Hallo,
es ist schon erstaunlich, wie blauäugig manch "Züchter" mit seinen Kaninchen umspringt. Das Wichtigste ist meines Erachtens immer, zu jeder Zeit, mit offenen Augen durch den Stall zu gehen. Aussagen, wie,"ich habe keine Zeit, kein Geld usw., haben in unserem Hobby nichts zu suchen. Kaninchenzucht ist kein Hobby, was wir mal so nebenbei betreiben können. Die Tiere brauchen uns jeden Tag. Habe ich keine Zeit oder nicht genug Geld, darf ich keine oder nur wenige Tiere züchten. Sicher hofft man immer "meine Tiere sind gesund und werden es auch bleiben" aber auch das Gegenteil muß mit bedacht werdenn (was mache ich, wenn die Tiere krank werden?).
Das nur vorweg.
Auch ich hatte vor Jahren enorm und auch heute noch vereinzelt mit Darmerkrankungen bei meinen Tieren zu kämpfen. Zum Glück konnte ich durch viele Kleinigkeiten die Verluste erheblich reduzieren.
Die Stallhygiene, das Futter, das Klima, eventueller Überbesatz in den Buchten, ... all das will berücksichtigt werden. Schaut Euch Eure Zuchtanlage an und fragt euch selber: Ist alles so in Ordnung? Wo kann ich was ändern/ verbesssern? Oder fragt Eure Zuchtfreunde nach ihrer Meinung!
Mein Motto: Immer Augen auf im Stall! Seh ich erst, dass ein Kaninchen sichtbar krank ist, dann geht es auch schnell, dass, was auch immer es ist, der ganze Bestand einen weg bekommt. Nach 30 Jahren Kaninchenzucht und manch einem Nackenschlag gehe ich sehr sensibel mit meinen Tieren zu Werke. Sehe vielleicht auch manchmal Sachen, die garnicht da sind, aber ich werde aufmerksam!
Anfangs habe ich noch gedacht, die Tiere, die z. B. eine Enterokolitis überstanden haben, sind genau richtig um aus dem Elend herauszukommen. Damit züchte ich weiter! Doch Fehlanzeige! Fühlst Du dich in Sicherheit, so kommt irgendwann der Nackenschlag! Also, nehme ich Tiere oder Linien in denen vermehrt Erkrankungen auftreten, komplett aus der Zucht. Damit konnte ich die Jungtierverluste schon um einiges verringern. Auch wenn das Tier noch so schön ist, es hilft nichts, auch, wenn es weh tut. Besonders ärgerlich bei seltenen und schwach verbreiteten Rassen.
Das heißt jetzt nicht, wenn ein Tier mal komisch rumsitzt, dass es gleich auf der "Abschussliste" steht. Nein, ich behalte es, und den ganzen Wurf, unter Beobachtung. Inzwischen geht es schon so weit, dass ich immer wieder zu der Aussage komme, und dass schon, wenn die Tiere aus dem Nest gekrochen kommen: "Irgendwie seht ihr komisch aus, hier stimmt was nicht!" .... Wochen später, genau in den Würfen kriselt es! Ich weiß nicht, ob ich da eine Nase für habe?
Neulich war ich bei einem Zuchtfreund, schaute mir seine Englischen Widder an und sagte zu ihm: Du, der Wurf gefällt mir nicht! Irgendwie sehen die Tiere so abwesend aus, keine klaren Augen... Ein paar Tage später der Anruf: "Hast recht gehabt, die Tiere haben Durchfall bekommen!"
Fazit: Wir müssen ein Auge für das Befinden unserer Tiere entwickeln. Sehe ich eine Krankheit rechtzeitig, kann ich gegensteuern und sicher eine Menge retten, das muss nicht immer mit Medikamenten sein. Die Natur hat so viele schone Heilpflanzen, man muss sie nur kennen, finden und richtig einsetzen. Und manchmal hilft dann halt auch nur die rechtzeitige Selektion der kranken Tiere. Hier sind die erfahrenen Züchter gefragt den "Neulingen" zu helfen. Futterneid ist das Letzte, was wir brauchen.
Ich will keineswegs "Überschlau daher reden" oder mich als Retter der Kaninchenzucht darstellen. Ich bin nur der Meinung, dass wir durch viele kleine Änderungen/ Ergänzungen in der Zucht eine Menge bewirken können, ohne dass es gleich Millionen kostet oder der Einzige der dabei verdient, der Tierarzt ist!
MfZg Euer
Martin Plate