Da gibt es den Antrag aus dem LV Kurhessen, der in die Geschichte der letzten Jahre nicht unbedingt als der progressivste eingegangen ist. Wir wollen unseren Verband retten, indem wir uns jeder Entwicklung verschließen.
Großartig!
Heureka, Carramba und Hurra!
Folgender Wortlaut steht im Antrag:
"Neuzüchtungsversuche werden zum Schutz der bestehenden Rassen im Zeitraum vom 1.7.2017 - 1.7.2022 nicht mehr zugelassen."
Wie jetzt: Schützt man alte Rassen, indem man neue verbietet? In welchem Film befinde ich mich? Es ist doch der größte Irrglaube aller Zeiten, dass man Entwicklung verhindern kann, indem man bestehende Verhältnisse konserviert. Im Gegenteil: Wer konserviert verschließt sich jeder Entwicklung, gerät in Stagnation und driftet unmittelbar in die Bedeutungslosigkeit ab.
Viele der neuer Rassen sind ja nicht neu. Während man neue sog. wirtschaftliche Rassen noch bis über die Jahrtausendwende begeistert im ZDRK aufnahm, haben wir als Verband es verschlafen, die Entwicklung der Kaninchenzucht zu verfolgen, die sich außerhalb abspielte, aber dem Marktgedanken folgte, wie das bereits vor 80 Jahren der Fall war. Damals war man aber wach und offen für alles neue. Rex,- Marder und Fuchskaninchen würden anderenfalls heute nicht unseren Standard bereichern. Das Phänomen der neuen Rassen, man möge sie abfällig als Modeerscheinung abtun, ist ja nicht neu. Bereits ab 1990, spätestens ab der Jahrtausendwende hätten aufmerksame Funktionäre unseres Verbandes erkennen müssen, dass sich eine neue, vom Heimtiergedanken geprägte Züchterschaft etabliert, die ihre Rex-Zwergwidder, Satinzwergwidder, Löwenköpchen, Löffelohr-Zwerge, Cashmere-Zwerge und Widder etc. leidenschaftlich züchtet. Bereits damals hätte man alle Tore für sie öffnen müssen. Das Verfahren hätte seinerzeit viel vereinfachter durchgezogen werden können, die Akzeptanz wäre, wie nach dem Etablieren der Farbenzwerge und Zwergwidder in den 1960er und 1970er Jahren, beide in kunterbunt, schnell da gewesen und die Rassen würden heute ihr 20jähriges Bestehen feiern.
Was aber hatte man ihnen zu entgegnen? Arroganz und Überheblichkeit. Brauchen wir nicht! Basta! Und ihre Züchter brauchten wir auch nicht. Die Wiedervereinigung hatte uns schließlich die Rekord-Mitgliederschaft von 200.000 eingebracht. Da sollten wir uns nach außen orientieren? Wozu?
Indem wir die neuen Rassen aus dem Heimtiersektor zulassen, öffnen wir den Verband. Es ist wahrscheinlich, dass von außerhalb Mitglieder zu uns stoßen. Im Laufe ihrer Mitarbeit kann sich die Begeisterung des einen oder anderen für eine unserer gestandenen Rassen, ggf. auch einer aus der roten Liste einstellen.
Wie aber stellen sich die Antragsteller den Schutz der alten Rassen praktisch vor? Wollen sie ihn mit der Pistole in der Hand gegen Willen der Züchter durchsetzen? Die Konsequenz lauetet doch nur: Austritt!
Weiter im Text der scheinbaren Begründungen:
"Gemäß TGRDEU-Erfassung wurden im Zeitraum 2006-2015 ca. 64.000 Zuchttiere weniger von unseren Züchterinnen und Züchtern in der Zucht eingesetzt. Dies ist ein Verlust von ca. 25%. Im Bereich der Zuchten beträgte der Verlust sogar 26%! Ein ähnliches negatives Bild ist auch beim Mitgliederbestand des ZDRK festzustellen."
Ja, das ist so. Aber verschlafene Zeiten holt man schwer wieder auf. Der Verlust an Zuchten ist doch nicht auf Neuzüchtungen zurückzuführen! Im Gegenteil. Mit ihnen erwachsen uns als Verband Möglichkeiten, dem rasanten demografischen Wandel, der im Wesentlichen aus dem weitgehenden Wegfall des Wirtschaftsgedankens in der Rassekaninchenzucht begründet ist, zu entgegnen. Was wir vor 20 Jahren verschlafen haben und was mit der Anerkennung der Löwenköpfchen neu initiiert wurde, darf nicht wieder in der Versenkung verschwinden. Nein, wir müssen das neue Gedankengut forcieren und wir müssen die Zulassungsregeln für Farbenschläge liberalisieren. Der Umstand, dass Farbenschläge wie Rassen behandelt werden ergibt für den nicht im Bilde befindlichen Züchter den Eindruck, wir würden uns im Verband nur noch um Neuzüchtungen bemühen. Dem ist nicht so. Aber die Hürden sind viel zu hoch und hoffnungsvolle Ansätze - ich erinnere hier an die Deutschen Kleinwidder weißgrannenfarbig, die in Oldenburg eine großartige Präsentation abgeliefert hatten und eigentlich anerkennungsreif waren - werden so viel zu früh abgewürgt. Der Farbenschlag könnte heute schon im dritten Jahr das Genreserviore der DKlW bereichern.
Weiter im Antragstext:
"Satzungsauftrag ist die Förderung von in ihrem Bestand gefährdeten Kaninchenrassen durch nachhaltige Schutz-und Sicherungsmaßnahmen. Dies ist auch ein Hauptkriterium für die Anerkennung unserer Gemeinnützigkeit"
Gefährdete Kaninchenrassen fördert man nicht dadurch, dass man andere verbietet. Hier ist der Verband gefragt, Maßnahmen einzuleiten. Erste Erfolge wurden durch die Aufhebung der Tierzahl auf Bundesschauen bereits erreicht. Als liberal eingestellter Mensch bin ich prinzipiell gegen jede Art von Subventionen. Und solange ZDRK und DPV getrennte Kameradschaftsabende feiern, werden wir uns über weitere Ausgaben keine Gedanken machen brauchen. Aber ich denke, auch hier wird eher kurz- als langfristig Vernunft Einzug halten. Damit wir für die Zuchten der im Bestand gefährdeten Kanichenrassen eine vernünftige Förderpolitik greifen lassen können. Hier dürfen aber nur Rassen (auch in Summe der Farbenschläge), nicht aber Farbenschläge verbreiterer Rassen gefördert werden.
Weiter im Antragstext:
"Ein Auftrag zur Erzeugung neuer Rassen und Farbvarianten ist in der Satzung nicht ersichtlich."
Ja, wer die Entwicklung verschlafen hat, dem fallen auch eigene Fehler nicht auf. Natürlich steht das nicht ausdrücklich in der Satzung. Aber wir haben gemäß Satzung den Auftrag, alles zu tun, was dem Fortbestand des Verbandes im besonderen und der Rassekaninchenzucht im allgemeinen dient. Wir haben die Augen offen zu halten gegenüber allem neuen, was für uns im Bestand und für die Entwicklung des Verbandes förderlich ist. Dazu gehört nun einmal auch die Rasse der Saison. Ob sie sich bewährt, entscheiden die Züchter und wenn denen der lange Atem fehlt, haben wir immer noch die SFK, die nach meiner Hoffnung eher kurz als mittelfristig das Verfahren zur Zulassung von Farbenschlägen lockern möge.
Weiter im Antragstext:
"Die vorgeschlagene Maßnahme dient daher zur Sicherung des Satzungsauftrages, da die Verteilung der immer weniger werdenden Züchterinnen und Züchter auf noch mehr Rassen und Farbenschläge zumindest zeitlich eingeschränkt wird."
Gut, dazu hatte ich schon einiges gesagt. Das nützt niemanden und schadet dem Verband in direkter Weise. Null Entwicklung und null Oriantierung am Markt bedeuten für jedes Unternehmen den Absturz.
Weiter im Antragstext:
"Sicherungsmaßnahmen der bestehenden Rassen und Farbenschläge (gemeint ist sicherlich: ... für die ... ) - insbesondere der anerkannten alten einheimischen Rassen - sollten durch den ZDRK intensiv eingeleitet werden"
Dazu habe ich bereits oben Erläuterungen hinterlassen. Dem gibt es auch nichts hinzuzufügen. Nur ist die Sicherung des Bestandes alter, historischer Rassen kein Bestandteil bei der Entscheidungsfindung, lasse ich Neuzuchten zu oder nicht. Deren Erhalt steht auf einem anderen Papier des ZDRK und belastet auch völlig andere Sachkonten. Ein Vermischen beider Probleme ist sachlich unbegründet und auch rechnerisch unzulässig.
Ich
empfehle dem Landesverband Kurhessen, sich an seine rührigen Vereine zu
orientieren. Sie sind, zentral im Bundesgebiet gelegen, immer
willkommene, ihererseits sehr herzliche Gastgeber, wenn es darum geht,
zentrale Veranstaltungen aller möglichen Clubs und IGs zu betreuen und
zu beköstigen. Wir haben uns als IG Zwergwidder-Satin im Heim des K2
Baunatal nun bereits im zweiten Jahr sehr wohl gefühlt und kommen in
2018 gerne wieder.
Henry Majaura
Sprecher der IG Zwergwidder-Satin
(ständig Neuigkeiten gibt es unter fb: IG Zwergwidder-Satin und auf unserer HP http://www.satinzwergwidder.jimdo.com