Hallo,
gegen euch beide bin ich ja fast schon alt, als Endzwanzigerin...
ich bin aber nun auch schon mehr als 10 Jahre dabei und das nicht weil Oma, Opa, Vater oder Mutter im Verein gezüchtet haben.
Ich war 17 als eine Freundin und ich die glorreiche Idee hatten in einen Kaninchenzuchtverein einzutreten. Die Kaninchen hatte ich ja schon irgendwo in die Wiege gelegt bekommen. Mein Vater hatte sich als ich 4 Jahre jung war eine Hütte mir 12 Buchten für Deutsche Riesen und Riesenschecken gebaut, um Schlachtkaninchen zu züchten.
Das machte er, bis ich ca. 12 Jahre alt war. Danach stand der Stall erstmal leer und ich habe dann eine Kaninchenfamilie von Bekannten adoptiert und Freude daran gefunden, zu züchten und mir mit den Jungen das Taschengeld aufzubessern... ein paar Jährchen später holten wir uns wieder Riesenscheckenmixe als Schlachtkaninchen.
Im Jahr 2000 habe ich dann auf dem Bauernmarkt einen Stand mit Riesenschecken entdeckt und musste die natürlich aus der Nähe betrachten. Der nette junge Mann am Stand versorgte mich dann sogleich mit Informationsmaterial und unterhielt sich mit mir eine ganze Weile. Ich dachte danach ok, die Leute die Kaninchen züchten, haben sicher einen Bauernhof und viel Platz- so landete der Flyer erstmal in der Schublade. Dann nach 2 Jahren fand ich den Flyer wieder und hatte zeitgleich ein Mädchen aus der Nachbarschule kennengelernt, die auch so verrückt war wie ich und mit ihren Kaninchen rum experimentierte. Wir verpaarten unsere Mixe aus Löwenköpfchen und Zwergwiddern dann untereinander und die schönsten Farben kamen dabei raus. Wie es der Zufall wollte, fand ich den Vereinsflyer wieder und habe meine Freundin bequatscht, da einzutreten, denn wir wollten unsere tollen Kaninchen ja ausstellen. Was wir nicht wussten, war, dass es Rassekaninchen nach Standard gibt und das wir unsere Mixe nicht ausstellen konnten. Naja, dann schafften wir uns eben Rassekaninchen an....
....das war der Anfang meiner Züchterkarriere :grin:
Warum schreibe ich das alles?
Weil ich damit sagen will, dass es verschiedene Arten von Züchtern gibt. Entweder man will es selber oder man züchtet, weil es Oma und Opa oder Mutter und Vater tun. In meinem Fall bin ich selbst darauf gekommen und ich züchte Kaninchen, weil ich Spaß daran habe, zu sehen, was bei meinen Verpaarungen bei raus kommt und wie die Jungtiere aufwachsen. Ich mache das Ganze also eigentlich aus Spaß an der Freude. Sicher sind mit der Zeit noch andere Aspekte hinzu gekommen, wie der Erhalt der Rassen und das Voranbringen der Zucht, sowie das Vorankommen des Vereins zu unterstützen. Viele Jungzüchter aus Züchterfamilien geben das Hobby häufig während der Pubertät auf, weil sie eben andere Interessen haben. Es bleibt da eben nur ein harter Kern und man muss sich gegen die Vorurteile von Mitschülern oder der "Clique" ein dickes Fell anschaffen und am Ball bleiben.
Was sagen meine Freunde dazu?
Ich hatte es wirklich nicht einfach. In der Berufsschule wurde ich ziemlich oft belächelt und war der Bauerntrampel der Nation, quasi Landei gegen Stadtkinder - das war nicht gerade toll. Meine Freunde haben mein Hobby immer akzeptiert. Zu meiner "wilden Zeit", die ich auch nicht wirklich als wild bezeichnen kann, bin ich Freitags oder Samstags genauso in die Disco gegangen, wie alle anderen auch. Nur nicht so oft wie die anderen, weil ich keine Lust hatte...ich stehe lieber auf dem Misthaufen, als aufgetakelt durch die Gegend zu rennen. Jedes Wochenende tanzen und betrinken war nichts für mich. Von manchen kam dann aber auch mal ein Spruch, ob es mir Spaß machen würde, mit alten Opas zusammen am Tisch zu sitzen und langweilige Versammlungen zu besuchen, was ich eigentlich von den Kaninchen hätte und warum ich mir die ganze Arbeit antun würde. Wenn man dann irgendwo gesagt hat, man wäre im Kaninchenzuchtverein, dann kamen auch schon mal schiefe Blicke, denn wenn man die Materie nicht kennt, denkt man ok, ein Verein mit lauter Opas, die ganz klassisch hinterm Haus Schlachtkaninchen züchten. Und da hat die Spaß dran?
Das Jetzt
So langsam komme ich in das Alter, wo auch ich schon zu den Älteren gehöre. Mein Hobby wird nun endlich von meinen Freunden und Bekannten akzeptiert und ich habe eigentlich zur Zeit mehr Spaß daran, als die Jahre zuvor. Ich habe meine festen Ämter im Verein und im Kreisverband und diese führe ich auch mit viel Freude an der Sache aus. Die Kaninchenzucht gehört zu meinem Leben als fester Bestandteil dazu und ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, damit aufzuhören. Jeder hat doch seine Macken und ist irgendwo ganz speziell oder? Meine Macke sind eben nun meine Tiere und das sind nicht nur Kaninchen, sondern auch 2 Hunde und 3 Katzen.
Echte Freunde akzeptieren unser Hobby und die damit verbundene Arbeit. Bekanntschaften, Mitschüler, Kollegen u.ä. dürfen gerne so lange schief gucken, bis sie schielen. :drunkard:
Gerade über die sozialen Netzwerke dürfte ich in den letzten Monaten viele jüngere Züchter kennen lernen und es gibt sie, die aktiven Züchter unserer Altersklasse, die mit vollem Herzen dabei sind und ich bin um jeden froh, den ich kennen lernen dürfte. Was würde sonst in 30 Jahren mit unseren Vereinen passieren? Den Mitgliederschwund haben wir jetzt schon, was ist, wenn die heutige Generation 50 + das Zeitliche segnet und wir nur noch Züchter haben, die heute zwischen 20 und 40 sind und dann auch schon ins Rentneralter kommen?
LG
Kathi (in den letzten Tagen meiner Jugend mit fast 30 :brains: )