Rasse des Monats August 2004 - Perlfeh

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    Rasse des Monats:

    Perlfeh

    Zuchtfreund Schmidt aus 63674 Altenstadt-Rodenbach (tommygschmidt@t-online.de) genehmigte uns freundlicher Weise die Nutzung seines Beitrags für das Forum. Mit den folgenden Worten leitet er seine Rassebeschreibung ein: „Ich freue mich, wenn ich die Gelegenheit habe, hier das Perlfeh-Kaninchen vorzustellen, welches noch zu den „jungen“ Rassen zählt, obwohl es schon Anfang der 20-er Jahre züchterisch in Erscheinung trat.“

    Die Entstehung der Rasse „Perlfeh“ (Pf), wird Karl Hofmann aus Düsseldorf und Karl Deininger aus Augsburg zugeschrieben, deren Zuchten zusammengefasst wurden, auch wenn sich, etwa zeitgleich mehrere Züchter mit der Entwicklung dieser schönen Rasse beschäftigten. So tauchten z. B. um 1920 in Pinneberg verschiedene Kaninchen auf, die in Größe, Form und besonders in der Farbe, etwa gleich waren, sich aber nicht weiter durchsetzen konnten. Auch in Frankreich und der Schweiz kamen zur selben Zeit ähnlich gefärbte Tiere auf. So entsprechen im Groben die heutigen Schweizer Feh unseren Perlfeh-Kaninchen. Das ursprüngliche Zuchtziel war der Versuch, der farblichen Imitation des sibirischen Eichhörnchens. Bei der Herauszüchtung des Pf waren sowohl Marburger Feh als auch dunkelgraue, havannafarbige und eisengraue Kaninchen zum Zuchteinsatz gekommen. Erst nach regionaler Verbreitung wurden die Kaninchen 1936 als Rasse mit dem Namen Perlfehl in die Reichsbewertungsbestimmungen aufgenommen.

    Der sogenannte „Wirtschaftsrassenbeschluss“ aus dem Jahre 1938 und der 2. Weltkrieg sorgten für das fast völlige Verschwinden, nicht nur dieser interessanten kleinen Kaninchenrasse. Über die Weiterzüchtung in der Nachkriegszeit ist mir leider nichts bekannt, es wäre aber interessant, wenn der ein oder andere Leser, hierüber weitere Informationen mit mir austauschen würde. Erstmalig wurden 1956 wieder Pf auf der Bundesschau ausgestellt. Einen nicht unwesentlichen Teil tragen die vielen Clubs im ZDK dazu bei, dass sich die Pf in unseren Reihen einen sehr guten und festen Platz auf großen Schauen gesichert haben.
    Seit 1997 haben sich nunmehr 9 Feh-Clubs aus den Landesverbänden Baden, Bayern, Hessen/Nassau, Württemberg/Hohenzollern, Rheinland, Kurhessen, Hannover, Rheinland-Pfalz und Sachsen zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammengeschlossen, um eine gemeinsame Zuchtverbesserung der angeschlossenen Rassen zu erstreben. Hier wurden schon zum viermal Vergleichsschauen auf Bundesebene durchgeführt, welche bei den Pf Meldeergebnisse vorzuweisen haben, die sich im Vergleich zu Bundesschauen sehen lassen können. Wie soll das Perlfeh-Kaninchen aussehen? Was gibt der Standard vor?

    1. Gewicht

    Diese Rasse gehört zu den kleinen Rassen mit einem Gewicht von mindestens 2,0 kg, bis zu einem Höchstgewicht von 3,25 kg. Das Idealgewicht beträgt über 2,5 kg bis 3,25 kg, wofür 20 Punkte zur Vergabe kommen. Die eigene Erfahrung zeigt, dass Tiere mit einem Gewicht von ca. 3,1- 3,2 kg in einer guten Größe und Kondition auf Ausstellungen beste Bewertungen erreichen. Muttertiere an der Gewichtsobergrenze haben starke Wurf- und Aufzuchtsleistungen. Mit Zuchttieren von 3,25 kg und mehr, stellen bei Juni-Würfen, für die Ausstellungssaison kein Problem dar.

    2. Körperform

    Hier wird eine Körperform vergleichbar dem des Kleinsilberkaninchens verlangt. Eine gedrungene Form, hinten gut abgerundet, kräftige aber nicht zu lange Vorderläufe und eine breite und gut ausgeprägte Schulterpartie soll erkennbar sein. Der Kopf und die Ohren werden in dieser Position mit bewertet. Die Länge der Ohren wird nicht gemessen, liegt aber bei ca. 10 cm (ein Viertel der Rumpflänge).

    Persönliche Anmerkung und Erfahrung des Autors:

    SachsengoldHier liegen die ersten Ansatzpunkte zur Verbesserung. Die Kopfbildung könnte in vielen Zuchten besser werden, besonders die Backenbildung bei den Rammlern. Auch in der Ohrenstruktur sind die Pf noch lange nicht bei der Idealforderung angelangt. Hier sieht man oft, auf den Ausstellungen, dünne und faltige Ohren. Das größte Problem in dieser Position sind die Wammen und Wammenansätze, sowie die losen Brustfelle. Meines Erachtens liegen hier Fütterungsfehler vor. Vielfach werden die Kaninchen zuerst in kürzester Zeit, durch freie Kraftfutteraufnahme, auf das Gewicht gefüttert, dann wiederum bei weiterhin starker Gewichtszunahme in der Futtergabe gebremst und schließlich durch weniger Futter lose im Fell werden. Ein wirksames Rezept ist eine sachte Fütterung: Täglich ca. 60 - 80 gr. Kraftfutter, im Sommer volle Futterraufen mit Grünfutter und/oder immer viel Heu und Trinkwasser. Der Bedarf kann bei warmer Witterung bis zu einem Liter betragen. Außerdem ist den vorher genannten Problemen am besten durch eine strenge Bewertung in dieser Position und durch züchterische Selektion entgegenzusteuern, um dort Abhilfe zu schaffen. Bei dieser Rasse ist gerade in dieser Position 2 noch eine ganze Menge Arbeit zu leisten, welche aber schon in absehbarer Zeit wesentliche Verbesserungen bringen wird

    3. Zur Behaarung

    Im Standard steht: „Wie beim MF, mit dem Unterschied einer kräftigeren Begrannung“. Dies ist wohl eine sehr ungenaue Beschreibung. Wie soll das Fell beschaffen sein? Es wird von einem mittellangen und ausgesprochen dichtem Fell gesprochen. Für die Pf ist eine Behaarungslänge von ca. 2,5 cm anzustreben. Bei dieser Länge ist nach meiner Erfahrung das Verhältnis von Deckhaar zum Grannenhaar am besten, welches sehr wichtig für die Qualität der Perlung ist. Deckhaar und die Begrannung sind kräftig aber nicht hart. Die Grannenhaare sollen möglichst gleichmäßig verteilt und nicht zu lang über dem Deckhaar liegen. Die Pf haben in der Kaninchenzucht mit die besten Felle, vor allem durch ihr, in der Unterwolle, sehr dichtes Haarkleid. Hier sind in sehr guten Zuchten auch bei Rammlern und Häsinnen keine Unterschiede in der Fellqualität erkennbar.
    Ich habe schon die Erfahrung gemacht, Häsinnen mit einer vorzüglichen Dichte zu erzüchten, welche ich nicht auf Ausstellungen vorstellen konnte. Durch die enorme Dichte des Fells befanden sich diese Häsinnen immer in starker Haarung, d. h. sie waren immer im Haarwechsel. Natürlich als Zuchthäsinnen eingesetzt, vererbten diese jahrelang, allerbeste Fellträger. Nicht nur der Punkte wegen muss auf die Fellbeschaffenheit geachtet werden, sondern auch für die Verarbeitung der Felle durch unsere Frauengruppen sollten die gewonnenen Felle Kürschnerqualität besitzen. Die Pf-Felle zählen zu den meist verarbeiteten Kaninchenfellen und werden naturfarben belassen, da sie sich sehr gut zu schicken Jacken, Mänteln und Wandteppichen verarbeiten lassen.

    Zu den Rassemerkmalen

    Die Hauptrassemerkmale sind in der Position 4 des Standards als Deckfarbe und Perlung definiert. Bei den Pf wird mit der Deckfarbe in dieseSachsengoldr Position auch die Perlung beurteilt. Hier schreibt der Standard eine blauwildfarbige Deckfarbe, in heller, mittlerer oder dunkler Abtönung vor, wobei eine mittlere Farbschattierung zu bevorzugen ist. Hinzu kommen die Wildfarbigkeitsabzeichen. Diese sind u. a. helle Augenringe, - Kinnbackeneinfassungen, - Innenseiten der Läufe und die helle Bauchdeckfarbe. Brust und Läufe sind auch etwas heller in der Farbe abgestuft. Wichtig ist auch das Vorhandensein des kleinen, bräunlichen Keils im Genick, der aber nicht scharf abgegrenzt sein muss. Die Bauchdeckfarbe erscheint hellcreme bis hellgrau. Auch wird in dieser Position die blaugraue Augen und hornfarbige Krallenfarbe beurteilt. Da die Krallenfarbe durch Aufhellung der Deckfarbe oft vernachlässigt wird, ist es unbedingt erforderlich, verstärkt nach hellen Krallenfarben zu achten und diese mit Punktabzug zu strafen. Auch bei der Augenfarbe treten oft braune Augen auf, welche aber den sofortigen Ausschluss von der Bewertung nach sich ziehen. Die Perlung wird durch hellgrau bis braun gespitzte Grannenhaare hervorgerufen, die sich über die gesamte Decke - ausgenommen der wildfarbigen Abzeichen - gleichmäßig verteilen sollen und einen sogenannten „Pfeffer und Salz“-Effekt bilden. Jedoch dürfen diese Spitzen keinesfalls weiß sein. Je länger oder weniger die Grannenspitzenfärbung ausgedehnt ist, um so grober oder feiner ist die Wirkung der Perlung. Die weiteren Rassemerkmale ergeben sich aus dem Hauptrassemerkmal und werden in den Positionen 5 und 6 beschrieben und bewertet:

    Position 5 - Die Gleichmäßigkeit

    Hier wird die gleichmäßige Verteilung der Deckfarbe und der Perlung, verlangt und beurteilt. An kürzer behaarten Körperstellen, wie z .B. Kopf, Ohr und Läufe, tritt der Perlungseffekt nicht so stark in Erscheinung, da dort die Grannenhaare auch kürzer sind und nicht sehr weit über dem Deckhaar liegen. Auf eine Perlung der Blumenoberseite ist unbedingt zu achten. Es kommen immer öfter Pf vor, welche nur noch vereinzelte farbige Grannenspitzen aufweisen. Oft ist keine Perlung auf der Blumenoberseite zu erkennen. Dies ist ein Fehler, der mit „nicht befriedigend“ zu bewerten ist, aber allzu oft übersehen wird. Die hier so oft abgestraften hellen Binden an den Vorderläufen sind teilweise etwas überzogen bewertet, da diese wildfarbigen Abzeichen, genetisch bedingt, dazugehören. Ein Wegzüchten dieser Abzeichen würde mit dem Verlust von Perlung, Zwischenfarbe sowie braunem Genickkeil enden. Bindenansätze sollten, wenn diese nicht sehr hellcremefarbig, sondern bräunliche Färbung aufweisen, als leichter Fehler unberücksichtigt bleiben. Richtige „Binden“, die sich hell oder weiß um und über den gesamten Vorderlauf ziehen, sind dagegen hart mit Punktabzug oder Ausschluss zu bestrafen.

    Position 6 - Die Zwischenfarbe und die Unterfarbe

    Diese beiden Merkmale werden gemeinsam beurteilt. Es heißt z. B. die Zwischenfarbe tritt jedoch nicht scharf abgegrenzt in Erscheinung. In der Aufzählung bei den leichten Fehlern können wir aber nachlesen, dass eine verschwommene Zwischenfarbe gestraft werden soll. Eine Definierung, welche nicht leicht nachvollziehbar ist, da eine unscharfe Abgrenzung immer verschwommen wirkt. Fakt ist eine ca. 5 mm breite, rotbraune bis braune Zwischenfarbe, die nicht wie beispielsweise bei den KlCh klar abgegrenzt ist. Bei Jungtieren ist ein Wechsel in der Farbintensivität, fast wöchentlich, je nach Fell und Haarungszustand, zu verfolgen. Die Unterfarbe ist blau bis blaugrau und erfasst etwa 2/3 der Haarlänge. Auch ist die Unterfarbe am Bauch gefordert, was aber bei Althäsinnen, welche in der Bauchunterfarbe heller werden oder diese gänzlich fehlt, nur als leichter Fehler bestraft wird.
    Zu den Kriterien der Position 7, dem Pflegezustand, möchte ich in dieser Vorstellung nicht eingehen, da ich davon ausgehe, dass wir Züchter alle wissen, wie gut vorbereitet, unsere Kaninchen den Bewertungen vorgestellt werden müssen.

    Zum Abschluss noch ein paar Anmerkungen

    Bei allen Rassen, somit auch bei den Pf, möchten wir alle Kaninchen ausstellen, die dem Idealbild möglichst am nächsten kommen. So muss man rechtzeitig für die zu beschickenden Ausstellungen voraus planen, da sich unsere Lieblinge nicht über den gesamten Zeitraum der Saison, in der Blüte befinden. Bei den Pf gilt der beste Zeitpunkt für eine Ausstellungsbeschickung, als der 7. bis 8. Lebensmonat. Die Häsinnen gehen nachher aus der Ausstellungskondition heraus. Rammler wachsen buchstäblich in eine Ausstellungsblüte hinein.
    Am besten lassen sich die Pf bei Tageslicht und gutem Lichteinfall beurteilen. Die Feinheiten der o. a. Rassemerkmale präsentieren nicht, wie z. B. bei Scheckenkaninchen, auf dem ersten Blick, sondern erst bei richtigen Lichtverhältnissen. Bei Tageslicht sind deutliche Unterschiede in der Gleichmäßigkeit besser zu erkennen, und es lassen sich Farbfeinheiten genauer beurteilen. Neben Dressur und Schaufertigmachen gehört eine ausgewogene Fütterung - vor allem der Häsinnen - zur Ausstellungsvorbereitung, da wie schon angeführt, die Perlfeh-Kaninchen gute Futterverwerter sind, aber auch bei starker Fütterung, gerne zu Wammenansätzen und Wammen neigen. Pf sind nach meiner Erfahrung eine frohwüchsige Rasse, mit einem Wurfergebnis von ca. 6 – 8 Jungen und einer guten Aufzuchtsleistung. Ausgeschlachtet wird ein Gewicht von ca. 1850 gr. bis ca. 2000 gr. erreicht. Unschönes gelbes Fett ist nach meiner Erfahrung noch nicht vorgekommen. Ich hoffe, diese Ausführungen waren für den ein oder anderen Züchter interessant und haben das schöne Perlfeh-Kaninchen etwas näher vorgestellt.

    Mit den besten Züchtergrüßen
    Thomas Schmidt

    Preisrichterliche Betrachtung

    Hier haben wir wieder einmal einen Bericht dem kaum etwas hinzuzufügen ist. Die angesprochenen Binden sind im neuen Standard berücksichtig worden. Leichter Fehler: Helle Binden, Schwerer Fehler: rein weiße Binden

    Erbbiologische Betrachtung

    Der Rassebericht ist sehr gut und ausführlich. Er bildet die Grundlage dafür, in einer der nächsten Rassevorstellungen die genetisch ähnlichen Rassen Marburger Feh und Luchskaninchen unter die Lupe zu nehmen und den genetischen Ursprung aller drei Rassen zu vergleichen. Fragen zur Vererbung dieser Rasse werden direkt in der Diskussion zur Rasse des Monats gern beantwortet.

    (c) Heidrun Eknigl
    Wir bedanken uns bei Thomas Schmidt für diesen Bericht und die Fotos. Weiterer Dank gilt Tatjana Ruthmann, Kai Sander,Heiko Semmel und Siegfried Lübbert für Ihre Mitarbeit. Das Copyright liegt bei den jeweiligen Verfassern und beim Rassekaninchenzuchtforum e.V. Die Rechte der Grafiken liegen bei http://www.rkz-forum.com. Weitere Ergänzungen, Meinungen und Bilder zum Rassebericht bitte an webmaster@rkz-forum.de. Wir weisen nochmals ausdrücklich darauf hin, das die Bilder, Texte und Grafiken bestimmten Rechten unterliegen, und das wir Copyrightverletzungen strafrechtlich verfolgen lassen werden.

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