Rasse des Monats März 2004 - Rote Neuseeländer

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  • Ob seine Ahnen jene Scotch rabbits waren, die englische Seefahrer nach Neuseeland brachten und von dort nach Kalifornien kamen, ist ungewiss; sicher aber ist, dass kalifornische Farmer kurz nach der Jahrhundertwende mit rötlichgelben Wildkaninchen zu züchten anfingen, die ihnen wegen ihrer Haarfarbe und ihrer Schnellwüchsigkeit aufgefallen waren. Die Tiere wurden seit 1910 durch Einkreuzungen stark verbessert, 1916 sollte die neue Rasse den Namen American Reds erhalten. Von welcher Art die Einkreuzungen waren, läßt sich nur vermuten; sehr wahrscheinlich dürfte das Hasenkaninchen beteiligt sein. Die rötlichgelbe Farbe jener Wildkaninchen ist auf eine Mutation des Gelb-Wildfarbenfaktors zurückzuführen, wobei das gelbe Pigment durch einen Rot-Faktor verstärkt wird. Die Wirkung des "roten" Farbverstärkers kennt man beim Hasen- und Lohkaninchen und neuerdings beim Sachsengoldkaninchen. Dank seiner Schnellwüchsigkeit und seines vortrefflichen Fleischansatzes machte es bald von sich reden. In Kalifornien war es das Fleischkaninchen schlechthin geworden und hatte eine eigene Industrie entstehen lassen. Und so konnte es nicht ausbleiben, daß die ersten Tiere noch vor dem 1. Weltkrieg nach Frankreich und England kamen. In Frankreich aber züchtete man sie mit einem helleren Haarkleid und einem Gewicht von 8 - 10 Pfund; man nannte sie seit 1914 Fauves (= hirschfarben) de Bourgogne. In England bevorzugte man ein dunkleres, fröhlicheres Fell und ein Gewicht von 6 - 8 Pfund. Anfang der 20er Jahre übernahm die Schweiz das französische Burgunderkaninchen mit der fahlroten Farbe, Holland um die gleiche Zeit den französischen und den englischen Schlag. Aus England kamen 1930 die ersten Neuseeländer nach Deutschland, mit hochgespannten Erwartungen bedacht. 1934 wollte man ihnen den Namen Gelbe Wiener geben, als Rote Neuseeländer wurden sie 1936 in den Standard aufgenommen.
    Der erste Start des Roten Neuseeländerkaninchens aber war denkbar ungünstig. Die viel gerühmte Wirtschaftlichkeit ließ auf sich warten, und enttäuscht wandten sich viele Kaninchenzüchter anderen Rassen zu; die Fachgruppe "Kleintierzüchter" schließlich deklarierte sie als Sportrasse. Und so ist es verständlich, daß auf der großen Reichs-Kleintierschau 1939 in Leipzig unter 10 000 ausgestellten Kaninchen ganze 1,1 Rote Neuseeländer zu sehen waren. Zur gleichen Zeit jedoch war ihr Rang als Wirtschaftsrasse in Frankreich, Österreich und der Schweiz unbestritten.
    Nach dem 2. Weltkrieg wurde vor allem die Neuseeländer-Zucht mit Hilfe von Burgundern aus unseren Nachbarländern bei uns wieder aufgebaut. Das Interesse an dieser Kaninchenrasse steht außer Frage. Auf der 11. Bundeskaninchenschau 1974 in Stuttgart standen 320 Tiere; die Rasse ist heimisch geworden.

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    Fotos von http://www.vantommes.de



    http://www.vantommes.de


    http://home.vr-web.de/~neuseelaender/


    Es gibt noch weitere Neuseeländerclubs. Auf den obigen Internetseiten findet man noch mehr Verweise.


    Persönliche Bemerkungen:

    Das Aufzuchtsvermögen der Muttertiere ist hervorragend, die Aufzucht von 25 - 32 Jungtieren je Jahr keine Seltenheit. Die Auswahl der gut gefärbten Jungtiere ist schon frühzeitig möglich, weil sich die Farbe nach der ersten Haarung nicht wesentlich von jener der Nesthaare unterscheidet. Die sattdunkelroten Tiere sind auch später die besten. An Pflege, Unterkunft und Fütterung stellt die Rasse keine besonderen Ansprüche. Im Laufe der Zeit haben sich immer öfter auftretende Zahnfehler in einige Zuchtlinien eingeschlichen. Allerdings hört man auch von vielen anderen Züchtern, dass es zunehmend Unzufriedenheiten mit der Farbe der RN gibt, die vielen in den letzten Jahren zu blass geworden ist. Auch auf größeren Ausstellungen ist eine recht große Palette an Unterschieden in der Rot-Ausprägung aufgefallen.
    Der Fleischertrag (Wirtschaftlichkeit) der Schlachtkaninchen ist sehr zufrieden stellend. Man sollte die Tiere in Einzelställen mit einer Mindestfläche vom 70 x 70 cm halten. Neben den genannten Problemen der Roten Neuseeländer sei geraten, neben der Verbesserung der Farbe und Form die Leistung nicht zu vergessen. Die Leistung ist ein entscheidendes Attribut des Kaninchens und nicht zuletzt dieser Rasse.

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    Erbbiologische Betrachtung:

    Die Rasse des Monats März ist gut verbreitet. Es gibt kaum eine größere Ausstellung, auf der sie fehlt. Züchter berichten allerdings von zunehmenden Farbabweichungen und unterschiedlichen Zahnanomalien, wie langes Wachstum der Schneidezähne und Zahnfehlstellung.
    Farbabweichungen lassen sich durch starkes Einkreuzen anderer Rassen begründen. Vielfach greift man leider zu Weißen Neuseeländern, um zuerst deren starke Gedrungenheit bis Blockigkeit auf die roten Namensvetter zu übertragen. Wie viel Schaden dadurch angerichtet wird, zeigt sich in den Klagen der Zuchtfreunde. Rote Neuseeländer und Weiße Neuseeländer sind zwei grundsätzlich unterschiedliche Rassen. Ihre gleichnamige Existenz bezieht sich nicht auf Farbenschläge, sondern basiert auf Zuchtziel und Herauszüchtung. Und so unterscheiden sie sich auch, was unbedingt erhalten werden muss.
    Farbenzwerge luxfarbigRN sollen eine leicht gestreckte Körperform haben. Beim WN wird in den meisten Zuchten immer mehr der blockige Typ angestrebt, obwohl die Forderung „gedrungen und vollrumpfig“ das Grundziel sein muss. Wenn im Standard noch blockig (zwar in Klammern gesetzt) erwähnt wird, so ist das schlicht falsch und fordert nahezu eine Gleichsetzung beider Rassen.
    Eine Kreuzung der beiden Rassen (RN und WN) kann auch farblich keinen Sinn machen, weil die Anlagen für eine Farbausbildung bei einem Albino mit vielen Fragezeichen behaftet sind. Nachlese-Empfehlung hier im Forum: Thema „Rote Neuseeländer“, unter „Vererbungslehre und Fachbegriffe“ vom 28. und 29.11.03.
    Die Farbfehler der RN, wie rußige Anflüge an Schnauze und Ohrenrändern in unterschiedlichen Stärken, waren bislang das „Hauptleiden“. Man wusste ihm durch gezielte Auslese weitestgehend zu begegnen. Durch das Einkreuzen anderer Rassen werden auch diese Probleme noch verstärkt.
    Zahnfehlstellungen und andere Anomalien lassen sich ebenfalls auf unsachgemäße Zuchtwahl und Zuchtauslese zurückführen. Hinzu kommen unkontrollierte Einkreuzungen anderer Rassen, wobei es dem Zufall überlassen wird: „Geht’s gut –geht’s nicht gut?!“

    Wer in einer rassereinen, sauberen Zucht nicht vermag, die Spreu vom Weizen zu trennen, wird es schwer haben, nach unüberlegten Einkreuzungen anderer Rassen züchterische Lorbeeren zu ernten.

    Preisrichterische Betrachtung:

    Leider sind in meiner Region die Roten Neuseeländer nicht mehr sehr verbreitet, so dass ich mir kein umfassendes Urteil über diese Rasse leisten kann. Der letzte Züchter der es vor zwei Jahren mit den RN probierte, hat in einem großen Umfang Probleme mit langen Zähnen bekommen (obwohl die Elterntiere von einem Top-Züchter stammten), dass er die Zucht gleich wieder aufgab. Auch der graue Anflug muss für die RN-Züchter ein vorrangiges Ziel sein, in der Zucht verdrängt zu werden. Da wir im Forum über diesen Anflug schon ausgiebig diskutiert haben, habe ich mir auf der Bundesschau noch einmal die Roten Neuseeländer angeschaut, es gibt noch Zuchten mit einer schönen intensiven roten Farbe. Es ist also Aufgabe der Züchter diesen Schlag zu erhalten und Aufgabe der Preisrichten zu Gunsten der Rasse gegen die Farbabweichungen strenger vorzugehen ( was aber wohl auch nicht allen gefallen wird).

    Wir bedanken uns bei H. Eknigk, K. Sander, Christian Deit und Th. Neumann für ihre Mitarbeit. Das Copyright liegt bei den jeweiligen Verfassern und bei http://www.rassekaninchenzuchtforum.com . Die Bilder stammen von http://www.vantommes.de . Weitere Ergänzungen, Meinungen und Bilder zum Rassebericht bitte an webmaster@lv-kaninchenzuechter-westfalen.de .

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