Rasse des Monats April 2006 Perlgrau von Halle

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    Rasse des Monats:

    Perlgraue von Halle

    Erstellt von Oliver Ernst

    Jeder Kaninchenzüchter kennt die zwei belgischen Rassen: flandrische Riesen und Hasen-Kaninchen. Doch wer kennt schon die anderen belgischen Rassen? Darunter ist auch die Perlgraue von Halle. Dies ist auch ein Grund, warum es mir sehr viel Freude bereitet hat, als man mich gebeten hat, diese Rasse vorzustellen. Ich selbst bin noch ein Frischling in dieser Rasse, da ich sie erst seit zwei Jahren züchte. Sie ist leider immer noch eine Seltenheit und das, obwohl sie sehr viele gute Eigenschaften besitzt. U. a. sind die sehr gute Muttertiere (Ich hatte noch kein einziges totes Junges gehabt, schöne Wurfgrößen mit 6 - 7 Jungen) und sie haben einen wunderbaren Charakter.

    Die Perlgrauen von Halle gehören zur Gruppe 1, also den „Farbigen Rassen“. Die Punkteverteilung lautet wie folgt:

    Typ und Körperform: 20
    Gewicht: 10
    Fell: 20
    Kopf & Ohren: 15
    Deckfarbe: 15
    Zwischen & Unterfarbe: 15
    Pflegezustand & Kondition: 5

    Typ und Körperform

    Bei dieser Rasse ist der Typ gedrungen und das Tier zeigt keinen sichtbaren Hals. Die Schulter sollten gleich breit sein wie die Hinterhand. Der kleine Körper ist im Verhältnis sehr muskulös, der Rücken, fleischig und kurz, verläuft dabei horizontal und endet in der gut abgerundeten Hinterhand. Die Perlgrauen haben stabile feingliedrige Läufe.

    Gewicht

    Die Perlgrauen müssen mindestens 1,75 kg und dürfen max. 2,50 kg wiegen. Das Idealgewicht ist 2,25 kg. Damit gehört sie zu den kleinen Rassen.

    Fell

    Das Fell besteht aus einem seidigen Normalhaar und hat dabei viel Unterwolle.

    Kopf und Ohren

    Die Köpfe sind ziemlich kurz und rund. Dabei haben besonders die Rammler eine breite Stirn und volle Backen, die Ohren sind kurz und haben eine Länge von 8 bis 10 cm, ideal sind 9cm.

    Deckfarbe

    Die Farbe ist am besten mit graublau zu beschreiben. Dabei hat sie einen Platinglanz. Ein brauner Schleier, wie bei den Marburger Feh ist fehlerhaft und führt zum Deklassieren des Tieres!

    Zwischen und Unterfarbe

    Nach dem Standard soll die Zwischenfarbe der Deckfarbe angepasst sein, und die Unterfarbe darf nur etwas bläulicher sein. In Realität ist sie weiß mit einem bläulichen Schimmer. Wenn sie nur weiß ist, zeigen die Tiere oft noch eine leichte Silberung, die ein Erbe von einem Englischen Silber, havannafarbig (Klein-Silber-Havanna ) ist, der eingekreuzt wurde, um die Körperform zu verbessern. Der größte Streitpunkt ist die Augenfarbe, die nach dem Standard am besten braun wäre. Die meisten Züchter und Richter sind jedoch der Meinung, das sei genetisch nicht möglich. Allerdings gib es Exemplare deren Augenfarbe ins Bräunliche geht, und nach meiner Meinung sollte es möglich sein, durch Selektion wieder diese braune Augenfarbe zu erhalten.

    Zuchtstand

    Ich würde den Zuchtstand als gut bezeichnen. Besonders in der flämischen Region Belgiens gibt es immer wieder Top-Tiere. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Tiere erst im zweiten Jahr ihre volle Blüte erreichen. Das bereitet bei Häsinnen Probleme, da sie leicht zur Wamme neigen. Als Jungtiere haben sie oft noch zu schmale Schultern und erreichen höchstens eine 17,5 - 18 in der ersten Position. Dies führt auch dazu, dass auf Schauen oft alte Rammler das Rennen machen!

    Zuchtgeschichte

    Die ersten Perlgrauen von Halle sollen im Jahr 1912 aus der Havanna-Zucht von Vervoort stammen. Andere Züchter sollen ihm geraten haben, seine ersten Tiere mit Blaue von Sint-Niklas oder Blaue van Beveren zu paaren. Auf diese Vorschläge ging er aber nicht ein und paarte die Jungen wieder mit seinen Havannas. So baute er mehrere Linien dieser perlgrauen Tiere auf. Nach alten Berichten hatten diese Tiere braune Augen, die heutigen Perlgrauen von Halle aber blaugraue Augen mit rotem Widerschein (rotes Feuer). Nach 1945 war es Alfons Foxhal aus Xhendelesse-Herve in der Provinz Lüttich, der bei seinem Preisrichterkollegen Joseph Ronday (Lüttich) noch Tiere fand und weiterentwickelte.

    persönliche Bemerkung

    Die Zucht braucht viel Idealismus, da unter anderem keine großen Vergleichsmöglichkeiten bestehen. Auf den kleineren Schauen bin ich meist alleine mit meinen 5 - 6 Tieren, auf größeren Schauen sind wir nicht mehr als 2-3 Aussteller. Zum Teil sind die Richter der Wallonie für diesen Tiefstand der Rasse verantwortlich, da einige Züchter in der Wallonie die Zucht dieser Rasse aufgaben, weil die Verbesserung des Zuchtstandes nicht von den Richtern honoriert wurde bzw. wird.

    Zwar stehen die Perlgrauen von Halle nun auf der Liste der bedrohten belgischen Rassen der AIW, und die Züchter bekommen eine kleine finanzielle Hilfe. Jedoch denke ich, dass dies nicht viel helfen wird, denn auf dieser Liste stehen nicht nur die sechs seltenen belgischen Kaninchenrassen, sondern auch einige belgische Hühner-, Enten-, Gänse- und Taubenrassen, die genauso, wie die Perlgrauen von Halle nur von einer kleinen treuen Anhängerschaft gezüchtet werden. So wird diese Hilfe ziemlich klein ausfallen. Dennoch ist es ein guter Anfang, diese Züchter der seltenen Rassen zu ermutigen, ihnen treu zu bleiben.

    Oliver Ernst

    Erbbiologische Betrachtung

    Da ich schon einmal kritisiert wurde, dass Widersprüchlichkeiten bei mir wie Kritik an den Verfassern eines Beitrags klingen würden, schicke ich schon mal voraus:

    Oliver hat hier eine sehr gute und objektive schriftliche Abhandlung geliefert, wie er sie in seiner Zucht wahrnimmt und was ihm über diese seltene und spannende Rasse bekannt ist. Er hat einen Standard, an dem er sich als Züchter orientiert. Wenn also Kritik aus meiner Betrachtung heraus gelesen werden sollte, dann gilt sie eher diesem Standard der Rasse, der so nicht stimmen kann und bisher nicht erneut überprüft wurde.

    Noch nie hat mir eine Rasse so viel zu denken gegeben, wie dieser kleine Exot mit dem klangvollen Namen „Perlgraue von Halle“. Das lebende Tier konnte ich leider noch nicht in Augenschein nehmen, hoffe auf die Europaschau in Leipzig.

    Zur Deck- und Augenfarbe

    Widersprüchlich ist als Erstes die Forderung an eine blaugraue Deckfarbe ohne Braunschleier der Marburger, aber mit einem Platinglanz, der gleichermaßen als eine Art Perlung verstanden werden darf. Denn im Europastandard heißt es. Zitat Die Deckfarbe ist zart abgetönt, licht graublau mit einem leichten Platinglanz, Perlgrau genannt. Zitatende Die Augenfarbe soll tatsächlich braun sein!

    Dazu einmal eine Babelfish-Übersetzung aus dem Französischen:

    Couleur de couverture

    D’un gris perle uniforme avec léger reflet platiné sur toutes les parties du corps. La couleur brune est à rechercher. Vu sous un certain angle, ils présentent un reflet rougeâtre.

    Deckfarbe:

    Von einem grauen perlt einheitlich mit leichter Spiegelung, die auf allen Teilen des Körpers platiniert wurde. Die braune Farbe ist zu suchen. Gesehen unter einem gewissen Winkel stellen sie eine rötliche Spiegelung vor.

    Nach der Übersetzung verstehe ich es so, dass statt eines dauernd sichtbaren braunen Schleiers à la Marburger Feh bei der Rasse Perlgraue von Halle je nach Lichteinfall lediglich ein rötlicher Schein im Deckhaar erkennbar wird. Das kann andere Ursachen haben, als allein die Brauneinwirkung aus einer Havanna-Anlage. Es spielt wahrscheinlich auch die Haarstruktur eine Rolle, die als Normalhaar dennoch ziemlich fein - Oliver nennt die Struktur sogar seidig - und im Unterhaar sehr dicht sein soll.

    Zum besseren Verständnis sei auf die Farbwirkung durch die feine, seidige Haarstruktur der genetisch weißen Satin, die als elfenbeinfarbig in Erscheinung treten, nur vergleichsweise hingewiesen. Möglicherweise wäre auch eine Modifikation im Vollfarbenbereich der deutsche A-Serie bzw. der internationalen C-Reihe als Verursacher der lichtblauen Deckfarbe mit reflektierendem rötlichen Schein.

    Eine braune Augenfarbe ist genetisch nach bislang geltenden Erkenntnissen bei Vorliegen einer Dilution des schwarzen Pigments zu Blau (dd) nicht möglich. Wenn im Beitrag durchklingt, dass es hin und wieder Tiere mit der geforderten braunen oder wenigstens bräunlichen Augenfarbe gibt, bleibt auch hier das Fragezeichen nach der wirklichen genetischen Grundlage.

    Ein weiterer Fragepunkt ergibt sich aus dem „Platinglanz“, den ich in unterschiedlichen Übersetzungen immer wieder als „Perlung“ benannt fand. Fest steht, es gibt im Deckhaar eine Erscheinung, die unabhängig von der sonstigen Deckfarbe platinfarben (Platin = silbrig-weißes Edelmetall) als besonderes Rassemerkmal in Erscheinung tritt.

    Hier ist eine Menge an Fantasie vonnöten, um sich vorzustellen, wie dieser Platinglanz aussehen soll, wenn das Haar weder gesilbert, also analog unserer Silberrassen weißgespitzt, noch weiß sein darf.

    Dazu heißt es in der Fortsetzung der o. g. Übersetzung zu den Fehlern:

    Défauts légers
    Couleur légèrement trop foncée, toute trace de pigmentation brunâtre, fourrure un peu terne

    Leichte Fehler

    Farbe leicht dunkle zuviel, jede brunâtre Spur der Pigmentierung, etwas glanzloser Pelz

    Défauts graves

    Couleur trop foncée, sous-couleur trop bleuâtre, extrémité des poils trop peu pigmentée ou argentée, fourrure laineuse.

    Ernste Fehler

    Zu dunkle Farbe, zu bläuliche Unter-Farbe, zu wenig pigmentiertes oder versilbertes Ende der Haare, wolliger Pelz.

    Ich vermute nach den Beschreibungen insgesamt, dass wahrscheinlich nur die Grannenhaare den Platinglanz erzeugen.

    Betrachtung der Unterfarbe

    Im Beitrag erwähnt der Autor in der Position 6 eine Zwischen- und Unterfarbe, die mit 15 Punkten bewertet werden kann. Hier betone ich den Begriff Zwischenfarbe. Wieder so ein Fragezeichen, das sich in meinem Kopf festsetzt. Woher sollte sie bei einem einfarbigen Tier (g/g bzw. a/a) kommen?

    Wenn in der Beschreibung Olivers ausgesagt wird, dass die Unterfarbe in der Realität „weiß mit einem bläulichen Schimmer“ ist, passt dies zu der sehr hellen Deckfarbe.

    Sowohl in Dänemark als auch in Amerika wird die Rasse in den Vergleich der Marburger Feh bzw. der Rasse Gouwenaar (Niederlande) gestellt. Daraus ergibt sich die Erbformel ABcdg/ABcdg (CEbda/CEbda = international, der deutschen Reihe folgend). Beide Vergleiche sind nach der bisherigen Rassebeschreibung kaum anwendbar.

    Mit erbbiologischen Hypothesen möchte ich hier nicht aufwarten. Kann aber hinzufügen, dass mich die Rasse sehr beschäftigt. Interessant wäre z. B. diese „Perlchen“ mal genauer betrachten zu können und/oder sie mit der Rasse Separator (Abcdg/Abcdg bzw. Cebda/Cebda) zu kreuzen, um zu erkennen, welche Dominanzen sich in der Perlgrauen von Halle wiederfinden.

    Bleibt zu hoffen, die Züchter dieser seltenen Schönheit verlieren nicht die Lust an dieser interessanten Zucht.

    Und hier noch abschließend einen Bildvergleich.

    Perlgraue von Halle (Parelgrijze van Halle) bei einer Erbformel wie Marburger Feh, Foto: W. Hoekstra

    Lilac, bei einer vermutlichen Erbformel der Marburger Feh

    Fotoquelle: ARBA-Standard, 1986 - bis 1990

    copyright Heidrun Eknigk

    Wir bedanken uns bei Oliver Ersnst und Heidrun Eknigk diesen Bericht und die Fotos. Weiterer Dank gilt Tatjana Ruthmann, Kai Sander,Heiko Semmel und Siegfried Lübbert für Ihre Mitarbeit. Das Copyright liegt bei den jeweiligen Verfassern und beim Rassekaninchenzuchtforum e.V. Die Rechte der Grafiken liegen bei http://www.rkz-forum.com. Weitere Ergänzungen, Meinungen und Bilder zum Rassebericht bitte an webmaster@rkz-forum.com.de. Wir weisen nochmals ausdrücklich darauf hin, das die Bilder, Texte und Grafiken bestimmten Rechten unterliegen, und das wir Copyrightverletzungen strafrechtlich verfolgen lassen werden.

    (C) 2008 RKZ-Forum.com

    Thomas Samstag, 1. April 2006, 08:41 Hallo Bei allen Rasseberichten die ich bis jetzt für das Forum eingestellt habe, war dieser Bericht doch etwas besonderes. Ich möchte hier Heidi und Oliver wirklich sehr danken, für diesen hervorragenden und spannenden Bericht einer Rasse die für viele doch sehr geheimnisvoll erscheint weil sie die wenigsten kennen. Ich kann Heidi nur recht geben, mit der Europaschau, weil wir dort viele schöne Rassen aus ganz Europa sehen werden. Ich würde mir wünschen das andere Mitglieder des Forums aus unseren Nachbarländern auch mal ihre Rassen vorstellen um so noch weitere "Exoten" kennen zu lernen. #rose Nochmals Danke an die beiden Autoren. #rose Beste Grüße, Thomas Tatjana Samstag, 1. April 2006, 19:14 Von allen Rasseberichten, die ich bis jetzt im Forum gelesen habe, ist dieser der spannendste. #rose #rose #rose Einen riesengroßes Dankeschön, an Oliver und Heidi.#rose#rose#rose Ich kann mich bezüglich der Europaschau Thomas und Heidi nur anschließen, wir werden dort einige seltene Rassen und Farbenschläge sehen. Nochmals einen großen Dank an die Autoren und an Thomas für seine Arbeit.*liebe* Es grüßt euch, Tatjana Oliver Sonntag, 2. April 2006, 23:02 Hallo Danke für euer interesse. Es hat mich, wie im bericht erwähnt, sehr gefreut diesen Bericht zu verfassen. Oliver Oliver Freitag, 7. April 2006, 08:29 Hallo Was die Züchter zahl betrifft hat diese sich in diesem Jahr in der Provinz Lüttisch um 2 erhöht =) . Man darf aber nich vergessen das diese die stärkste provinz (was miedglieder angeht in der Wallonie ist, ich fände es schön wenn es noch mehr werden!! Oliver Ingo Samstag, 15. April 2006, 18:40 KLASSE !!! mal was völlig anderes, macht spass den bericht zu lesen , soll keiner sagen es gibt nichts neues. Weiter so! Waltraud Samstag, 22. April 2006, 16:07 Perlgraue von Halle Ich wünsche den Züchtern dieser Rasse viel glück ,und mögen sie den Idealismus behalten und nicht aufgeben . Gut Zucht wünscht Waltraud Separator Montag, 24. April 2006, 18:23 Hallo, ich finde den Bericht sehr interessant. Bis jetzt habe ich diese interessante Rasse unserer belgischen Nachbarn nur bei der letzten Europaschau in Prag gleich neben den Steinkaninchen gesehen. Übrigens ich kann den Besuch einer Europaschau nur empfehlen, dort habe ich auch erstmals die auch in Belgien anerkannten rötlichen Burgunder gesehen. Was die Berichte betrifft. Macht weiter so!!! Jens Oliver Freitag, 23. Juni 2006, 22:31 Hallo Die Tiere die auf die in Prag zu sehen waren von einen Züchter aus meiner nähe, diese Stammen unteranderm aus Marburger feh. Jedoch hatte diese Zûcht da noch probleme mit der hinterhand, jedoch hat er mitlerweile sehr feine Tiere, ich habe mir eine Super Rammler von ihm ausgeliehen da ich zum Teil auch mit seiner Liene arbeite. Oliver

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    Rasse des Monats:

    Perlgraue von Halle

    Erstellt von Oliver Ernst

    Jeder Kaninchenzüchter kennt die zwei belgischen Rassen: flandrische Riesen und Hasen-Kaninchen. Doch wer kennt schon die anderen belgischen Rassen? Darunter ist auch die Perlgraue von Halle. Dies ist auch ein Grund, warum es mir sehr viel Freude bereitet hat, als man mich gebeten hat, diese Rasse vorzustellen. Ich selbst bin noch ein Frischling in dieser Rasse, da ich sie erst seit zwei Jahren züchte. Sie ist leider immer noch eine Seltenheit und das, obwohl sie sehr viele gute Eigenschaften besitzt. U. a. sind die sehr gute Muttertiere (Ich hatte noch kein einziges totes Junges gehabt, schöne Wurfgrößen mit 6 - 7 Jungen) und sie haben einen wunderbaren Charakter.

    Die Perlgrauen von Halle gehören zur Gruppe 1, also den „Farbigen Rassen“. Die Punkteverteilung lautet wie folgt:

    Typ und Körperform: 20
    Gewicht: 10
    Fell: 20
    Kopf & Ohren: 15
    Deckfarbe: 15
    Zwischen & Unterfarbe: 15
    Pflegezustand & Kondition: 5

    Typ und Körperform

    Bei dieser Rasse ist der Typ gedrungen und das Tier zeigt keinen sichtbaren Hals. Die Schulter sollten gleich breit sein wie die Hinterhand. Der kleine Körper ist im Verhältnis sehr muskulös, der Rücken, fleischig und kurz, verläuft dabei horizontal und endet in der gut abgerundeten Hinterhand. Die Perlgrauen haben stabile feingliedrige Läufe.

    Gewicht

    Die Perlgrauen müssen mindestens 1,75 kg und dürfen max. 2,50 kg wiegen. Das Idealgewicht ist 2,25 kg. Damit gehört sie zu den kleinen Rassen.

    Fell

    Das Fell besteht aus einem seidigen Normalhaar und hat dabei viel Unterwolle.

    Kopf und Ohren

    Die Köpfe sind ziemlich kurz und rund. Dabei haben besonders die Rammler eine breite Stirn und volle Backen, die Ohren sind kurz und haben eine Länge von 8 bis 10 cm, ideal sind 9cm.

    Deckfarbe

    Die Farbe ist am besten mit graublau zu beschreiben. Dabei hat sie einen Platinglanz. Ein brauner Schleier, wie bei den Marburger Feh ist fehlerhaft und führt zum Deklassieren des Tieres!

    Zwischen und Unterfarbe

    Nach dem Standard soll die Zwischenfarbe der Deckfarbe angepasst sein, und die Unterfarbe darf nur etwas bläulicher sein. In Realität ist sie weiß mit einem bläulichen Schimmer. Wenn sie nur weiß ist, zeigen die Tiere oft noch eine leichte Silberung, die ein Erbe von einem Englischen Silber, havannafarbig (Klein-Silber-Havanna ) ist, der eingekreuzt wurde, um die Körperform zu verbessern. Der größte Streitpunkt ist die Augenfarbe, die nach dem Standard am besten braun wäre. Die meisten Züchter und Richter sind jedoch der Meinung, das sei genetisch nicht möglich. Allerdings gib es Exemplare deren Augenfarbe ins Bräunliche geht, und nach meiner Meinung sollte es möglich sein, durch Selektion wieder diese braune Augenfarbe zu erhalten.

    Zuchtstand

    Ich würde den Zuchtstand als gut bezeichnen. Besonders in der flämischen Region Belgiens gibt es immer wieder Top-Tiere. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Tiere erst im zweiten Jahr ihre volle Blüte erreichen. Das bereitet bei Häsinnen Probleme, da sie leicht zur Wamme neigen. Als Jungtiere haben sie oft noch zu schmale Schultern und erreichen höchstens eine 17,5 - 18 in der ersten Position. Dies führt auch dazu, dass auf Schauen oft alte Rammler das Rennen machen!

    Zuchtgeschichte

    Die ersten Perlgrauen von Halle sollen im Jahr 1912 aus der Havanna-Zucht von Vervoort stammen. Andere Züchter sollen ihm geraten haben, seine ersten Tiere mit Blaue von Sint-Niklas oder Blaue van Beveren zu paaren. Auf diese Vorschläge ging er aber nicht ein und paarte die Jungen wieder mit seinen Havannas. So baute er mehrere Linien dieser perlgrauen Tiere auf. Nach alten Berichten hatten diese Tiere braune Augen, die heutigen Perlgrauen von Halle aber blaugraue Augen mit rotem Widerschein (rotes Feuer). Nach 1945 war es Alfons Foxhal aus Xhendelesse-Herve in der Provinz Lüttich, der bei seinem Preisrichterkollegen Joseph Ronday (Lüttich) noch Tiere fand und weiterentwickelte.

    persönliche Bemerkung

    Die Zucht braucht viel Idealismus, da unter anderem keine großen Vergleichsmöglichkeiten bestehen. Auf den kleineren Schauen bin ich meist alleine mit meinen 5 - 6 Tieren, auf größeren Schauen sind wir nicht mehr als 2-3 Aussteller. Zum Teil sind die Richter der Wallonie für diesen Tiefstand der Rasse verantwortlich, da einige Züchter in der Wallonie die Zucht dieser Rasse aufgaben, weil die Verbesserung des Zuchtstandes nicht von den Richtern honoriert wurde bzw. wird.

    Zwar stehen die Perlgrauen von Halle nun auf der Liste der bedrohten belgischen Rassen der AIW, und die Züchter bekommen eine kleine finanzielle Hilfe. Jedoch denke ich, dass dies nicht viel helfen wird, denn auf dieser Liste stehen nicht nur die sechs seltenen belgischen Kaninchenrassen, sondern auch einige belgische Hühner-, Enten-, Gänse- und Taubenrassen, die genauso, wie die Perlgrauen von Halle nur von einer kleinen treuen Anhängerschaft gezüchtet werden. So wird diese Hilfe ziemlich klein ausfallen. Dennoch ist es ein guter Anfang, diese Züchter der seltenen Rassen zu ermutigen, ihnen treu zu bleiben.

    Oliver Ernst

    Erbbiologische Betrachtung

    Da ich schon einmal kritisiert wurde, dass Widersprüchlichkeiten bei mir wie Kritik an den Verfassern eines Beitrags klingen würden, schicke ich schon mal voraus:

    Oliver hat hier eine sehr gute und objektive schriftliche Abhandlung geliefert, wie er sie in seiner Zucht wahrnimmt und was ihm über diese seltene und spannende Rasse bekannt ist. Er hat einen Standard, an dem er sich als Züchter orientiert. Wenn also Kritik aus meiner Betrachtung heraus gelesen werden sollte, dann gilt sie eher diesem Standard der Rasse, der so nicht stimmen kann und bisher nicht erneut überprüft wurde.

    Noch nie hat mir eine Rasse so viel zu denken gegeben, wie dieser kleine Exot mit dem klangvollen Namen „Perlgraue von Halle“. Das lebende Tier konnte ich leider noch nicht in Augenschein nehmen, hoffe auf die Europaschau in Leipzig.

    Zur Deck- und Augenfarbe

    Widersprüchlich ist als Erstes die Forderung an eine blaugraue Deckfarbe ohne Braunschleier der Marburger, aber mit einem Platinglanz, der gleichermaßen als eine Art Perlung verstanden werden darf. Denn im Europastandard heißt es. Zitat Die Deckfarbe ist zart abgetönt, licht graublau mit einem leichten Platinglanz, Perlgrau genannt. Zitatende Die Augenfarbe soll tatsächlich braun sein!

    Dazu einmal eine Babelfish-Übersetzung aus dem Französischen:

    Couleur de couverture

    D’un gris perle uniforme avec léger reflet platiné sur toutes les parties du corps. La couleur brune est à rechercher. Vu sous un certain angle, ils présentent un reflet rougeâtre.

    Deckfarbe:

    Von einem grauen perlt einheitlich mit leichter Spiegelung, die auf allen Teilen des Körpers platiniert wurde. Die braune Farbe ist zu suchen. Gesehen unter einem gewissen Winkel stellen sie eine rötliche Spiegelung vor.

    Nach der Übersetzung verstehe ich es so, dass statt eines dauernd sichtbaren braunen Schleiers à la Marburger Feh bei der Rasse Perlgraue von Halle je nach Lichteinfall lediglich ein rötlicher Schein im Deckhaar erkennbar wird. Das kann andere Ursachen haben, als allein die Brauneinwirkung aus einer Havanna-Anlage. Es spielt wahrscheinlich auch die Haarstruktur eine Rolle, die als Normalhaar dennoch ziemlich fein - Oliver nennt die Struktur sogar seidig - und im Unterhaar sehr dicht sein soll.

    Zum besseren Verständnis sei auf die Farbwirkung durch die feine, seidige Haarstruktur der genetisch weißen Satin, die als elfenbeinfarbig in Erscheinung treten, nur vergleichsweise hingewiesen. Möglicherweise wäre auch eine Modifikation im Vollfarbenbereich der deutsche A-Serie bzw. der internationalen C-Reihe als Verursacher der lichtblauen Deckfarbe mit reflektierendem rötlichen Schein.

    Eine braune Augenfarbe ist genetisch nach bislang geltenden Erkenntnissen bei Vorliegen einer Dilution des schwarzen Pigments zu Blau (dd) nicht möglich. Wenn im Beitrag durchklingt, dass es hin und wieder Tiere mit der geforderten braunen oder wenigstens bräunlichen Augenfarbe gibt, bleibt auch hier das Fragezeichen nach der wirklichen genetischen Grundlage.

    Ein weiterer Fragepunkt ergibt sich aus dem „Platinglanz“, den ich in unterschiedlichen Übersetzungen immer wieder als „Perlung“ benannt fand. Fest steht, es gibt im Deckhaar eine Erscheinung, die unabhängig von der sonstigen Deckfarbe platinfarben (Platin = silbrig-weißes Edelmetall) als besonderes Rassemerkmal in Erscheinung tritt.

    Hier ist eine Menge an Fantasie vonnöten, um sich vorzustellen, wie dieser Platinglanz aussehen soll, wenn das Haar weder gesilbert, also analog unserer Silberrassen weißgespitzt, noch weiß sein darf.

    Dazu heißt es in der Fortsetzung der o. g. Übersetzung zu den Fehlern:

    Défauts légers
    Couleur légèrement trop foncée, toute trace de pigmentation brunâtre, fourrure un peu terne

    Leichte Fehler

    Farbe leicht dunkle zuviel, jede brunâtre Spur der Pigmentierung, etwas glanzloser Pelz

    Défauts graves

    Couleur trop foncée, sous-couleur trop bleuâtre, extrémité des poils trop peu pigmentée ou argentée, fourrure laineuse.

    Ernste Fehler

    Zu dunkle Farbe, zu bläuliche Unter-Farbe, zu wenig pigmentiertes oder versilbertes Ende der Haare, wolliger Pelz.

    Ich vermute nach den Beschreibungen insgesamt, dass wahrscheinlich nur die Grannenhaare den Platinglanz erzeugen.

    Betrachtung der Unterfarbe

    Im Beitrag erwähnt der Autor in der Position 6 eine Zwischen- und Unterfarbe, die mit 15 Punkten bewertet werden kann. Hier betone ich den Begriff Zwischenfarbe. Wieder so ein Fragezeichen, das sich in meinem Kopf festsetzt. Woher sollte sie bei einem einfarbigen Tier (g/g bzw. a/a) kommen?

    Wenn in der Beschreibung Olivers ausgesagt wird, dass die Unterfarbe in der Realität „weiß mit einem bläulichen Schimmer“ ist, passt dies zu der sehr hellen Deckfarbe.

    Sowohl in Dänemark als auch in Amerika wird die Rasse in den Vergleich der Marburger Feh bzw. der Rasse Gouwenaar (Niederlande) gestellt. Daraus ergibt sich die Erbformel ABcdg/ABcdg (CEbda/CEbda = international, der deutschen Reihe folgend). Beide Vergleiche sind nach der bisherigen Rassebeschreibung kaum anwendbar.

    Mit erbbiologischen Hypothesen möchte ich hier nicht aufwarten. Kann aber hinzufügen, dass mich die Rasse sehr beschäftigt. Interessant wäre z. B. diese „Perlchen“ mal genauer betrachten zu können und/oder sie mit der Rasse Separator (Abcdg/Abcdg bzw. Cebda/Cebda) zu kreuzen, um zu erkennen, welche Dominanzen sich in der Perlgrauen von Halle wiederfinden.

    Bleibt zu hoffen, die Züchter dieser seltenen Schönheit verlieren nicht die Lust an dieser interessanten Zucht.

    Und hier noch abschließend einen Bildvergleich.

    Perlgraue von Halle (Parelgrijze van Halle) bei einer Erbformel wie Marburger Feh, Foto: W. Hoekstra

    Lilac, bei einer vermutlichen Erbformel der Marburger Feh

    Fotoquelle: ARBA-Standard, 1986 - bis 1990

    copyright Heidrun Eknigk

    Wir bedanken uns bei Oliver Ersnst und Heidrun Eknigk diesen Bericht und die Fotos. Weiterer Dank gilt Tatjana Ruthmann, Kai Sander,Heiko Semmel und Siegfried Lübbert für Ihre Mitarbeit. Das Copyright liegt bei den jeweiligen Verfassern und beim Rassekaninchenzuchtforum e.V. Die Rechte der Grafiken liegen bei http://www.rkz-forum.com. Weitere Ergänzungen, Meinungen und Bilder zum Rassebericht bitte an webmaster@rkz-forum.com.de. Wir weisen nochmals ausdrücklich darauf hin, das die Bilder, Texte und Grafiken bestimmten Rechten unterliegen, und das wir Copyrightverletzungen strafrechtlich verfolgen lassen werden.

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