Rasse des Monats August 2005 - Englische Schecken

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    Rasse des Monats:

    Englische Schecken

    Erstellt von Volkmar Pohl

    Die Englische Schecke ist mit Sicherheit eine der schönsten und reizvollsten Rassen, die durch ihr apartes Aussehen Laien und Züchter gleichermaßen erfreut. Auf allen kleineren und größeren Ausstellungen bildet sie einen starken Anziehungspunkt und gibt durch ihre Zeichnung ein interessantes, einprägsames Bild. Zudem gilt sie neben dem Holländerkaninchen als die älteste Rasse unter den Scheckenkaninchen und ist immer wieder eine willkommene Belebung von Ausstellungen. Bei keiner anderen Rasse ist der Standard — bis auf einige Farbfehler — ausschließlich auf die Zeichnung ausgerichtet. Eine ideale Zeichnung zu erzüchten gelingt sehr selten. Für den Züchter ist die Zucht dieser Rasse die Krönung der Rassekaninchenzucht und hält ihn das ganze Jahr über in Spannung.

    Ende des 17. Jahrhunderts existierten bereits einige Kaninchenrassen, deren Fellfarbe sich von der natürlichen Wildfarbe deutlich unterschied. So ist aus verschiedenen Berichten bekannt, das in Ungarn und den Karpaten häufig gescheckte Kaninchen zu sehen waren. Nachweislich gibt es reine Scheckenkaninchen bereits seit über 100 Jahren, erstmals wurden sie um das Jahr 1890 in der Fachliteratur erwähnt.

    Insbesondere die englische Züchter bemühten sich, aus hasengrau gescheckten Kaninchen einfarbig gescheckte Kaninchen in schwarz-, blau- und thüringerfarbig zu züchten. Erst sehr viel später erschienen dann auch die dreifarbigen Schecken. Wie rasch ihnen dies erfolgreich gelungen war zeigten Ausstellungen um das Jahr 1900. Das Zeichnungsbild dieser Kaninchen hatte aber noch nichts mit der heutigen Scheckung gemein, sie waren primitiv schwarz-weiß ohne klares Zeichnungsbild. Offenbar ist also die feine Englische-Schecken-Zeichnung der mühevollen Arbeit englischer Züchter zu verdanken. Jedenfalls trotzdem machte man dieses Kaninchen in England zum edlen Rassetier und verfeinerte Scheckung in mühevoller Arbeit bis zu dem Aussehen, welches wir heute so bewundern. Man nannte es schließlich Englisches Scheckenkaninchen und das durchaus zu Recht.

    Der erste englische Standard im Jahr 1900 forderte eine möglichst einheitliche Zeichnung. Damit diese voll zur Wirkung kommt, sollte das Fell kurz und dicht sein. Zeichnungsmerkmale waren bereits am Anfang der Schmetterling, die Augenringe, die Backenpunkte, farbige Ohren, Ketten- und Seitenzeichnung und schließlich der Aalstrich. Ebenfalls wurden Bauch- und Beinflecken verlangt. Der schlanke Körperbau wurde zum Rasseideal erhoben. Kurze, blockige Typen wurden ebenso abgelehnt wie schwere Tiere.

    In den Zeiten von Weltwirtschaftskrise und Weltkriegen brachte die Verlagerung des Zuchtschwerpunktes auf die so genannten Wirtschaftsrassen diese schöne Rasse dem Aussterben nahe. Einigen unermüdlichen Liebhabern dieser aparten Rasse ist es zu verdanken, das es die englische Schecke auch heute noch gibt.

    Gewicht

    Die Gewichtsskala bei der Englischen Schecke erstreckt sich von 2,0 kg als Mindest- bis 3,25 kg als Höchstgewicht. Auf Ausstellungen gilt ein Bereich von 2,5 bis 3,0 kg als Normalgewicht für das Erreichen der vollen Punktzahl, Abweichung davon – insbesondere nach unten- wird mit deutlichem Punktabzug bestraft. Dies ist auch richtig, da Größe und Form bei einem ausgesprochenen Zeichnungstier geradezu Voraussetzungen für ein edles Aussehen sind. Ein schlecht gezeichnetes Kaninchen mit einwandfreier Form und Größe kann durchaus schön wirken, ein gut gezeichnetes Tier mit schlechter Form nicht.

    Körperform und Bau

    Dieser Vertreter der Englischen Schecke gehören zu den kleinen Rassen. Gegenüber den Wirtschaftsrassen zeichnen sie sich durch ihre besondere Schönheit und Eleganz aus. Hervorgerufen wird diese Erscheinung durch einen leicht gestreckten Körperbau und einer mittelhohen Stellung auf feinen Gliedmaßen. Die Rückenlinie verläuft ebenmäßig und endet mit einer gut gerundeten Hinterpartie. Viele Züchter machten die Erfahrung, dass die Scheckenzeichnung auf einem kleinen und gestreckten Körper besser zu stehen kommt als auf einem großen walzenförmigen, wo die Zeichnung häufig zusammenhängend erscheint. Der Kopf ist länglich und nicht zu dicht am Rumpf angesetzt, der Hals sollte somit leicht sichtbar sein. Rammler und Häsinnen sollten am Kopf erkannt werden können. Die Ohren sind fein, gut behaart und gerade aufgesetzt und passen in der Länge zum Körper.

    Kopf und Ohren

    Wie bereits erwähnt soll der Kopf etwas länglich, die Stirn aber breit sein. Trotzdem sollte die Englische Schecke nicht die für die gedrungenen Kaninchenrassen typische Schädelverkürzung zeigen. Besonders beim Rammler soll eine gut ausgeprägte Kinnbackenpartie aus zu machen sein. Die Ohrmuscheln sind entsprechend der Faustregel (1/4 der Körperlänge) etwa 9,5 bis 10,5 cm lang. Sie sind sehr gut behaart und oben schön abgerundet. Vom Gewerbe her sollen sie feiner als die fleischigen Ohren verschiedener anderer Rassen sein, sprich sie sind der feinen Konstitution der Englischen Schecke angepasst. Die Ohren werden fast gerade nach oben gerichtet getragen und geben dem Kaninchen ein sehr neugieriges und lebensfrohes Aussehen.


    Fell

    Dem Fell der Englischen Schecke kommt neben seiner natürlichen Aufgabe als Schutz vor Umwelteinflüssen wie z.B. Regen eine zusätzliche Funktion zu, die hier sogar außerordentlich wichtig ist und das Aussehen ganz wesentlich beeinflusst. Das Fell soll die sehr schwierig zu erzüchtenden Zeichnung voll zur Geltung bringen und seinem Träger ein edles Aussehen garantieren. Wie kann es nun diesen beiden Funktionen am besten gerecht werden? Es soll es eine möglichst dichte Unterwolle besitzen und nicht zu lang sein. Im Standard wird das Haar als „nicht ganz mittellang“ bezeichnet, optimal ist eine Haarlänge von etwa 2,5 cm. Bei dieser Länge erscheinen die Abzeichen meist rein. Ein längeres Haar bewirkt, das vor allem die seitliche Zeichnung verschwommen aussieht. Aus den gleichen Gründen ist auch eine feine gleichmäßige Begrannung erwünscht, denn diese verleiht der Deckfarbe den erforderlichen Glanz.

    Farbe

    In Deutschland sind die Farben Schwarz-Weiß, Blau-Weiß, Thüringerfarbig-Weiß und Dreifarbig (weiß-schwarz-gelborange bzw. gelbrot) im Standard beschrieben und auf Ausstellungen zugelassen. Der EU-Standard kennt hier noch einige andere zugelassenen Farbenschläge wie Madagaskar-weiß (hier ist Thüringerfarbig-weiß gemeint), Gelborange-weiß und Havanna-weiß. Die Abzeichen treten rein und kräftig gefärbt hervor. Die braune Augenfarbe steht im Einklang mit der dazugehörigen Zeichenfarbe, beim Blau-weiß ist eine blaugraue Augenfarbe zu sehen. Die Krallen sind farblos. Die Grundfarbe (weiß) ist in Deck- und Unterfarbe reinweiß.

    Der Kontrast von Schwarz und Weiß ist recht auffällig und wird daher bevorzugt. Es lässt sich keine wirkungsvollere Farbzusammenstellung denken als ein tiefglänzendes, sattes Schwarz auf reinem Weiß. Zum Leidwesen der Züchter lässt sie aber auch jede kleinste Unregelmäßigkeit der Zeichnung mit aller Deutlichkeit erkennen. Als ideale Zeichnungsfarbe gilt die des Alaskakaninchens. Die Unterfarbe ist ein reines Dunkelblau, nicht mit andersfarbigen Haaren durchsetzt, je intensiver umso besser. Leider ist der schöne Farbkontrast nur in der kurzen Zeit der Fellblüte ein wahrer Augenschmaus.

    Die Farbzusammenstellung Blau-Weiß ist wohl recht apart, jedoch der Kontrast naturgemäß schwächer. Das Blau soll dabei der Farbe der Blauen Wiener entsprechen, bevorzugt wird ein intensives Mittelblau. Mehrjährige Tiere verlieren die intensive Farbe und werden blasser.

    Bei der Thüringer-Weißen Farbkombination wird ein gelblich-rot-brauner Farbton verlangt, über den das dunkelbraune, jedoch keinesfalls schwarze Grannenhaar wie ein rußiger Schleier gebreitet erscheint. Auch die Bauchfarbe ist rußig angehaucht. Naturgemäß erscheint der rußige Anflug an Ohren und Schmetterling am kräftigsten, dagegen pflegen die Ketten etwas heller zu sein, heller als die Seitenzeichnung und der Aalstrich über der Kruppe. Keinesfalls darf die Farbe gleichmäßig schokoladenfarbig braun sein. Unerwünscht ist auch ein rein schwarzer Anflug, noch dazu, wenn er die gelbrote Unterfarbe verdrängt. Mit zunehmendem Alter wird die Farbe dunkler.

    Letztendlich fehlt noch das Dreifarbig-Weiß. Die Zeichnungsfarbe ist hier ein schwarz und rotgelb. Sie soll rein und nicht mit andersfarbigen Haaren durchsetzt. Mit Ausnahme der Backenpunkte, die einfarbig sein dürfen, müssen alle Zeichnungsmerkmale zweifarbig sein. Der Anteil der Farben Schwarz und Rotgelb sollte annähernd gleich sein. Das dreifarbige Englische Scheckenkaninchen wird in einigen Ländern als «Dreifarben-Kleinschecken» gezüchtet.

    Zeichnung

    Die Zeichnung beim Englischen Scheckenkaninchen ist das charakteristische Rassenmerkmal, auf welches der Züchter in erster Linie seine züchterische Tätigkeit konzentriert. Sie besteht aus den beiden Hauptteilen Rumpf- und Kopfzeichnung, die auf Ausstellungen auch in getrennten Positionen bewertet werden.

    Die Kopfzeichnung besteht aus Schmetterling, Augenringe, Backenpunkte und Ohrenzeichnung.

    Auf dem Nasenrücken befindet sich ein Abzeichen in Form eines Schmetterlings. Die Flügel des Schmetterlings sollen voll ausgeprägt und schön gerundet sein, beidseitig symmetrisch über die gesamte Nasenpartie reichen und sich ein wenig über die Mundwinkel erstrecken. Die Zeichnung soll den Unterkiefer seitlich einfassen und unten wenigstens eine Bleistiftbreite offen sein. Der Rand ist scharf abgegrenzt. In der Mitte der Oberkante des Schmetterlings befindet sich ein kleiner, etwa 10 bis 15 mm langer farbiger Ausläufer, der Dorn. Er sollte schön ebenmäßig und oben gut abgerundet sein. Ein schiefer, unregelmäßiger oder fehlender Dorn ist ein Fehler. Unschön wirkt auch ein spitzer Dom, der den Kopf sehr schmal erscheinen lässt.

    Jedes Auge wird von einem etwa 5 mm schmalen, geschlossenen, möglichst runden Kreis in der jeweiligen Zeichnungsfarbe eingefasst, dem so genannten Augenring. Kreisrund wäre er natürlich ideal, doch ist dies sehr selten der Fall. Die meisten Augenringe haben einen kleinen Ausläufer (Zacke) in der oberen Hälfte, die jedoch bei der Bewertung unberücksichtigt bleibt. Merkwürdigerweise tritt sie bei Tieren mit gleichmäßig breiten Augenringen auf. Sie vererbt sich dann so hartnäckig, dass sie geradezu zum Augenring zu gehören scheint.

    Auf den Backen an den Spürhaaren sitzt beiderseits ein Farbpunkt (Backenpunkt) von nicht mehr als ca. 15 mm Durchmesser. Er darf rund oder oval sein, aber er darf weder fehlen noch in Augenring oder Schmetterling übergehen. Diese Gefahr ist insbesondere bei ovalen Backenpunkten gegeben, die sehr nach an anderen Abzeichen stehen. Schnell kann sich die ovale Form bei der nächsten Generation etwas drehen und eine Verbindung zu Augenring oder Schmetterling bilden, die unerwünscht ist.

    Die Ohren und auch die Ohrwurzel sind in der jeweiligen Zeichnungsfarbe. Eine ideale Ohrenfarbe ist stets eines der Hauptrassenmerkmale und wirkt auf den Betrachter bestechend. Die Abgrenzung der Farbe gegenüber der Grundfarbe ist regelmäßig und scharf und sollte möglichst keine Zacken und Ausläufer aufweisen. Weiße Haare zwischen den Ohren stören, mehr natürlich noch weiße Flecken oder Büschel. Auch kleine Farbflecken an der Ohrenwurzel vererben sich sehr stark und erfordern eine züchterische Arbeit über viele Generationen, um dieser Sache Herr zu werden.

    Zur Rumpfzeichnung gehören Aalstrich, Kette und Seitenzeichnung. Die früher geforderten Bein- oder Bauchflecken sind heute für die Bewertung nicht mehr bedeutsam. Die Zeichnungsmerkmale sollen auf beiden Seiten gleichmäßig angeordnet und von gleicher Größe sein.

    Unmittelbar vom Ansatz der Ohrenfarbe verläuft der etwa1 bis 2 cm breite Aalstrich gleichmäßig über die Rückenlinie bis in die Blumenspitze. Er ist dann ideal, wenn er wie mit einem Pinselstrich gezogen ist, ohne Zacken und Grate. Nicht selten ist der Aalstrich am Ansatz und am Ende schmaler, jedoch darf er zwischen Nacken und Blumenansatz niemals unterbrochen sein. Solche Tiere sind nicht zur Zucht einzusetzen, weil sich dieser Fehler stark vererbt.

    Nur der Englischen Schecke eigen ist die Kettenzeichnung. Eine gute Kette besteht sie aus einem reichlichen Dutzend Farbtupfen auf jeder Seite. Sie beginnt unmittelbar hinter der Ohrenwurzel und geht in eine Doppelreihe, breiter werdend, bis in die Weichen. Zu viele Flecken stören das schöne Zeichnungsbild mehr als zu wenige. Ideal wird die Kettenzeichnung, wenn sie den Eindruck erweckt, als habe ein Kind mit zwei Fingern in Farbe gelangt und diese auf das weiße Fell getupft. Zu grob gezeichnete Tiere besitzen meist schlechte Ohrenansätze, grobe breite Augenringe und ebensolche Backenpunkte.

    In Fortsetzung der Kettenzeichnung kommt nun die Seitenzeichnung, die sich über Schenkel und Lendenpartie erstreckt Sie besteht aus etwa 12 und mehr freistehenden, etwas größeren, rundlichen Tupfen und nimmt etwa die Schenkelfläche ein. Eine leichte, gleichmäßige Seitenzeichnung wirkt schöner als eine zu volle. Eine Symmetrie der Zeichnung links und rechts ist zwar anzustreben, aber nicht Bedingung. Häufig sind die Seitenflecken noch etwas grob und gehen ineinander über, stehen zu tief oder zu hoch, sind zu dünn oder zu gedrängt.

    Neben den genannten Zeichnungsmustern gibt es noch die Bein- und Bauchflecken. Diese werden bei der Bewertung nicht berücksichtigt. Diese Nebenzeichnungen wirken jedoch unschön, insbesondere die Beinkette beeinflusst das Bild negativ. Die Beinketten verlaufen in einer Reihe von rundlichen Flecken von der Kette in halber Höhe zu den Vorderläufen. Überdies vererbt sie sich hartnäckig, so dass sie selbst die schönste Kettenzeichnung stören kann.

    Zucht

    Erfahrene Züchter werden die Traubenzeichnung wegen ihrer satten Farbe, eines nicht selten idealen Ohrenansatzes, eines breiten Aalstrichs und einer vollen Seitenzeichnung bei einem Elterntier vorziehen. Jedoch sollte das andere Elterntier dem Ideal ziemlich nahe kommen. Deshalb sind Zuchttiere mit einem etwas breiteren Aalstrich leicht gezeichneten Tieren vorzuziehen, unsauberer Ansatz der Ohrenfarbe und ein durchgehender Aalstrich sind wichtiger als eine optimale Seitenzeichnung. Englische Schecken mit hervorragenden Augenringen haben nicht selten eine grobe Seitenzeichnung, andererseits haben Tiere mit schmalen Augenringen eine sehr fein ausgeprägte Seitenzeichnung. Offensichtlich bestimmt die Intensität der Farbe die Qualität der Zeichnungsmerkmale.

    Wie alle Scheckenrassen ist auch die Englische Schecke spalterbig. Allein schon aus diesem Grund ist es wichtig, große Würfe mit zweistelligen Jungtierzahlen anzustreben. Gezielte Linienzucht führt mittelfristig zur Vereinheitlichung der Zeichnung in einem Stamm. Zu beachten ist dabei insbesondere die Zusammenstellung der Zuchtstämme. Der Züchter sollte auch konsequent ein Zuchtbuch führen, denn leicht kann durch falsche Planung und spontane unüberlegte Zukäufe der züchterische Erfolg für die nächsten Jahre verspielt werden.

    Wirtschaftlichkeit

    Die Englische Schecke besitzt noch weitgehend die typischen Leistungsmerkmale des Wildkaninchens. Sie ist ein vorzüglicher Futterverwerter, dabei aber auch recht genügsam. Ein gutes Muttertier kann problemlos sieben und mehr Jungtiere groß ziehen. Das Fleisch der Rasse ist fein und kurzfaserig, der Fleischansatz sehr gut. Jedoch sind Englische Schecken als Kleinrasse nicht unbedingt zur Fleischproduktion bestimmt. Wie so oft bei den Engländern, so stand auch hier mehr der „sportliche“ Gedanke bei der Zucht im Vordergrund.

    Haltung

    Die Englische Schecke ist eine recht lebhafte Kaninchenrasse. Deshalb sind die Tiere natürlich auch für große luftige Ställe, in denen sie sich ausgiebig bewegen können, dankbar. Fütterungsfehler sind bei dieser Rasse zu vermeiden, da wie oben geschrieben, nur die Kombination aus gutem Körperbau und schönen Fellstruktur die ganze Eleganz und Schönheit dieser Kaninchen voll zur Geltung kommen lässt. Die Tiere sind im Allgemeinen recht frohwüchsig und erreichen bei richtiger Fütterung die Grenze zum Normalgewicht mit sechs bis sieben Monaten. Eine Fütterung ist dann angemessen und richtig, wenn die Kaninchen kontinuierlich wachsen, ohne jedoch dabei zu verfetten. Im Alter von etwa 9 Monaten sind die Tiere dann in aller Regel auch in der Fellblüte und die Zeichnung kommt voll zur Geltung. Deshalb lohnt es sich bei entsprechenden Haltungsmöglichkeiten für den Züchter immer, bereits bei der Planung der Würfe gezielt auf die einzelnen Schauen hinzuarbeiten. Dabei sollte man aber Schauen zu Zeiten des Haarwechsels nach Möglichkeit meiden, da dann die Zeichnung dann bei weitem nicht so schön zu sehen ist.

    Trotz ihrer Größe (im Vergleich zu den bei Kindern und Eltern beliebteren Zwergrassen), werde ich doch ab und zu gefragt, ob diese Tiere auch für Kinder eine geeignete Rasse sind. Ich muss dies aus meiner Sicht immer wieder verneinen. So schön diese Tiere aussehen, sie sind nun mal recht lebhaft. Richtig zutraulich werden sie erst nach langer Zeit und Schmusetiere sind es bei mir noch nicht geworden. So habe ich zwei etwa gleich altrige Rammler, eine Schecke und ein Burgunder. Beide bereiten keine Probleme, aber nur der Burgunder möchte gerne zusätzliche Streicheleinheiten haben.

    Die Englische Schecke lässt sich nur wenig nach einem allgemein verbindlichen Schema züchten. Es ist kaum möglich, die züchterischen Erfolge anderer durch den Zukauf fremder Tiere zu eigenen Erfolgen zu machen. Man muss selbst - meist ein Leben lang - seine züchterischen Erfahrungen sammeln, Ratschläge haben da oft wenig Wert, sobald man sich mit den Details befasst. Ein weiteres Handicap ist die Spalterbigkeit dieser Rasse. Sie bedingt eigentlich große Stallanlagen, für die in der heutigen Zeit aber kaum in neuen Siedlungen die Grundstücksgröße ausreicht (von Nachbarn, Behörden, Zeit und Geld mal ganz abgesehen). Des weitern bringt die Nachzucht im günstigsten Fall 50 % Typenschecken hervor. Die übrigen 50 % sind die einfarbigen schwarzen Tiere sowie die Weißlinge (Chaplins oder wie meine Tochter sie mal treffend genannt hat: Nullpunkte - weil ihnen im Wesentlichen die typischen Ketten- und Seitenzeichnung fehlt). Die einfarbigen schwarzen Tiere kann (neuerdings muss) man zur Zucht mit einsetzen. Zu berücksichtigen ist jedoch, dass eine Zucht mit diesen Tieren auf Dauer zu Abstrichen in der Qualität der Zeichnung führt und diese Tiere auch nicht ausgestellt werden dürfen. Die Nullpunkte (ich liebe dieses Wort) haben wegen des in ihnen schlummernden Letalfaktors immer wieder zu einer breiten Diskussion geführt, die in den letzten Jahren zu neuen Reglungen geführt hat, infolge dessen auch schon diverse Scheckenzüchter das Handtuch geworfen haben. Ich ziehe auch diese Tiere seit Jahren mit Erfolg groß oder gebe sie an Bekannte zur Mast ab. Probleme mit erhöhter Sterblichkeit oder ähnlichen gab es dabei bisher noch nicht. Allerdings setzte ich sie auch nicht für die weitere Zucht ein.

    Zum Schluss noch einige persönliche Anmerkungen zur Bewertung der Scheckenrassen. Oft ist gerade bei der Bewertung solcher Rassen eine Unstimmigkeit bezüglich der Stellung der Zeichnungsmerkmale zu beobachten. Zusammenhängende Merkmale sind fehlerhaft. Wie aber sind Zeichnungsmerkmale zu bewerten, die zwar dem Augenschein nach getrennt sind, in der Tiefe aber ineinander übergehen? Einen Hinweis geben die Bestimmungen des Standards. Demnach ist eine Unterbrechung des Aalstriches im Genick bis zu den Schulterblättern oder am Ende der Blume nicht sichtbar und stört deshalb nicht. Somit bestimmt also allein das Auge bei äußerlicher Betrachtung über die Qualität einer Zeichnungsanlage. Fehlerhaft ist jede Störung, die sichtbar ist und dem Betrachter sofort ins Auge fällt. Was bei glatt gestrichenem Fell nicht sichtbar wird, kann deshalb auch nicht fehlerhaft sein. Darauf sollte der Preisrichter bei der Bewertung achten und darauf verzichten, mit dem Stift innerhalb der Unterwolle nach Fehlern zu suchen. Der Richter sollte auch von den genetischen Bedingungen ausgehen und diese angemessen berücksichtigen. Die spalterbigen Englischen Schecken bringen in ihrer Nachzucht im günstigsten Fall 50 % Typenschecken hervor, womit aber noch lange nicht gesagt ist, dass eine standardgerechte Zeichnung vorliegt, geschweige denn, dass sich 2 oder mehr Tiere in der Zeichnung vollkommen ähneln. Damit ist die Schwere der Zucht nur kurz angedeutet. Das soll jedoch nicht heißen, dass der Preisrichter über Fehler hinwegsehen soll, er muss sie klar und deutlich auf der Bewertungsurkunde vermerken und eine maßvolle Punktebewertung anstreben. So kann der Preisrichter dem Scheckenzüchter helfen und ihn für seine züchterische Arbeit anspornen.

    Erbbiologische Betrachtung

    Die Ausführlichkeit des Beitrags ist lobenswert. Im Allgemeinen kann man alle Rassen zu den „Gescheckten“ zählen, die auf weißem Grund dunkle Abzeichen tragen. Das gilt für die Rassen, welche einerseits der Punktscheckung (K/k) und andererseits der Holländerscheckung (s/s) unterliegen.

    Es ist aus der Genetik bekannt, dass die eigentliche Grundfarbe die Abzeichen sind, während die weiße Farbe korrekt die Zeichnungsfarbe darstellt, die ja in beiden Fällen erst durch die unterschiedlichen Scheckungen hervorgerufen wird. Im Standard hat sich allerdings bis zum heutigen Tag das umgekehrte Verhältnis erhalten.

    (c) Heidrun Eknigk

    Preisrichterliche Betrachtung

    Wieder einmal haben wir hier einen sehr schönen Bericht über eine interessante Rasse, Danke an den Verfasser dieser Zeilen. In einen wenigen Punkten möchte ich Ergänzungen und Erweiterungen einbringen.

    Zu der Körperform möchte ich noch einmal ausdrücklich darauf hinweisen, dass diese Rasse leicht gestreckt und feingliedriger sein sollte. Manchmal sieht man leider Tiere die in ihrem Erscheinen an Kleinschecken mit der Zeichnung von den englischen Schecken erinnern. Dies ist eine „Sportrasse“ und sollte es auch bleiben. Auch die Erwähnung der Stirn- und Backenbreite sollte nicht in Extreme ausarten, zwar darf der Kopf stärker als bei den Hasen sein aber sollte nicht die Stärke der Rassen mit der typischen Walzenform gehen. Ein etwas feinerer, zu einer „Sportrasse“ passender Kopf, ist anzustreben.

    Ein wenig verwundert bin ich über die Forderung des Verfassers, dass der Preisrichter nur nach sichtbaren andersfarbigen Haaren schauen soll. Der Preisrichter soll zwar nicht suchen, aber z.B. wenn der Backenpunkt nahe an den anderen Zeichnungsmerkmalen steht, sollte er mal auch unter dem Deckhaar nach Verbindungen suchen (anhängender Backenpunkt).

    Historische Betrachtung

    Englisches Scheckenkaninchen aus dem Jahre 1902. Das Spiegelbild zeigt die Zeichnung auf der anderen Körperseite.

    Das Idealtier, gezeichnet mit Benennung der Zeichnungsmerkmale

    Name

    Das bei uns „Englische Scheckenkaninchen“ benannte Tier stammt aus England, wo es allmählich aus einem gewöhnlichen Kaninchen herausgezüchtet wurde. In den ersten Zeiten (A.d.A. in England) war auch die Bezeichnung „Butterfly“, zu deutsch „Schmetterling“, in Gebrauch. In Frankreich wird es teils „Englisches Kaninchen“, teils „Englisches Schmetterlingskaninchen genannt. In Deutschland, wo diese Rasse erst später Eingang gefunden hat, wurde es bis zum Jahre 1900 vielfach mit dem Japanischen Kaninchen verwechselt. Im Schrift- und Zeitungsverkehr wird für diese Rasse(A.d.A. Englische Schecke) die Abkürzung Esch angewandt.

    Herkunft und Abstammung

    In dem „Buch vom Kaninchen(englisch „The Book of the Rabit) wird wohl von einer Schecke gesprochen, es wird diese Art aber als Farbschlag der gewöhnlichen Kaninchen aufgeführt. Sogar in der 2. Auflage(1889) finden die Englischen Schecke noch nicht als Rasse. In Deutschland wurde das englische Scheckenkaninchen fälschlicher weise mit dem Japanischen Kaninchen vertauscht (A.d.A.)

    „Rob Bon“, ein Englisches Scheckenkaninchen aus den 80 er Jahren(A.d.A. 1880); erhielt damals in England viele hohe Preise. Häsin, schwarz-weiß, genannt „Goldene Woge“, anerkannt als schönste Englische Schecke, die in letzter Zeit(A.d.A. bis ca. 1913) in England herausgezüchtet worden ist.

    Auch „Sabel“ schreibt in seinem Buche „Anweisung zu ergiebiger Kaninchenzüchtung“ (1890) gescheckte Kaninchen in allen Farben. Desgleichen hat man in älteren Büchern Frankreichs und Englands „Scheckenkaninchen“ erwähnt, so die „papillons francais“ (Französische Schmetterlinge) und den „Lop butterfly“ (das gescheckte Widderkaninchen).

    Eine große Wahrscheinlichkeit spricht dafür, dass die Englische Schecke nur eine veredelte Form des überall verbreiteten Scheckenkaninchens ist. Den englischen Züchtern gebührt das Verdienst, die Veredlung durchgeführt zu haben. Entweder die Engländer züchteten aus der gewöhnlichen Schecke das neue Tier unter Berücksichtigung der Zeichnungsmerkmale, indes Belgien und Frankreich die Zeichnung unbeachtet ließen und auf Größe züchteten, oder aber die Engländer hatten mit der gewöhnlichen Schecke absolut nichts zu tun, sondern suchten sich aus den Belgischen Landkaninchen, welche ihnen in großer Zahl zu Schlachtzwecken zugesandt wurden, die bestgekennzeichneten aus. Die Größenunterschiede beider Rassen lassen sich einfach erklären, wir wissen, dass die Engländer an einer Verkleinerung von Rassen sich nicht scheuen. Die „Englische Schecke“ kommt auch in den Farben blau-weiß, braun-weiß, grau weiß und gelb-weiß vor. Im Standard vom Bund Deutscher Kaninchenzüchter Ausgabe 1908 war das Englische Scheckenkaninchen schon als anerkannte Rasse aufgeführt.

    Englisches Scheckenkaninchen, schwarz weiß aus den 90 er Jahren(A.d.A. 1890), Gewinner vieler Preise in England; zeigt gegen den „Rob Bon“ den Fortschritt. Häsin mit 88 Punkten prämiert. Feines Gesicht, bis auf etwas unklare Ohrenansätze, sehr guter Aalstrich, seine Seiten, etwas verschwommene Kette, gute Vorderbeinflecke.

    Der Verdienst der Engländer besteht darin, das sie für die Zeichnung bestimmte Grundsätze aufgestellt haben und somit die gewöhnliche Schecke veredelt haben.

    Quellennachweiß

    Literaturhinweis: J. Heintz Das Englische Scheckenkaninchen Verlag F.Poppe. Leipzig ca. 1913

    Zusammengestellt von Frank Waffen

    Wir bedanken uns bei Volkmar Pohl für diesen Bericht und die Fotos. H.Eknigk,

    K. Sander, Frank Waffen
    Wir bedanken uns bei Volkmar Pohl für diesen Bericht und die Fotos. Weiterer Dank gilt Tatjana Ruthmann, Kai Sander,Heiko Semmel und Siegfried Lübbert für Ihre Mitarbeit. Das Copyright liegt bei den jeweiligen Verfassern und beim Rassekaninchenzuchtforum e.V. Die Rechte der Grafiken liegen bei http://www.rkz-forum.com. Weitere Ergänzungen, Meinungen und Bilder zum Rassebericht bitte an webmaster@rkz-forum.de. Wir weisen nochmals ausdrücklich darauf hin, das die Bilder, Texte und Grafiken bestimmten Rechten unterliegen, und das wir Copyrightverletzungen strafrechtlich verfolgen lassen werden.

    (C) 2008 RKZ-Forum.com

  • Hallo


    Zu der bennenug in Frankreich wolte ich noch bemerke das jeder Scheke doch Papillon ... genant wird. Und zwar wegen der Schnauzen zeichnung die ja in deutsch den namen "Schmetterling" hat. Die Bezeichnung Lapin Anglais ( Engliches Kaninchen) habe ich noch nie gehört!! Nach meinen Wissen steht im Franzosichenstandart und EE ebenfals im FR Belgischen Standacht Papillon Anglais.


    Meines Wissens sind volgende Rasse in England aus Belgischstämigen Rasse entstanden Hollander ( es gab in Belgien eine Kaninchen mit dieser Zeichnug und zwar Lapin Brabanson genant), Hasenkaninchen. Es würde aber auch Rasse kaninchenzu schlachtzwecken dochhin geschift das Steinkanichen ist nachdem die Kaninchen aus Australien eingeführt würden und nicht mehr aus Belgien austgestorben.


    Oliver

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