescherten. Ich finde, dass wenn jeder Aussteller ein bisschen mit zupackt, dann haben Lokalausstellungen mehr Überlebenschancen. Bin ich mit der Organisation zufrieden? Nicht unbedingt. Ich finde, dass sich unser Dachverband zu sehr von seinen Mitgliedern abgesondert hat. Wenn es nicht um die Kennzeichnung der Tiere, Zuchtstandard und Legitimierung der Ausstellungen ging, dann gäbe es bestimmt schon lange keinen BRC mehr. Es gibt sonst keinen Grund für einen Züchter, dem Verband beizutreten. Nicht so, wie sie jetzt stattfindet. Wir brauchen mehr engagierte Mitglieder, mehr Schulung und Unterstützung für neue Züchter und Preisrichter. Und wir müssen uns den neuen Realitäten stellen, wo Kaninchen Schmusetiere mit Namen sind, Gruppenhaltung gewünscht ist und Gesundheit und Lebensdauer vor Rasse-Standard gestellt wird. Wichtig ist dabei, der Öffentlichkeit klar zu machen, dass „Rasse-Züchter“ nicht gleich „skrupelloser Profitmacher“ heißt und dass organisierte Züchter im Prinzip die gleichen Ziele haben, wie Liebhaber.
Wenn Du nicht weißt, was Du willst, dann fang nicht an zu wollen, was Du kennst. |
(C) 2010 Trägerverein Rassekaninchenzuchtforum e.V.