Tierschutz - aus der Sicht eines Kaninchenzüchters ???????

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  • Liebe ZuchtfreundInnen,

    in Ausgabe 11/2013 der Kaninchenzeitung schreibt das Ehrenpräsidiumsmitglied Herr Arno Dietrich einen subjektiven Bericht mit obigem Thema, der mehr als kritisch zu betrachten ist.
    Ungeachtet der großen Verdienste von Herrn Dietrich werden doch einige Sachverhalte beschrieben, die mehr als hinterfragungswürdig sind.
    Ich werde sicher nicht den ganzen Bericht wiedergeben können, die Knackpunkte bzgl. des Tierschutzgedankens möchte ich jedoch einzeln benennen bzw. als Frage formulieren:

    1. Warum soll eine kontrollierte Rassekaninchenzucht nur in Einzelhaltung möglich sein ?

    2. Muss bei einem dem Tierschutz verpflichteten Rassekaninchenzucht nicht auch die Fütterung auf möglichst naturnaher Ernährung basieren ?

    3. Unter dem Thema Semiletalfaktor wird auf der einen Seite betont, dass es nicht zu Todesfällen käme sondern die Tiere bis zur Schlachtreife herangezogen und dann gemerzt werden würden. Im weiteren Text stellt er die die Frage, was tierschuzgerechter sei, die Selektion bereits im Nest durch den Züchter oder die evtl. Selektion durch die Natur - darf ich eine solche Frage wirklich ernst nehmen ???

    4. Gibt es bei den Zwergenzuchten keinen DW-Faktor mehr , der bei doppeltem Auftreten automatisch die Mortalität bringt ?

    5. der letzte Satz des Beitrages ist mehr als symptomatisch - ist Tierschutz für die Tiere da oder für die Menschen ????

    Es gäbe noch etliche Fragen, die schlicht den falschen Inhalt hinterfragen könnten, lassen wir es damit genug sein - bis auf die letzte Frage:

    was sagt eigentlich das Präsidium des ZDRK zu einer solchen Darstellung des Tierschutzgedankens, ist dies der gemeinsame Inhalt des Gremiums bzw. deren Interpretation ????

    mfg Peter


    PS: In Ermangelung von Zeit habe ich diese Fragen nicht in der Kaninchenzeitung veröffentlicht.

  • 1. Warum soll eine kontrollierte Rassekaninchenzucht nur in Einzelhaltung möglich sein ?

    Hallo Peter,


    nach meiner Meinung ist eine Rassekaninchenzucht mit der Kleingruppenhaltung sehr wohl möglich.
    Eine Ausstellungszucht ist bei den derzeitigen Ausstellungsbestimmungen mit der Kleingruppenhaltung sehr schwer (eigene Erfahrung).
    Ausstellungszucht wird immer noch mit Rassekaninchenzucht gleichgesetzt, obwohl diese auch ohne Ausstellungen sehr interesant ist.

    4. Gibt es bei den Zwergenzuchten keinen DW-Faktor mehr , der bei doppeltem Auftreten automatisch die Mortalität bringt ?

    als langjähriger Farbenzwergzüchter bin ich der Meinung, dass eine Zwergenzucht ohne DW-Faktor nicht möglich ist.
    Nach einigen Zuchtperioden mit Verpaarungen Langohrzwergen (7cm) und Typ-Zwergen sowie Verpaarungen mit reinen Langohrzwergen (7-7.5) cm tritt der DW-Faktor auch bei den reinen Langohr-Verpaarungen immer wieder auf.


    MfG
    Werntalzwerge
    Siegfried

  • Hi,


    zu den Fragen drei und vier will ich etwas sagen, zu den anderen erspar ich es mir lieber, da wohl meine Meinung mit der des Autors (Herrn Dietrich) nicht unbedingt übereinstimmt. Die Definition "Langohr" ist eine trügerische. Das Gewicht und die Länge des Ohrs ist nicht unbedingt ein Maßstab für die An- oder Abwesenheit des Zwergenfaktors bzw- gens. Diesen bzw. dieses gibt es auch mit 2,50 kg und einem Ohr von 7,5 bis 8,0 cm. Ein entsprechendes Tier (Zwergrex dalmatiner dreifarbig) hatte ich vor längerem mal im Stall sitzen. Weitere, bloß etwas leichter, sitzen nach wie vor hier.


    Dass es auch ohne Zwergengen geht, zeigen das Porto-Santo-Kaninchen (unter einem Kilo schwer) und das der Gattung "Romerolagus" (anstelle von Oryctolagus) angehörende Vulkankaninchen mit einem Lebendgewicht von rund einem halben Kilo.


    MfG Manfred

  • Hallo Peter,


    wie oft und lange wird dieses Thema Einzel- bzw. Gruppenhaltung in der Rassekaninchen-Zucht noch diskutiert. Bis dato ist es noch jedem Züchter selbst überlassen wie er seine Tiere unter-bringt in Einzelboxen oder in der Gruppenhaltung, wenn die Fläche ausreichend ist und den Vorgaben entspricht. Für mich als Züchter von Ausstellungstieren verbunden mit der Verbesserung der Nachzucht kommt eine Gruppenhaltung nicht in Frage. Die Nachteile sind so vielfaltig und möchte nur in Erinnerung bringen, dass beim Eintritt der geschlechtsreife die Tiere sich gegenseitig verletzen. In der Gruppenhaltung hat der Züchter keine Kontrolle über die Futteraufnahme der einzelnen Tiere.


    Wenn du von der naturnahen Ernährung bei unseren Tieren sprichst, dann sollst auch du nicht mehr im Diskounter deine Lebensmittel kaufen ,sondern nur noch im Bioladen. Das im Handel zu erwerbende Fertigfutter (Pellets) entspricht einer Art gerechten Fütterung und verschont uns von den Jungtierverlusten. Vielleicht versuchst es, einen Wurf D.Riesen (8 Stück) im Januar und Februar mit naturnaher Fütterung auf zuziehen. Über das von dir vorgeschlagene naturnahes Futter wurde keine Angabe gemacht, wie das bei dir heißt vielleicht Brot und Küchenabfälle mit Rüben mit Salatblätter. Bei dieser Fütterung bekommen meine Tiere den Durchfall.


    Die vertretene Meinung von Herrn Dietrich bei einer Überzahl von Jungtieren in einem Wurf, als Züchter einzugreifen bedeutet Tierschutz und ist legitim. Wer in diesem Fall die Tiere seinen Schicksal überlässt ist kein Züchter mit Verantwortung gegenüber der Kreatur.


    Ich kann dir nur empfehlen über dieses Thema keinen Kommentar mehr abzugeben, denn auf diese auseinander Setzungen unter den Züchtern, warten mit großer Freude die Tierschützer in der Heimtierhaltung die am liebsten die Rassekaninchenzucht verbieten würden

  • Hallo,


    Kleinwidder und Zgm-dietrich-dejong, könnt ihr mir mal verraten, warum ihr persönlich werden müßt?
    Beginnt ihr so jede Diskussion? Entschuldigung, aber da kann ich nur den Kopf schütteln!



    Wenn du von der naturnahen Ernährung bei unseren Tieren sprichst, dann sollst auch du nicht mehr im Diskounter deine Lebensmittel kaufen ,sondern nur noch im Bioladen.


    Schließt naturnah konventionellen Anbau von Grund auf aus?
    Bio wäre dann vielleicht noch besser, aber das eine widerspricht nicht dem anderen!


    Zitat

    Über das von dir vorgeschlagene naturnahes Futter wurde keine Angabe gemacht, wie das bei dir heißt vielleicht Brot und Küchenabfälle mit Rüben mit Salatblätter. Bei dieser Fütterung bekommen meine Tiere den Durchfall.


    Jeder, der hier aufmerksam liest, weiß, wie und was Peter füttert, wurde auch schon lang und breit diskutiert.


    Zitat

    Die vertretene Meinung von Herrn Dietrich bei einer Überzahl von Jungtieren in einem Wurf, als Züchter einzugreifen bedeutet Tierschutz und ist legitim. Wer in diesem Fall die Tiere seinen Schicksal überlässt ist kein Züchter mit Verantwortung gegenüber der Kreatur.


    Der verantwortungsvolle Züchter hat mehrere Häsinnen am Start, die zeitnah werfen, so dass solche "Überzähligen" aufgefangen werden können. Ich habe auch schon, in Ausnahmefällen, Tiere bei Vereinskollegen unterbringen können.
    Ob eine Tötung bei gesunden und fitten Nestlingen legitim ist, wage ich allerdings zu bezweifeln.


    Und im Übrigen habe ich bereits Ausstellungstiere gezogen, die in Gruppenhaltung groß geworden sind. Mag sein, dass das nicht mit jeder Rasse so ohne weiteres möglich ist, aber grundsätzlich ablehnen würde ich das nicht.
    Bei potenten Rammlern stimme ich zu, da ist es schwierig, aber bei Häsinnen ist eine Einzelhaltung nicht zwingend notwendig. Ich habe immer noch Junghäsinnen zusammen sitzen, die vom Januar stammen.
    Gruppenhaltung fängt aber doch auch schon bei der Paarhaltung an und auch da gäbe es Möglichkeiten, ohne unkontrolliert und ständig Nachwuchs zu produzieren.


    Gruß
    Claudia

    Ich rede nicht schlecht hinter dem Rücken anderer Menschen. Von vorn kann man ihre Reaktionen viel besser erkennen.

  • Hi,


    ein paar Worte zur Pelletsfütterung. Ich halte diese Art der Fütterung obwohl von mir zum Teil angewendet nicht für artgerecht. Pellets mögen zwar alle relevanten bzw. erforderlichen Nahrungsbestandteile wie Proteine, Rohfaser etc. enthalten, der einzige, der davon einen Vorteil hat ist der Züchter, der erspart sich nämlich mächtig viel Zeit. Bezüglich der Jungtierverluste erlaube ich mir die Frage, ob wir heute nicht woanders stünden und womöglich gesündere Kaninchen in den Ställen hätten, wenn nicht irgendein findiger Bursche das Pellet erfunden hätte, dem man relativ leicht leistungsfördernde Bestandteile wie z.B. Antibiotika zusetzen konnte. Über die Folgewirkungen wurde bereits mehrmals unter einem anderen Stichwort diskutiert.


    Der Vergleich mit den Riesenkaninchen regt zum Nachdenken an. Wenn man sich das Ausgangsprodukt aller Rassen ansieht, das Europäische Wildkaninchen, und mit den heutigen Rassen vergleicht, die gewichtsmässig von ca. einem Kilo, die im Europastandard anerkannten Zwerghasen, bis zu den Riesen reichen, stelle ich mir schon die Frage ob im Laufe der Domestikation Magen und Darm in Relation zur Größe der Tiere zugenommen haben. Das bezweifle ich stark. Daher halte ich es auch nicht für sinnvoll und zweckmässig ein Tier innerhalb von acht Monaten auf's Gewicht zu trimmen; das kann nur schiefgehen. Daher sollten die Überlegungen in eine andere Richtung gehen; möglicherweise kann man ja die Ausstellungssaison nach hinten verschieben. Hier wäre die Dachorganisation gefordert.


    MfG Manfred

  • Hallo zusammen,


    ich würde mir wünschen, Ihr achtet etwas mehr auf Euren Umgangston, dergleichen ist nun wirklich nicht nötig. Peter stellt lediglich ein paar Fragen, die man natürlich kontrovers diskutieren kann und die selbstredend unterschiedliche Meinungsbilder zu Tage treten lassen. Das rechtfertigt aber zu keinem Zeitpunkt persönliche Diffamierungen und ungehobelten Ausdruck!


    Zur Sache:


    Wer ohne Not im Nest selektiert, stellt m.M.n. Züchtereitelkeit über Tierwohl und verstößt damit gegen das Tierschutzgesetz!


    Darüber hinaus bin ich der Aufassung, dass wer im Januar Schwierigkeiten hat, einen Wurf Riesen , mit naturnaher Fütterung hoch zu ziehen, sich entweder nie oder nur oberflächlich mit Fütterung beschäftigt hat oder aber sich dieser einfach verweigert.
    Ich habe nichts gegen Pelletfütterung, doch ist sowohl diese eine als auch die naturnahe Fütterung machbar, wenn denn gewollt!


    Für die, die's angeht, schämt Euch!


    Thomas

  • Daher sollten die Überlegungen in eine andere Richtung gehen; möglicherweise kann man ja die Ausstellungssaison nach hinten verschieben. Hier wäre die Dachorganisation gefordert.


    Hallo Manfred,


    ich glaube es würde dadurch einige Stallkapazitäten gesprengt werden, da durch ein verschieben der Ausstellungsaison die Ställe noch voller Ausstellungstiere sind, aber auch neue Jungtiere für das kommende Jahr schon wieder vorhanden sind.


    Gruß,
    Hubert

  • stelle ich mir schon die Frage ob im Laufe der Domestikation Magen und Darm in Relation zur Größe der Tiere zugenommen haben. Das bezweifle ich stark.


    Hallo.
    Warum so zurückhaltend, Manfred? Das ist doch eindeutig klar.


    Ich halte die Zucht von Riesen trotzdem für gut und möglich, wenn man den Tieren das entsprechende Futter zukommen läßt und, noch wichtiger, die notwendige Zeit für dieses Wachstum gibt. Wenn ich die Erzählungen der Altvorderen richtig deute, dann ist die Schnellmast auch eher eine Sache der Neuzeit. Die Bedenken von Manfred teile ich. Wie heißt es oft so schön: nicht alles was machbar ist, muß gemacht werden.


    Die moderate und nach allen Seiten offene Haltung zur Pelletfütterung in Manfreds Beitrag ist zu loben. Leider ist eine sachliche Diskussion oft gar nicht möglich, weil die Ansichten so festgefahren sind. Pellets verteufele ich nicht grundsätzlich (hatte sie meist im Stall und nutze sie auch bei anderen Tierarten) , ich halte es nur nicht für angebracht, wenn Pellets die alleinige Quelle oder die Hauptquelle der Futterration ausmachen. Pellets und als Schmankerl das berühmte Salatblatt sind keine naturnahe Kaninchenfütterung. Wenn ich die rote Schüssel auf Seite 13 in Kaninchen 11/2013 sehe und das Loblied darauf, dann kommt mir das kalte Grausen. Pelletfütterung spart nicht nur Zeit, sondern ermöglicht erst Großzuchten wie sie heutzutage gar nicht so wenig anzutreffen sind. Mit den Methoden vor etwa vierzig Jahren wären hierzu in manchen Fällen zwei Vollzeitstellen notwendig gewesen.


    Gruß
    Karl

  • Sich zu dem Artikel von Herrn Dietrich Fragen zu stellen ist sicherlich legitim. Das Peter es ist, der sie hier stellt sollte kein Grund sein, diese Fragen zu belächeln oder ab zu tun, selbst wenn man sich Peters Praktiken und Forderungen z.B. in Bezug auf die Fütterung nicht anschließen möchte. Für mich ist schon die Überschrift des Artikels ein Grund zum nachdenken - sollte es nicht besser heißen "Das Tierschutzgesetz-aus der Sicht eines Kaninchenzüchters"? Tierschutz ist ein unheimlich weiter Begriff und viele selbsternannte Tierschützer verstehen darunter sicherlich etwas anderes als der Gesetzgeber, oder der Rassekaninchenzüchter. Hier geht es aber primär um eine Auslegung des Tierschutzgesetzes für die Rassekaninchenzucht...einzelne Formulierungen daraus werden im Artikel ja reichlich zitiert.


    Sowohl Haltungsform als auch Fütterung arten als Thema immer schnell in Glaubenskriege aus. Ich finde, das muss nicht sein. Sowohl die Haltung in ausreichend großen Boxen als auch die Haltung in durchdachten Gruppenausläufen sind mit dem Tierschutzgesetz in Einklang zu bringen. Auch die Gabe von Sackfutter ist im Sinn des Gesetzes nicht verwerflich - würde man das ernsthaft diskutieren wollen müsste man auch alle anderen Tierarten, einschließlich Hunden und Katzen, auf den Prüfstand stellen. Wohl findet sich aber überall, zum Beispiel beim TVT der Hinweis auf etliche sinnvolle frische Ergänzungen. Ein Pro und ein Contra findet sich immer. Ein wenig mehr "leben und leben lassen" würde diesen Diskussionen - und auch dem Artikel von Herrn Dietrich gut tun. Ich hätte mir von einem solchen Artikel unterm Strich einfach mehr wertungsfreie Beschreibung aller Möglichkeiten erwartet und weniger dogmatische Eingrenzung Pro Box und Pro Fertigfutter. Es ist ja ok zu sagen, Einzelhaltung ist in Ordnung und Fertigfutter ist in Ordnung, die Alternativen muss man aber nicht so hart wegschieben wie Arno Dietrich es tut.


    Was unter dem Punkt Nestselektion (auch wenn es so selbstverständlich nicht explizit genannt wurde) zusammengefasst wurde, lies mir indes die Haare zu Berge stehen. Ähnlich erging es mir schon bei der letzten KV-Schulung, wo das Thema mit einem ähnlichen Tenor angeschnitten wurde. Selbstverständlich hat man tote, schwer missgebildete und nicht lebensfähige Jungtiere aus dem Nest zu entfernen und zu erlösen bevor sie sich zu Tode quälen. Diese notwendige Nesthygiene (wer möchte schon verwesende Kadaver im Nest) aber im selben Atemzug mit der Reduzierung der Jungtiere entsprechend der Zitzenzahl zu nennen finde ich persönlich total daneben und völlig überholt.


    Jungtiere zu töten - und etwas anderes kann wohl kaum mit "verantwortungsvoll eingreifen" gemeint sein, wenn man nicht gleichzeitig Ammen- und Handaufzucht anspricht, ist für mich töten ohne Grund und damit nicht Gesetzeskonform. Weil ein Tier vielleicht zu schwach ist? Weil es wahrscheinlich verhungert? Das können keine Gründe sein wenn man nicht alles unternommen hat um dieses "wahrscheinlich" zu verhindern. Und wenn die "züchterische Erfahrung" einem sagt, dass sie es nicht schaffen, sollte man zumindest versucht haben, seinen Erfahrungsschatz zu erweitern. Eine Häsin kann mehr Junge aufziehen als sie Zitzen hat. Und manche können es besser als andere. Jungtiere verhungern auch nicht gleich wenn sie nur jedes zweite Mal an eine Zitze kommen. Reduziert man die Jungen auf die Zahl der Zitzen tut man sich doch auch als Züchter keinen Gefallen! Wie soll man denn die echten Leistungshäsinnen finden, die auch große Würfe aufziehen wenn nicht durch Beobachtung ob sie es schaffen? Diese Selektionsform selektiert auch Leistung aus. Und schafft eine Häsin es nicht, dann sollte man die Möglichkeit haben, ein paar Junge dort unterzuschieben, wo der Wurf klein war.


    Eine Spalte weiter vorne versichert Herr Dietrich, Schecken ohne passende Zeichnung würden nicht vorzeitig getötet. Aber wo nun ist die Grenze? Dürfen nur die Züchter einfarbiger Rassen die Schwachen im Wurf merzen? Bei jeder Zeichungsrasse stünde man doch sofort im Verdacht (und in der Versuchung?) nicht nach Kraft, sondern auch nach Zeichnung zu gehen. Wie man es dreht und wendet...was da so zwischen den Zeilen steht ist in meinen Augen einfach nicht richtig, auch wenn manche das vielleicht anders sehen.


    Ein Satz ging mir lange durch den Kopf "Was ist tierschutzgerechter? Hier helfend einzugreifen, oder den Wurf seinem Schicksal zu überlassen und all die Gefahren in Kauf zu nehmen, die verletzte oder tote Tiere nun einmal im Nest verursachen?" Fast die selbe Formulierung fiel auf dieser Schulung. Was um Himmels willen ist da los? Macht denn niemand mehr eine Nestkontrolle? Reduziert man gleich bei der Geburt um dann bloß nicht mehr gucken zu müssen? Verletzte und tote Tiere können immer mal auftreten während der Aufzucht und sie liegen zu lassen ist immer ein Problem. Was hat dies nur mit der Jungenzahl zu tun? Auf Nachfrage bekommt man Antworten wie "ich habe Häsinnen, die den Wurf verstoßen wenn ich das Nest kontrolliere". Wie schlecht muss da der Bezug zum Tier sein? Und wenn es so ist, ist es nicht eher ein Grund die Häsin zu selektieren als die Jungen? Es will mir einfach nicht in den Kopf wie man diese beiden Themen so hartnäckig zusammenwerfen kann....es sei denn man sucht eine Entschuldigung für seine Nestselektionspraxis.


    Die Frage nach dem DW Faktor kann man sich eigentlich sparen wenn man die Ausführungen zur Mendelregel gelesen hat..."Diese geht immer nur dann auf, wenn ein Wurf zahlenmäßig so groß ist, dass man die Anteile 50% Typschecken, 25% schwarze (einfarbige) Tiere und 25% Weißlinge als ganze Tiere einordnen kann". Also finden sich in jedem 12er Wurf 6 Typen, 3 einfarbige und 3 Weißlinge weil man es nach ganzen Tieren einordnen kann? Nach all den Genetik Artikeln die in der Kaninchenzeitung veröffentlich wurden, ist es mir schleierhaft wie dieser Absatz den Weg in den Druck gefunden hat. Dass man alle potentiellen Nachkommen einer Verpaarung betrachten müsste oder auch gleich die ganze Population und nicht nur einen Wurf, egal wie groß, sollte doch eigentlich bekannt sein.


    Der Grundgedanke des Artikels ist nicht verkehrt...in der Ausführung aber hätte man vieles anders schreiben sollen um der Überschrift halbwegs gerecht zu werden und nicht wie eine Verteidigungsschrift angestaubter Züchterpraxis zu klingen.

  • Hi,


    der Faktor "DW" bzw. das Zwergengen hat mit dem Scheckungsfaktor "K", der hier beschrieben wird - Typschecken, Einfarbige, Weißlinge - nur dann etwas zu tun, wenn doppelt spalterbige Rassen wie z.B. Farbenzwerge mantelgescheckt gezüchtet werden. Der Erbgang ist derselbe, die Probleme sind es ebenfalls, denn auch bei den Schecken stimmt der Phänotyp nicht immer mit dem Genotyp überein. So fallen aus der Verpaarung Einfarbig x Zeichnungstier sehr wohl Tiere, die zwar wie Weißlinge aussehen, jedoch keine sind ("Pseudo"weißlinge).


    MfG Manfred

  • Hallo Fred,


    ich wollte die beiden Erbgänge keinesfalls gleichsetzen. Was du schreibst ist ganz klar. Ich wollte nur zum Ausdruck bringen, dass es mich nicht wundert, dass unter der Überschrift Letalfaktor nichts zu eben jenem steht wenn man schon bei der vorangegangenen Problematik mit Sätzen wie dem zitierten um sich wirft. Der ganze "Vererbungsausflug" in dem Artikel wirkt nicht sehr durchdacht, darauf wollte ich hinaus.

  • Hallo ZuchtfreundInnen,

    habe momentan Probleme mit meinem PC, kann leider keine längeren Texte abschicken, werde deshalb fraktionieren müssen.
    Kurz grundsätzlich: danke für all die, die meinen, mich bei persönlichen Angriffen verteidigen zu müssen.......das tut richtig gut :) :)
    Gleichwohl kann ich damit recht gut umgehen, ich denke da einfach an die "deutsche Eiche und....." :evil:

    Grundsätzlich zum Thema:
    Die neue Richtlinie des ZDRK ist richtig und wichtig, auch wenn es dazu noch viele Fragen geben wird, für die Außendarstellung gerade im Hinblick auf das zu erwartende TSchG jedoch bedeutend.
    Es wird dazu viele unterschiedliche Interpretationen geben, die ich alle für wichtig finde, sofern sie folgende Grundlagen erhalten - sachlich und fachlich richtig gargestellte Grundlagen der Rassekaninchenzucht und des Tierschutzes.
    Diese Grundlage muss beweisbar und nachvollziehbar stimmen, ansonsten finden wir nur schlecht zueinander !!

    Der Artikel von Zfr. Dietrich enthält sicher viele stimmige Behauptungen und Erfahrungen, einige sind jedoch schlicht nicht richtig und widerstehen keiner Überprüfung. Allerdings bin ich nach dem Schlusssatz seines Artikel nicht wirklich überrascht - Tierschutz für die Menschen anstatt für die Tiere ???
    Rein psychologisch ist ein "gutes Gewissen natürlich ein sanftes Ruhekissen", dieses "gute Gewissen" sollte jedoch nicht "selbstgebastelt " sein sondern offen mit Fragestellungen aus allen Richtungen umgehen können.

    mfg Peter

  • Hi,


    du hast natürlich recht, die Dietrichschen Ausführungen zum Zwergenfaktor sind irreführend. Der Letalfaktor wird ein einziges Mal, das in der Überschrift erwähnt. Die Bemerkung über die Anhebung der Höchstgewichte hätte man sich sparen können. Das erzeugt nur Unmut, vor allem bei jenen, die Kenntnis der Sachlage haben, einen Standard 2004 besitzen und natürlich über die Fähigkeit des Lesens verfügen. Das Idealgewicht liegt nach wie vor bei 1,10 bis 1,35 kg. Die von ihm angesprochenen Schwierigkeiten wie Kiefermißbildungen und ähnliches sind nicht unbedingt in ursächlichem Zusammenhang mit dem Zwergenfaktor zu sehen, sondern anatomische bzw. genetische Defekte, die man in allen Rassen- und Farbenschlägen findet. Hier wird, gewollt oder nicht, vom Thema abgelenkt. "Augenauswischerei" wäre wohl der passende Ausdruck.


    TGRDEU bzw. die jährliche Bestandserfassung ist ein zweischneidiges Schwert. Einerseits kann man damit zwar sehr leicht feststellen, welche Rassen gefährdet sind und damit entgegensteuern, andererseits können die Daten auch einer Standardfachkommission als Grundlage für die Streichung so mancher gefährdeter Rasse dienen, wenn sie bereits seit mehreren Jahren nicht mehr oder nur eingeschränkt gezüchtet wird. Die dementsprechende Diskussion wurde hier bereits ausführlichst geführt.


    Querverweise zu anderen Tierarten halte ich für gefährlich. Bei genauerer Betrachtung lässt sich ein Umdenken, zumindest ein Überlegen auch bei der Schweine-, Puten-, Hühner- und Milchkühehaltung feststellen. So wurden hier in den letzten Jahren vermehrt Laufställe gebaut. Das Verbot der Anbindehaltung bei Kühen ist hier nach wie vor ein Thema (Übergangsfristen).


    MfG Manfred

  • Hallo zusammen,

    bleiben wir beim Zwergenfaktor:

    Manfred hat dies genau richtig erkannt, was bedeutet aber aus blick des Tierschutzes diese Tatsache?

    Ich könnte mir z.B. gut vorstellen, dass die letalen Doppelzwerge zumindest organisatorisch so vermieden werden könnten, dass eben nur noch überprüfte Paarungen Typ x Langohr möglich sind ( die Problematik, dies am Phänotyp zu erkennen lasse ich mal beiseite) - dazu müssten aber auch Langohren ausgestellt werden dürfen - langfristig könnte man so vielleicht sogar den DW-Faktor eliminieren - brauchen tun wir ihn doch eigentlich nicht !!!

    Mit der Scheckung könnte man ähnlich verfahren, durch die Organisation kontrollierbare Zuchtverfahren garantieren im Sinne des Tierschutzes den Ausschluss von Qualzuchten - den Hundezüchtern ist dies doch auch gelungen !!!

    mfg Peter

  • Hallo zusammen,

    zum Thema Haltungsformen:

    Es geht mir in dieser Frage nicht um einen Glaubenskrieg, ich habe immer wieder beschrieben, wie unterschiedlich die Problematik sein kann und sage nach wie vor, dass nicht - noch nicht ??- alle Tiere dafür geeignet sind - entscheidend dabei ist jedoch die grundlegende Haltung des Artikels, dass Rassekaninchenzucht ohne Einzelhaltung nicht möglich sei, ja dieser geradezu den Todesstoß versetzte.
    Dieser Absolutismus ist falsch, ich habe über 30 Jahre unterschiedliche Modelle durchprobiert und gesehen, dass es durchaus machbar ist, auch Ausstellungstiere unter züchterischen Aspekten in unterschiedlichsten Haltungsformen zu züchten, ich erinnere nur an Paarhaltung, Häsinnengruppen uvm.
    Wenn ich eine folgenschwere Behauptung aufstelle - "Todesstoß der Rassekaninchenzucht"!!!! - darf ich schon belegbare Erfahrungen erwarten, reine Behauptungen sind da zu wenig.
    Ich zumindest kann jeder/m TierschützerIn meine haltungsformen erklären , wurde auch immer akzeptiert !!

    Fütterung:
    Genau sowenig wie die Frischgrünfütterung die Myxogefahr enorm steigert genau sowenig ist die Sackfütterung die einzige ausgeglichene Fütterungsart.
    Im Sinne des Tierschutzes und damit der artgerechten Versorgung gibt es durchaus Zusammenhänge , die nicht einfach aufgelöst werden können: dazu habe ich an anderen stellen aber schon genügend informiert.
    Was immer wieder nicht erkannt wird ist die Tatsache, dass aufbereitetes Futter eine schlechte Ökobilanz hat - und sind wir RassekaninchenzüchterInnen nicht auch UmweltschützerInnnen, zumindest schreibt dies der ZDRK so in seinen Statuten !!!
    Wenn ich nun mit Tierschützern in Diskussion trete muss ich mir diese fragen schon gefallen lassen - und passende Antworten haben !!
    Dass diese Fragestellung nicht nur Kaninchensackfutter betrifft sondern auch anderes "fast-Food" - richtig, das ist keine frage.

    mfg Peter

    PS: Franz, natürlich kaufe ich nur Bio und aus regionalen Verbünden, Du etwa nicht ? :)

  • Wenn du von der naturnahen Ernährung bei unseren Tieren sprichst, dann sollst auch du nicht mehr im Diskounter deine Lebensmittel kaufen ,sondern nur noch im Bioladen. Das im Handel zu erwerbende Fertigfutter (Pellets) entspricht einer Art gerechten Fütterung und verschont uns von den Jungtierverlusten. Vielleicht versuchst es, einen Wurf D.Riesen (8 Stück) im Januar und Februar mit naturnaher Fütterung auf zuziehen. Über das von dir vorgeschlagene naturnahes Futter wurde keine Angabe gemacht, wie das bei dir heißt vielleicht Brot und Küchenabfälle mit Rüben mit Salatblätter. Bei dieser Fütterung bekommen meine Tiere den Durchfall.



    Hallo,


    zunächst erst mal gilt es festzuhalten, dass kein Kaninchen als Pelletfresser zu Welt kommt. Es wird vom Züchter aber dazu gemacht oder besser "erzogen", wenn ihm kein anderes Futter vorgesetzt wird. Zur Winterfütterung - natürlich kann man mit etwas Aufwand auch im Januar bzw. Februar frisches Grünfutter selber "produzieren", Grünkohl sei hier einfach mal nur erwähnt. Und ja, ich mache dies seit vielen Jahren und meine Tiere fressen zuerst den Grünkohl und dann die Pellets. Eine weitere Möglichkeit wäre z.B. die Herstellung von Silage (habe ich leider noch nicht gemacht, aber ich kenne genügend Zuchtfreunde, die dies machen).


    Und jetzt im Sommer ... wo ist das Problem als Hauptfutter einfach mal mit der Sense Grünes auf der Wiese zu hauen und Pellets nur als "Zubrot" zu füttern. Naja, ich kann´s in meinem Grundstück ... mein Nachbar hat keine Wiese, sondern "Golfrassen", da wird´s natürlich nix mit Futter hauen, aber er hat ja auch keine Kaninchen, somit ...


    Und es fällt bei mir im Grundstück soviel an, was verfüttert werden kann - Obstbaumverschnitt, ausgeschnittene Weinreben, Brombeer- und Himbeerruten, selbst abgeerntete Erdbeerpflanzen usw. ... übrigens bekommen meine Tiere davon keinen Durchfall, selbst die Jungtierverluste sind sehr überschaubar.


    Und noch ein Wort zum Merzen im Nest - bei mir nicht. Warum auch - ich möchte gesunde, durchsetzungsfähige Kaninchen und keine optischen Blender ... es ist überhaupt kein Problem der Häsin 10 Jungtiere zu belassen und erst nach 3,4 Tagen bei der Nestkontrolle ggf. ein totes und schwaches Tier zu entnehmen, dies halte ich für wesentlich tiergerechter, weil naturnaher, als sofort nach der Geburt zu selektieren. Es mag sein, dass die Natur in manchen Dingen hart und brutal ist, aber nur dadurch überleben die am besten angepassten Jungtiere (nachzulesen schon bei Darwin "Die Entstehung der Arten durch natürliche Zuchtwahl").


    Gut Zucht


    Jens

  • Servus Jens,

    einen Wurf D.Riesen (8 Stück) im Januar und Februar mit naturnaher Fütterung auf zuziehen.

    Eigentlich handelt es sich bei dem Beispiel von kleinwidder um eine züchterische Bankrott-Erklärung. Man nehme ab der dritten Lebenswoche Heu, Futterkohl- und möhren, etwas Knollensellerie und ansonsten bedienen sich die "Kleinen" Stück für Stück am Futter des Muttertieres, die eine Mischung aus Braugerste, Hafer, Sojaschrot (GVO-frei), Sonnenblumenkernen und einer Prise Futterkalk bekommt. Dazu gibt's frisches Wasser mit einem Schuss Apfelessig. Meine Burgunder machen stetig Gewicht, Durchfälle und Blähbäuche kennen sie nicht. Das ist doch kein Hexenwerk!


    kopfschüttelnderdings


    Thomas

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