Rasse des Monats Oktober 2004 - Fbzw Luxfarbig

Werbepartner

Ohne_Titel_1

Kaninchen-Auktion

Jetzt mitmachen und helfen!

Zur Auktion >

  • Startseite

    Rasse des Monats:

    Farbenzwerge Lux

    Erstellt von ZGM. Rieger

    Zwei Rassen sind im Standard verzeichnet, die eigentlich nur zwei Farbenschläge einer einzigen Kaninchenrasse sind. Oder wenn man den Rassebegriff so sieht, dass die Farbe des Fellhaares ein Merkmal zur Rassebegründung ist, wäre es ein sehr großer Strauß bunter Rassen die sich nur in Typ, Form und Fellhaar ähnlich sind.Tatsache ist aber, dass gerade bei diesen verbindenden Merkmalen der Hermelin und Farbenzwerge der Zuchtstand sehr unterschiedlich ausfällt. Natürlich gibt es einzelne Farbenschläge bei den FbZw, die den bereits gut durchgezüchteten Hermelin in jeder Hinsicht das Wasser reichen können, aber auch solche, die diesem Vergleich nicht standhalten.

    Viel ist nicht bekannt über die Herauszüchtung der ältesten Zwergkaninchenrasse, dem Hermelin. Belegt werden kann, dass sie in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in England durch Selektion aus den damals im sächsischen Erzgebirge verbreiteten so genannten „ Polnischen Kaninchen „ herausgezüchtet worden sind. Ob sie bereits über den Zwergenfaktor (dw) wie unsere heutigen Tiere verfügten oder einfach nur klein waren, lässt sich leider heute nicht mehr klären. Aber bereits damals strebten die Engländer bei ihren ersten Musterbeschreibungen eine kurze und gedrungene Kopfform mit großen kecken Augen an.

    In der Literatur erstmals erwähnt wird der Zwergenfaktor um 1918. Aufgetreten sein soll er zu dieser Zeit an verschiedenen Stellen, sowohl in Deutschland aber auch in England und Amerika. Eine besondere Beliebtheit hatten von Anfang an die Hermelinkaninchen in Deutschland, wo sie gegen Ende der zwanziger Jahre bereits eine erste Blütezeit erlebten. Leider wurde die Zucht jedoch immer mehr auf eine extreme Verzwergung ausgerichtet und so forderten die Bewertungsbestimmungen von 1931 nur noch ein Gewicht von 750g. Den Administratoren der damaligen Zeit wurde es mit diesen Extremforderungen und den daraus resultierenden starken Vitalitätseinbußen leicht gemacht eine Aberkennung der Rasse auszusprechen. Den Rest für den Niedergang der einstmals so erfolgreichen deutschen Hermelinzucht erledigte der zweite Weltkrieg.

    Farbenzwerge luxfarbigFarbenzwerge luxfarbig

    Überraschend zügig vonstatten ging der Wiederaufbau der Hermelinzucht nach dem Krieg. Zu den blau- und rotäugigen Hermelin gesellten sich noch Farbenzwerge aus Holland zur bunten Familie der Zwergkaninchen hinzu. Aber auch über deren Herauszüchtung ist relativ wenig bekannt, weil sie mit der turbulenten Vorkriegszeit in der zweiten Hälfte der dreißiger Jahre zusammen fiel.

    Erste Zuchtversuche, bei denen Hermelin und Wildkaninchen verpaart wurden, führte der holländische Schmied Hoefmann aus Brielle durch, der gleichzeitig auch als Herauszüchter der Farbenzwerge gilt. Zur Entstehung der Farbenzwerge haben, etwa zur gleichen Zeit, neben ihm die Preisrichter J.H. de Jong und Fr. C. Schaedler beigetragen. Im Jahr 1938 standen erstmalig Farbenzwerge bei der holländischen Bundesschau. Gezeigt wurden 10 Graue, 1 Blauer und 1 Schwarzsilberner.
    Zu dieser Zeit galten noch 2 Kg als Höchstgewicht. Und wieder war es der Krieg, der 1940 diese vielversprechenden Anfänge in Holland stoppte.
    Aber die unermüdlichen Züchter nahmen gleich nach Kriegsende im Jahr 1945 ihr Bestreben wieder auf und nach ca.10 Jahren intensiver Zuchtarbeit konnte man in Holland bereits qualitativ hochwertige Zwergkaninchen in einer Reihe von Farbenschlägen bewundern. Ein Erfolg der für sich spricht.

    Gerade deutsche Züchter aus dem Rheinland entlang der holländischen Grenze wurden vermehrt aufmerksam auf diese „possierlichen Tiere“ und begannen nach der Beschaffung des geeigneten Tiermaterials mit der Zucht. Aber auch in Bayern genauer - gesagt in Augsburg - entwickelte sich das Interesse für die Hermelin- und Farbenzwerge-Zucht, als Beweis hierfür gibt es eine Clubstandarte, mit dem eingestickten Gründungsjahr 1947, die sich im Besitz des Hermelin und Farbenzwerge Clubs Bayern, Sektion Schwaben befindet. Leider ist das Protokollbuch aus den Anfangsjahren abhanden gekommen, so dass auch hier leider nichts Näheres berichtet werden kann.

    Der riesigen Nachfrage nach holländischen Zuchttieren standen leider nicht genügend Abgabetiere gegenüber und so gingen die deutschen Züchter dann auch schon sehr früh daran auf eigenem Wege Farbenzwerge herauszuzüchten.
    Die Anerkennung der Farbenzwerge im Deutschen Einheitsstandard erfolgte bereits 1956 auf Antrag von Erich Bergfeld aus dem Rheinland. Für Hermelin und Farbenzwerge in Deutschland werden seit dieser Zeit in allen Merkmalen mit Ausnahme der Fellfarbe die gleichen Forderungen geltend gemacht.

    1. Gewicht

    Normalgewicht über 1,1 bis 1,35 kg. Mindestgewicht 1,0 kg, Höchstgewicht 1,5 kg. Die Farbenzwerge sind ausgesprochene Zwergkaninchen. Um einerseits einer allzu intensiven Verzwergung vorzubeugen und andererseits den Typus eines Zwergkaninchens vollend zu erhalten, gilt als Normalgewicht ausgewachsener Zuchttiere ein solches zwischen 1,1 und 1,35 kg.

    2. Körperform, Typ und Bau

    Als ausgesprochene Zwergkaninchen weichen die Farbenzwerge im Typ ganz erheblich von den übrigen Rassen ab. Die Körperform ist gedrungen, walzenförmig, vorne und hinten gleichmäßig breit. Der Rumpf ist kurz und die Hinterpartie gut abgerundet. Die kurzen Läufe sind dem Zwergtyp angepasst. Die Blume ist klein und liegt fest am Körper an. Der Körper der Häsin unterscheidet sich von dem des Rammlers kaum und ist wie der des Rammlers von jeglichem Wammenansatz frei.

    3. Fellhaar

    Das Fellhaar der Farbenzwerge unterscheidet sich in seiner Struktur von dem der anderen Rassen. Es ist kurz und dicht und fühlt sich infolge seiner feinen Struktur etwas weicher an. Die Begrannung ist fein, gleichmäßig und ohne deutlich überstehendes grobes Grannenhaar. Die Ohren sind gut behaart.

    4. Kopf und Ohren

    Im Verhältnis zur Kleinheit des Tieres ist der Kopf groß und tritt markant in Erscheinung. Er ist kurz und kräftig, Stirn und Schnauzpartie sind breit (Stirnbreite beim Rammler in Augenhöhe etwa 5,5 cm, bei der Häsin ca. 5 cm). Der Kopf sitzt dicht am Rumpf. Die Augen sind groß und treten etwas hervor. Der Kopf der Häsin tritt ebenfalls markant in Erscheinung; er ist jedoch – v. a. infolge der weniger ausgeprägten Backenbildung – insgesamt etwas feiner.
    Die Ohren sind, der Zwergform entsprechend, relativ kurz, sollen aber dennoch in einem harmonischen Verhältnis zur Größe des Kopfes und des Rumpfes stehen. Als Ideal gilt eine Ohrenlänge von ca. 5,5 cm je nach Größenrahmen des Tieres. Die Mindestlänge beträgt 4,5 cm, die Höchstlänge 7 cm. Die Ohren sollen zusammenstehend, nach oben leicht v-förmig geöffnet getragen werden. Sie sollen, der Zwergrasse entsprechend, kräftig und fest im Gewebe und oben schön abgerundet sein.

    5. Deckfarbe und Gleichmäßigkeit

    Die Deckfarbe ist auf der Oberseite des Körpers ein lichtes Blau mit silbrigem Glanz und mit einer von der Zwischenfarbe her schwach durchscheinenden braunroten Tönung. Der Keil im Genick ist schwach ausgeprägt und durchgehend braunrot. Die Augenringe sind etwas heller, die Kinnbackeneinfassung ist weiß. Die Bauchdeckfarbe, die innere Seite der Vorder- und Hinterläufe sowie die Unterseite der Blume sind hell bis weiß. Die Augen sind graublau, je nach Lichteinfall leicht rötlich durchleuchtend. Die Krallen sind hornfarbig. (Die Anforderungen der Ausgangsrasse ist mit Rücksicht auf das kürzere Fellhaar der Farbenzwerge sinngemäß anzuwenden)

    6. Zwischen- und Unterfarbe

    Die Zwischenfarbe ist fuchsig rotbraun, 6-8 mm breit und besonders zur Unterfarbe hin deutlich abgegrenzt. Die Unterfarbe ist auf dem Rücken und allen sichtbaren Teilen des Körpers reinweiß; sie ist auf dem Rücken etwa 1 cm breit und scharf abgegrenzt. Beim Hineinblasen in das Fell muß ein kleiner Farbtrichter in Erscheinung treten. Die Bauchunterfarbe ist bläulich. Die Unterfarbe an der Blumenunterseite bleibt unberücksichtigt. (Die Anforderungen der Ausgangsrasse ist mit Rücksicht auf das kürzere Fellhaar der Farbenzwerge sinngemäß anzuwenden)

    7. Pflegezustand

    Nur in hervorragendem Pflegezustand werden Tiere zur Bewertung zugelassen. Es obliegt deshalb dem Züchter, seine Tiere mit Fleiß und Geschick gebührend vorzubereiten. Hierzu gehören: saubere Läufe, Ohren und Geschlechtspartie, gut beschnittene und reinliche Krallen usw.

    Farbenzwerge luxfarbigFarbenzwerge luxfarbig

    Wie für uns alles begann

    Begeistert vom Farbspiel des Luxfelles reifte bei uns im Jahr 1995 der Gedanke diesen Farbenschlag bei den Farbenzwergen zu züchten, da er ja vom Standard her zugelassen war. Aber da für meine Frau und mich die Kreuzung mehrerer Farbenschläge aus Platzgründen nicht in Frage kam, machten wir uns Deutschland weit auf die Suche nach Züchtern, die diesen seltenen Farbenschlag in Ihren Stallanlagen haben.

    Doch dies erwies sich schwieriger als gedacht. Auf keiner Ausstellung die wir besuchten, war ein FbZw, luxfarbig zu sehen. Auch Gespräche mit uns bekannten Züchtern aus Deutschland sowie Anfragen in den Niederlanden ergaben keinen Erfolg. Sollte es wirklich keinen Züchter geben, der sich mit diesem Farbenschlag beschäftigt? Also, was sollten wir machen. Doch die Genehmigung auf die Kreuzungszucht beantragen oder weiter suchen. Wir waren enttäuscht und ratlos. Also blieben wir beim Altbewährten und züchteten weitere zwei Jahre unsere FbZw, schwarz, ohne aber den Gedanken im Hinterkopf zu verlieren.

    Ein Bericht in der Ausgabe 05/97 von der ZGM. Guder über fehfarbige FbZw ließ uns neue Hoffnung zukommen. Hier ein Textauszug des Berichts von Bernd Guder: (Zitat)
    „Da unsere grauen Zwerge gelegentlich aufspalteten (blaugrau, schwarz, braunwildfarbig, havannafarbig usw.) diese jedoch vor allem in den Positionen 2, 3 und 4 sehr gute Leistungen brachten, wollten wir die neuen Farbenschläge hauptsächlich unter Verwendung der eigenen Nachzucht, ohne Zukauf vieler fremder Tiere züchten. So reifte der Entschluß, es mit den beiden wohl seltensten Zwergrassen zu versuchen, die damals bekannt und zugelassen waren, den FbZw luxfarbig und fehfarbig. FbZw luxfarbig wurden vereinzelt in den neuen Bundesländern gezüchtet. Da die erforderlichen genetischen Kenntnisse vorhanden waren, befanden sich bereits nach relativ kurzer Zeit fehfarbige Tiere in ansprechender Qualität in unserer Zucht, die zurückgepaart an einen heterozygot-blauwildfarbigen Zwerg, zum geringen Anteil spalterbig-fehwildfarbige Tiere, also Luxzwerge ( Phänotyp ) brachten. Die Chance zum Erhalt eines luxfarbigen Zwerges betrug bei der damals zur Verfügung stehenden Kombination von Ausgangstieren, nach der mendelschen Lehre, theoretisch 1 zu 64.
    Im Verlauf der nächsten Jahre entwickelten sich die Luxzwerge recht gut, so dass wir 1991 die ersten größeren Schauen beschicken konnten. Parallel hierzu bevölkerten jedoch auch die fehfarbigen Zwerge unsere Stallanlage, was bei einer Buchtenzahl von 22 schnell zu einigen Platzproblemen führte. So kam es, dass wir die Luxzwerge im Frühjahr 1994 an Zuchtfreund Jürgen Schwarzer aus Rüsselsheim mit der Bitte abgaben, den Farbenschlag in Ehren zu halten und für seine Verbreitung zu sorgen.“


    Viele Telefonanrufe, jede Menge Geduld und ca. 1500 km Wegstrecke waren unsererseits nötig bis wir die ersten Farbenzwerge, luxfarbig unser Eigen nennen durften. Aber letztendlich wurden wir belohnt und fanden zwei Züchter, die Tiere für uns hatten. Zwischen Oktober ´98 und März ´99 fanden 1,1 FbZw, luxfarbig aus der Zucht von Andreas Todter (Owen/Teck) und 3 Häsinnen von Jürgen Schwarzer (Rüsselsheim) in unserer Zuchtanlage ein neues Zuhause.

    Unsere Zucht

    Ab diesem Zeitpunkt bevölkerten 1,4 FbZw, luxfarbig unsere Stallungen. Die Zucht konnte beginnen. Im Jahr 1999 haben wir dann 17 Tiere als Nachzucht gezogen. Diese Tiere waren der Grundstock für unsere heutige Zucht. In den ersten zwei Jahren unserer Zucht vielen in den Würfen außer luxfarbigen auch fehfarbige und selten perlfehfarbige Tiere. Auch von fehlfarbigen Tieren wurden wir nicht verschont, so dass sich sogar Jungtiere mit silbergrauer Deckfarbe und bläulicher Unterfarbe im Wurf befanden. Doch diese Phase der Aufspaltung konnten wir durch strenge Selektion sehr gut entgegenwirken. Insgesamt haben bis zum heutigen Zeitpunkt 165 FbZw, luxfarbig das Licht der Welt in unserer Zuchtanlage erblickt.

    Unsere Zuchthäsinnen werfen zwischen 2 und 8 Jungtiere und ziehen diese mit guter bis sehr guter Milchleistung auf. Wir achten bei der Verpaarung darauf, dass wir großrahmige Häsinnen mit typischen Rammlern verpaaren. Und so können wir uns jedes Jahr immer wieder über Jungtiere freuen, die vom Typ her einen kurzen, gedrungenen Körperbau aufweisen und hinten schön abgerundet sind. Weiterhin haben sich eine schöne Kopf- und Ohrbildung in unserer Zucht gefestigt. Auch zeigen unsere Nachzuchttiere einen hervorragenden Stand.

    Schwieriger ist es schon die ideale Färbung zu züchten. Ist der schleierartige Überzug der Deckfarbe in unserer Zucht schon sehr gut vorhanden, sieht es bei den Unterfarben ganz anders aus. Hier kann bei den Jungtieren erst ab dem ca. 5. bis 6. Monat über die Qualität entschieden werden. Die Unterfarbe am Rücken sowie an allen sichtbaren Teilen des Körpers kann im Jungtieralter noch bläulich erscheinen und erst nach der Haarung weiß werden. Auch die Bauchunterfarbe ist nicht einfach zu handhaben,
    – da sie oftmals durch Abwesendheit glänzt oder
    – nur zum Teil oder zu schwach vorhanden ist und
    – in gewisser Weise auch abhängig von der Zwischenfarbe ist, die bräunlich rot und scharf abgegrenzt sein soll und mal mehr oder weniger vorhanden ist. Und gerade diese Zwischenfarbe ist entscheidend für das Farbspiel der Luxfarbe. Ebenso wirkt sich das kürzere Fellhaar auf die Farbe aus. Und das Wichtigste ist wie bei allen Rassen jede Menge Glück.
    Also, man sieht schon, es sind sehr viele Faktoren, die hier mitwirken, um ein idealgefärbtes Tier zu erhalten. Aber genau das ist es, was den Reiz an den Tieren ausmacht. Punktejägern und Pokalfetischisten können wir von einer Zucht dieses Farbenschlags nur abraten, denn der schnelle Erfolg ist mit diesen Tieren nicht zu erreichen. Vielmehr sind Geduld und Ausdauer gefragt, um die Farbenzwerge luxfarbig in ihrem Erscheinungsbild dem Standard näher zu bringen und sie vor allem in Europa zu verbreiten. Bis jetzt haben wir an insgesamt 14 Züchter aus Deutschland, Österreich und Tschechien Tiere abgegeben wobei nicht alle dem Farbenschlag treu geblieben sind.

    Haltung und Fütterung

    Unsere Zuchtanlage (Innenstallung, Ziegelbauweise mit Holzanbau) besteht heute aus 42 Einzelbuchten teils selbstgebaut, teils gekauft (Kirschstein, Piehler). Davon sind 16 Buchten in der Größe „60 cm x 70 cm“ und 26 in der Größe „60 cm x 60cm“. Die Tiere sitzen in Kunststoffwannen auf Tiereinstreu und Stroh. Auch bei den Kirschsteinställen, die ja bekanntlich mit Rosten ausgestattet sind, wird mit Stroh aufgestreut. Als Fütterungsmethode bevorzugen wir die einmalige abendliche Fütterung. Das Hauptfutter besteht aus Wasser, Heu und Pellets (Ovator Soli Plus) und getrockneter Petersilie. Zusätzlich füttern wir Mohrrüben und frische Petersilie. Gelegentlich gibt es noch getrocknetes Brot und ab Juni/Juli Topinambur. Häsinnen mit Jungtieren bekommen zweimal wöchentlich Multivitamin über das Trinkwasser verabreicht.

    Weitere Züchter

    Kurt Hölbing, Jena (LV Thüringen), Franz Göbel, Edertal (LV Kurhessen), Dieter Müller, Neckarsteinach (LV Baden), Stanislav Kulanda, Krasna Hora (Tschechien), Erich Wimmer, Brunn im Gebirge (Österreich), ZGM. Rieger, Aystetten (LV Bayern)

    Erbbiologische Betrachtung

    Lesen wir eingehender die Zuchtgeschichte und den zitierten Beitrag, so erkennen wir, wie nahe sich die erwähnten Farbenschläge perlfehfarbig, luxfarbig und fehfarbig aus genetischer Sicht stehen. Wohlbemerkt aus genetischer nicht aus züchterischer Sicht! Den Züchter hat nur der eine Farbenschlag zu interessieren, der gerade von ihm gezüchtet wird. Weshalb?

    Gucken wir uns die drei Fellfarben einmal genauer an. Am besten gelingt der Vergleich anhand von Formeln, weil wir da deutlich sehen, welche Unterschiede sich infolge der Kombinationen von Farbanlagene bei den Herauszüchtungen der Ursprungsrassen herauskristallisiert haben. Die genetische Grundlage der „großen Vorbilder“ wurde durch züchterische Leistung auf die Zwerge übertragen.

    Hier lässt sich die schrittweise Veränderung am leichtesten erklären, wenn wir von einem schwarzwildfarbigen Urtyp (dem sogenannten grauen Wildfell) ausgehend.

    ABCDG/ABCDG = schwarzwildfarbig (umgangssprachlich: Grau), wird hier nicht näher beschrieben,
    ABCdG/ABCdG = blauwildfarbig, typischer Rassevertreter ist das Pf, durch die Rasse BlgrW auch als blaugrau bekannt,
    ABcdG/ABcdG = luxfarbig (luchsfarbig wäre richtiger) - nach dieser Formel-Darstellung
    könnte man diese Farbe auch blaubraunwildfarbig oder fehwildfarbig nennen,
    ABcdg/ABcdg = fehfarbig, es liegt keine Wildfarbigkeit vor.

    (c) Heidrun Eknigk

    Die Blauwildfarbigkeit

    Dieses Farbbild ist insbesondere durch die Faktorenpaare dG/dG gekennzeichnet ist. Alle anderen Grundfaktoren (A, B und C) bleiben im Vergleich zur vollen Wildfarbigkeit - genannt Grau - unverändert. Was ist passiert?
    Der Faktor für die Dichte der Schwarzeinlagerung im Haar wird gemindert (verdünnt, aufgehellt). D mutierte zum rezessiven Faktor „d“ und ist in doppelter Form d/d vorhanden, folglich reinerbig vorhanden. Alle schwarzen Anteile aus dem uns bekannten schwarzwildfarbigen Haarkleid haben eine Veränderung zu blau erfahren. Folglich wird die Deckfarbe blaugrau gefordert.

    Da der Wildfarbigkeitscharakter (G/G) von dieser Farbverdünnung von Schwarz zu Blau nicht betroffen ist, bleiben auch hier wieder die hellen Körperzonierungen und die Bänderungen des Einzelhaares erhalten. Somit werden bei Scheitelung der Behaarung auch bei der Beispielsrasse Pf vom Haarboden aufwärts als Abstufungen in Unter-, Zwischen- und Deckfarbe erkennbar. Die Deckfarbe stellt sich als eine Mischung aus blauen und grauwirkenden Haaren auf einem blauen Farbgrund dar. In Folge des Zusammenspiels hellgrauer und etwas dunklerer Grannenhaarspitzen erhält die Deckfarbe ihren besonderen Reiz, nämlich das Erscheinungsmerkmal „Perlung“.

    Die Luxfarbe (Fehwildfarbe)

    Der Vertreter für diese Farbkombination ist die Rasse des Monats Farbenzwerg, luxfarbig. Eine Kombinationszucht von Perlfeh und Marburger Feh ließ diese Kaninchenfellfarbe und deren Fellträger - das Luxkaninchen - etwa um 1920 entstehen. Eine interessante und attraktive Rasse mit der zusätzlichen Genveränderung von Schwarz (CC) zu Braun (cc). Folglich kennzeichnen zwei Veränderungen sowohl die Formel als auch die Fellfarbe des ehemals schwarzwildfarbigen Ausgangstypen: cdG/cdG.
    Daraus schlussfolgernd müssen in der Decke bei unserer Rasse des Monats dem luxfarbigen Zwerg blaue und braune Farben sichtbar werden. Dem Betrachter stellt sich dieses Farbbild vergleichsweise heller als das der Pf als lichtes Blau mit schwacher, durchscheinender bräunlichroter Tönung dar. In der Standardsprache heißt das: „ein lichtes Blau mit silbrigem Glanz und mit einer von der Zwischenfarbe her schwach durchscheinenden braunroten Tönung“.
    Anhand der oben aufgezeigten Formel erkennen wir, die Fehwildfarbigkeit basiert auf dem G im Zusammenhang mit den mutierten, nun kleingeschriebenen Faktoren c und d, so bleiben auch bei dieser Rasse/Farbanlage die Einzelhaarzonierung und die Körperzonierungen erhalten.
    Auch hier können wir die Aussage über Einzelhaarzonierung überprüfen, indem wir z. B. einen Felltrichter blasen und die Unter-, Zwischen- und Deckfarbe betrachten.
    Eine blaugraue Iris passt zu beiden bis hierher beschriebenen Genotypen, nur finden wir bei der Lux-Variante ein Auge, dass bei günstigem Lichteinfall leicht rötlich erscheint.

    Die einfarbigen Fehbehaarung

    Das Marburger-Feh-Kaninchen ist hier als Beispielsrasse zu nennen. Die Deckfarbe präsentiert sich in einem Farbenzwerge luxfarbiglichten Blau, das von einem bräunlichen Schleier leicht überzogen ist. Die kürzere Behaarung an Kopf, Ohren und Läufen verstärkt den bräunlichen Schleier bei zurücktretendem Blau. Das gesamte Farbbild wirkt „ruhiger“ im Vergleich zu den luxfarbigen Vertretern. Wie bei allen einfarbigen Rassen wird das Farbbild am ganzen Körper gleichmäßig verlangt und ist frei von Zonierungen nach Art der Wildfarbigkeit. Nur die Bauchfarben sind stets etwas matter, was auf die geringere Begrannung in diesem Bereich zurückzuführen ist. Die Augenfarbe ist auch hier wieder passend zur genetischen Farbgrundlage blaugrau und leuchtet wie bei den Luxfarbenen bei entsprechendem Lichteinfall rötlich. Dieses Merkmal in den Bereichen der Iris und der Pupille basiert auf der durch Mutation bzw. durch die Kombination mutierter Faktoren: Farbverdünnung (D zu d) und Farbreduzierung C zu c. Es ist keinesfalls vergleichbar mit dem rot durchscheinenden Augenhintergrund beim Teil- oder Vollalbino, sondern begründet sich aus der Farbreduzierung C zu c = Minderung des schwarzen Pigmentes.
    Da diese Rasse einfarbig ist, weicht die Unterfarbe nicht wesentlich vom Ton der hellblauen Deckfarbe ab, sie grenzt demzufolge auch von dieser nicht scharf ab und sollte bis zum Haarboden herab reichen.

    Preisrichterliche Betrachtung

    Herzlichen Glückwunsch an die Verfasser für diesen umfangreichen Bericht, dem ich nicht mehr hinzuzufügen wüsste. Bei viele seltenen Farbenschlägen bei Farbenzwergen und anderen Rassen, lassen oft Körperform und Fell noch zu wünschen, denn ist es verständlich dass die Züchter erst einmal versuchen Rassemerkmale zu festigen. Um so erfreulicher ist, dass die Verfasser auch in diesen Positionen schon gute Fortschritte gemacht haben.

    Wir bedanken uns bei ZGM. Rieger für diesen Bericht und die Fotos. Weiterer Dank gilt Tatjana Ruthmann, Kai Sander,Heiko Semmel und Siegfried Lübbert für Ihre Mitarbeit. Das Copyright liegt bei den jeweiligen Verfassern und beim Rassekaninchenzuchtforum e.V. Die Rechte der Grafiken liegen bei http://www.rkz-forum.de. Weitere Ergänzungen, Meinungen und Bilder zum Rassebericht bitte an webmaster@rkz-forum.de. Wir weisen nochmals ausdrücklich darauf hin, das die Bilder, Texte und Grafiken bestimmten Rechten unterliegen, und das wir Copyrightverletzungen strafrechtlich verfolgen lassen werden.

    (C) 2008 RKZ-Forum.com

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!