Hallo zusammen!
Grundsätzliche Unterschiede gibt es sicherlich zwischen Fleischesser und Vegetarier. Hier sind Differenzen in der Weltanschauung unumgänglich und zum Teil auch unüberbrückbar. Vegetarisch leben kann so seine Probleme bringen, zu viel Fleisch essen aber auch.
Grundsätzliche Unterschiede gibt es auch beim Thema Tierhaltung – insbesondere wenn man zwischen Nutztier und Schmusetier unterscheidet. Den Begriff Nutztier mag ich aber auch nicht. Tier ist Tier und jedes Tier hat seinen „Nutzen“ – auch die Schmusekatze auf dem Sofa - und jedes Tier wird in der menschlichen Obhut beeinflusst. Ich sage hier bewusst nicht „eingeschränkt“, denn das ist eine rein menschliche Betrachtungsweise.
Kein Kaninchen würde in freier Natur 10 Jahre alt. In menschlicher Obhut schon. Dafür würde auch kein Kaninchen in freier Natur an Verfettung sterben.
Es ist gut, dass es Menschen gibt, die anderen ihr Wissen über Tierhaltung weitergeben wollen und zur Verbesserung von Haltungsbedingungen beitragen – Verbesserungspotential gibt es genug. Da ist sich um die Haltung von Schmusekaninchen zu kümmern fast schon Luxus. Wenn man überlegt wie viele Schweine, Rinder und Hühner in Deutschland unter elendigen Bedingen groß gezogen werden, dann sind die ein paar tausende verwahrloster oder problematisch gehaltener Kaninchen in Deutschland verschwindend gering.
Etwas weiter oben schrieb ich aber schon Tier ist Tier und jedes Tier hat ein Recht auf anständige Behandlung, wie jeder Mensch übrigens auch. Und so kümmern wir uns eben um das, wo wir uns gut auskennen.
Wir können dabei von Tierschutzaktivisten lernen, umgekehrt aber genauso, denn jahrzehntelange Rassekaninchenzucht ist auch eine Expertise und sind wir nicht auch Tierschützer?. Wer über viele Jahre hunderte von Kaninchen groß gezogen hat, der hat einen reichen Erfahrungsschatz, wobei ich ehrlich sagen muss, dass es bei Heimtieren Krankheiten gibt, dich ich in über 25 Jahren noch nicht im Stall hatte. Kieferabszesse, Blasensteine, Schnupfen, wunde Läufe und und und.
Hilfreich ist bei alle dem gesunder Menschenverstand, Interesse für das Tier und ein gewisser Grad an Intelligenz. Wenn diese Punkte gegeben sind, dann mag es Verbesserungspotential geben, aber keine schlechten Haltungsbedingungen.
Die Ansätze der Homepage finde ich gut. Zumal es in der heutigen Zeit von Vorteil ist, wenn man sich bequem von zu Hause aus im Internet informieren kann. Manche Schlussfolgerungen auf dieser Homepage basieren aber auf schlechten Erfahrungen und verallgemeinern vereinzelte Probleme zu einem allgemeingültigen Problem. Manche Meinungen halte ich aus jahrelanger Zuchterfahrung aber auch schlicht und einfach für falsch.
Das Absetzalter ist schon unter Züchtern ein Streitthema. In der Natur müssen sich die Jungtiere oftmals schon nach einem Monat selbst versorgen. Und eine Häsin ist nicht gerade zimperlich, wenn sie sich von den Jungtieren gestört fühlt bzw. wenn sie meint, dass es an der Zeit ist, dass die Kleinen verschwinden. Richtig ist aber, dass ein- oder zweimonatige Jungtiere nicht in unerfahrene Hände abgegeben werden sollten. Das ist oftmals das Todesurteil für die Kleinen. Aber würde ein verantwortungsvoller Rassekaninchenzüchter dies tun? Wenn er es tut, dann ist er für mich kein verantwortungsvoller Rassekaninchenzüchter.
Ich setze Jungtiere teilweise mit einem Monat ab. Es schadet ihnen bei mir nicht, denn ich weiß was ich tue, sie entwickeln sich prächtig und zeigen auch kein gestörtes Sozialverhalten wie Aggression oder ähnliches.
Den Großteil der unnötigen Populationsvergrößerung erledigen aber nicht die Rassekaninchenzüchter, sondern die Produzenten für Zoohandlungen oder die Halter/ Vermehrer, die dadurch Geld verdienen. Von so mancher fast schon professionellen Schmusekaninchen-Verkaufshomepage könnten wir noch einiges lernen in punkto Geschäftssinn – wenn wir das wollten. Ich will es nicht.
Angorakaninchen gehören in erfahrene Hände, dem Stimme ich uneingeschränkt zu. Von klein auf und von liebevoller Züchterhand an die Schur gewöhnt, erzeugt das Scheren sicherlich keinen Stress. Angorawolle ist ein toller Rohstoff für die Bekleidungsindustrie und ist unter ökologischer Betrachtung gewiss besser als Polyester oder Baumwolle aus riesigen, pestizidverseuchten Monokulturen.
Angorakaninchen zu sein wird nur zur Qual, wenn der Halter nicht weiß was er tut. Die Qualzuchtschlussfolgerung mag aus den gemachten Erfahrungen kommen – ich halte sie aber für falsch. Angorawolle ist ein Geschenk der Natur, aber Angorakaninchen sind keine Qualzucht.
Widderkaninchen sind auch keine Qualzucht. Noch nicht einmal die Englischen Widder, die selbst unter unwissenden Züchtern teilweise für Kopfschütteln sorgen. Kai hat seinen Teil als Englische Widder Züchter bereits gesagt.
Ich bin selbst seit 28 Jahren Widderzüchter. Die Kaninchen haben an heißen Tagen kein Hitzeproblem, wenn sie ein schattiges Plätzchen haben. Keines meiner schätzungsweise über eintausend aufgezogener Tiere hatte jemals eine Ohrenentzündung, Probleme mit Fliegenmaden oder Verstopfungen in den Ohren. Ursachen hierfür dürften wohl eher haltungsbedingte Mängel sein.
Widder hören gewiss schlechter als stehohrige Kaninchen und würden in der Natur eher gefressen. Größere Probleme als das schlechtere Hörvermögen dürften für unsere Kaninchen aber die bunten Farben verursachen. Ist farbige Kaninchen züchten dann auch Qualzucht, weil sie in der Natur darunter zu leiden hätten?
Zu Zwergkaninchen hat Peter schon angemerkt, was dabei als Qualzucht zu sehen wäre. In meinem Verein wirke ich aber darauf hin, dass gemäß der Vorgaben des ZDRK verpaart wird.
Die festgelegten Mindest-Platzverhältnisse halte ich für willkürlich festgelegt. Auf welcher Basis werden solche Aussagen getroffen? Bemessen an dem Platz, den die eigenen Kaninchen haben? Wissenschaftliche Studien des Wildkaninchens? Untersuchungen hierzu sind mir nicht bekannt. Meine Zwergwidder sitzen in 120x70 cm. Ich fühle mich wohler, als wenn sie nur 60x70 cm Platz hätten, aber fühlt sich das Kaninchen dann auch wohler? Woran mache ich das fest?
Gruppenhaltung kann funktionieren, ist aber kein Allheilmittel. Es wird immer eine Rangordnung geben und das rangniedrigste Tier hat den meisten Stress und stirbt früher. Ist wunderbar von der Natur eingerichtet. Soll der Fuchs doch den Schwächling am Rande fressen, bevor er die Starken in der Mitte frisst.
Ich glaube das Problem, dass wir mit dieser Homepage haben ist, dass dort Negativpunkte aufgegriffen werden, die uns gar nicht betreffen, die uns aber immer wieder vorgehalten werden. Wir werden ja sogar für das Elend der Kaninchen in Mastbetrieben verantwortlich gemacht. Schon alleine deswegen, weil wir als ZDRK die einzige Kaninchenorganisation sind, die greifbar/ angreifbar ist. Die „Hinterhofvermehrer“ und die Mastbetriebe machen das Geld mit ihren Praktiken und wir sollen uns dafür an den Pranger stellen lassen.
Jede Züchterin und jeder Züchter, die/ der mit Herz, Verstand und Leidenschaft Rassekaninchenzüchter ist, ist mit seiner Liebe zum Tier noch immer die beste Öffentlichkeitsarbeit für unsere schöne Freizeitbeschäftigung und ein tolles Argument gegen Qualzucht, sinnlose Vermehrung und Tierleid. Oder bin ich da zu naiv und optimistisch?
Auch ich schlachte lieber mein eigenes Tier, bevor ich anderes Fleisch esse. Das ist die ehrlichste Art der Fleischbeschaffung. Normalerweise sollte jeder nur das Fleisch essen, das er selbst getötet hat. Wie rapide der Fleischkonsum sinken würde?! Wenn ich Fleisch kaufe dann ausschließlich bio oder vom Bauern, bei dem ich die Kühe auf der Weide sehe, wenn ich aus dem Küchenfenster schaue.
Später eventuell mehr, wenn ich die Homepage noch näher betrachtet habe … aber ich denke vorläufig habe ich euch genug "zugetextet" ...
Gruß
Tobias