Moin Kolleginnen und Kollegen,
ich finde es immer wieder erstaunlich, wie in vielen Bereichen die einen, den anderen vorschreiben wollen, wieviel sie verdienen dürfen. Nur bei dem eigenen Verdienst ist Gewinnmaximierung dann komischerweise erlaubt ....
Ich bezweifele, daß hier jemand annährend eine Ahnung hat, wie teuer über Jahre der ganze Forschungsaparat ist, um überhaupt einen Impfstoff zu entwickeln. Wenn es dann wenigstens ein Impfstoff für Schweine wäre, bei dem eine entsprechende Anzahl an Dosen verkauft werden könnte, aber doch nicht bei den "paar" Kaninchen. Für die Industrie ein absolutes Nischenprodukt ohne große wirtschaftliche Bedeutung.
Und das ein Tierarzt auch etwas an seiner Arbeit verdienen will, ist völlig legitim. Das will jeder von uns. Wo da die Schmerzgrenze erreicht ist, kann ich nicht beurteilen. Wenn ein Tierarzt ein Kaninchen (Einzelhalter/ Wohnungskaninchen) für ca. 15 Minuten in der Mangel hat und dann impft und dafür 15-20 € nimmt, ist das doch in Ordnung. Inkl. Material wäre er bei einem Stundenlohn von 60- 80 €. Fahrt mal Euer Auto in die Werkstatt, was da die Stunde kostet.
Bei einer Impfung von 100 und mehr Stallkaninchen, muß der Preis natürlich ein anderer sein. Wenn man dann bei 4,5- 5,50 € liegt, ist das völlig ok.
Einige sollten vielleicht auch einmal Ihre Zucht, die Kosten und die Verkaufspreise überdenken. Etliche Tiere werden verramscht, das kann man selbst auf Großschauen erleben. Ich habe neulich eine Schau mit 2.500 Tieren besucht, da wurden Mecklenburger für 40 € verkauft. Wenn ich Ausstellungsgebühren/ Aufzucht etc. rechne, frage ich mich, wie der Preis zustande kommt.
Gewinn steht natürlich bei einem Hobby nicht an erster Stelle, dennoch sollte man nicht einfach in den Tag hinein züchten. Auch ich gebe Tiere für Jungzüchter teilweise kostenlos oder stark vergünstigt ab und mit eng befreundeten Züchtern geht auch vieles bargeldlos. Trotzdem muß natürlich auch etwas rein kommen, wenn auf der anderen Seite etwas raus geht. Ich habe es bis jetzt jedes Jahr geschafft einen kleinen Überschuß zu erwirtschaften, trotz der neuen Impfpreise.
Jetzt ist das natürlich auch etwas regional abhängig, aber eine schwarze Null oder nicht mehr als ein leichter "Verlust" muß/ sollte möglich sein.
Zu der Ausschreibungsidee: vom Ansatz her eine gute Idee, nur ist der Beruf des Tierarztes bzw. dessen Leistung kein typischer Ausschreibungsberuf und ich bezweifele, daß sich dort überhaupt ausreichend TÄ beteiligen würden.
Es ist der einfachste Weg, anderen die Schuld für die Misere zu geben. Wenn die Situation aber nun einmal so ist, muß man sie annehmen und für sich selbst die beste Lösung finden. Ich kann verstehen, daß ältere oder gesundheitlich eingeschränkte Züchter hier vor Problemen stehen, aber es gibt genug, die das Problem anpacken könnten. Auch wenn es eventuell keine optimale, dann wenigstens eine halbwegs zufriedenstellende Lösung geben wird.
Ich will nicht in Frage stellen, daß es noch andere Stellen gibt, die sich mehr kümmern könnten, aber nur auf andere zu zeigen und darauf zu warten, daß einem selbst DIE Lösung auf dem silbernen Tablett serviert wird, ist etwas zu kurz gesprungen.
Gruß Falko