Rasse des Monats Februar 2004 - Jamora

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    Rasse des Monats:

    Jamora

    Erstellt von Jutta Grünwad

    Als Herauszüchter der attraktiven Rasse „Jamora, harlekinfarbig“ gehen federführend der Tierarzt Dr. Bernhard Thimm Bernhard_Thimm@yahoo.de und dessen Freunde, die sich für das kleine Wollknäuel begeistern konnten, in die Geschichte der Rassekaninchenzucht ein. Die Kreativität des Herauszüchters und das gewonnene Rassetier unterstreichen den Spaß, die Liebe zum Tier und nicht zuletzt den Sinn für Schönheit und Verspieltheit. Das Anliegen der Herauszüchter bestand darin, ein kleinrahmiges, verspieltes und buntes Kaninchen zu züchten. Unverkennbar ist das Ziel der Schaffung einer trihybriden Spielrasse erreicht. Sie sollte klein, aber nicht zwergenhaft sein und ein buntgezeichnetes Angorahaar tragen. Nur selten ist anhand des Exterieurs noch erkennbar, welche Rassen bei der Erzüchtung unserer anerkannten Kombinationsrassen verwendet wurden. Ganz im Gegenteil dazu zeigen die Jamora, welchen Ausgangsrassen sie entstammen. Es waren Japaner, Hermelin und Angorakaninchen. Geschickt und geschmackvoll wurden die Merkmale - Größe des Zwergkaninchens, die Angora-Wollstruktur ohne die standardisierten Schmuckmerkmale der A sowie die Vielgestaltigkeit der Farbvarianten des Japanerkaninchens - vereint. Nach zielstrebigen Verpaarungen fielen 1985 die ersten Zuchtergebnisse im gewünschten Erscheinungsbild Jamora. Bis zu dem Zeitpunkt vergingen immerhin fünf Jahre! Danach hieß es dann, die neue Rasse in ihrer Reinerbigkeit zu festigen. Nochmals gingen neun lange Jahre ins Land, bevor die Anerkennung der kleinen Rasse erfolgte.
    Die Erbformel der Jamora lautet AbjCDgv/AbjCDgv. Die Rasse ist nicht spalterbig wie die Schecken und die Marder, dennoch kommt es in der Vererbung der Japanerfarbe und -zeichnung zu sehr starker Streuung. Das ist ein sicheres Zeichen dafür, dass eine gewisse Anzahl von Modifikationsgenen am Zustandekommen der Zeichnung - besser gesagt an der Bildung gelber und schwarzer Farbflächen - beteiligt ist. Das Idealgewicht beträgt über 2,0 kg, die Höchstgrenze ist auf 2,5 kg festgesetzt. Die Körperform ist gedrungen, walzenförmig, der Kopf ist breit und kräftig. Die Behaarung ist 5 – 6 cm lang, wobei die Haarlänge bei der Bewertung zu schätzen ist. Das Unterwollhaar ist dicht und in der Struktur kurzgewellt. Die verhältnismäßig feine Granne dient wie bei Angora als Stütze des gesamten Haares und zur Vermeidung der Filzbildung. Kopf und Ohren bleiben normal behaart.
    Interessant ist die geforderte Farbverteilung Schwarz und Gelb analog der Japanerkaninchen. Auf Grund des längeren Haares wirken die Farben heller und die Farbfelder sind durch das lange Fell nicht so scharf von einander abgegrenzt. Als Ideal bei der Kopfzeichnung gilt über Kreuz gezeichnete Kopfseiten zu den Ohren. Auf dem Rumpf müssen je Seite mindestens 2 schwarze Farbfelder vorhanden sein, die ringförmig oder versetzt den Rumpf abdecken, die Brust und die Vorderläufe sollen in Idealfall auch überkreuz die Farbfelder wechseln, passend zu Kopf und Ohren.

    Farbenzwerge luxfarbigFarbenzwerge luxfarbig

    Jamora auf ersten Ausstellungen

    Zum ersten Mal standen Jamora auf der 19. Bundeskaninchenschau 1990 in Stuttgart. Dort hatten drei Züchter, der Tierarzt Dr. Bernhard Thimm aus Dornstadt, die Züchterin Barbara Bauerschmidt und der Züchter Johann Held, beide aus Blaustein bei Ulm, 18 Jamora von sehr unterschiedlicher Qualität ausgestellt. Von manch einem Besucher hörte man abfällige Bemerkungen. Doch die Züchter blieben bei ihrem Vorhaben, sie wollten ihre kleine, langhaarige Rasse schaffen, die durch ihr äußeres Erscheinungsbild auffällt. Und was gut ist, setzt sich durch: 1991 standen in Nürnberg auf der 20. Bundesschau bereits 25 Tiere von fünf Züchtern, 2003 präsentierten sieben Züchter auf der 21. Bundesschau in Kassel 37 Jamora. In Anbetracht dieser rasanten Entwicklung beschloss die Standartkommission des ZDK 1994 die Anerkennung dieser liebenswerten, langhaarigen Rasse. Es hatte sich also für die Herauszüchter um DR. Thimm gelohnt, so beharrlich um die Anerkennung zu ringen.

    Anmerkungen unseres Forummitglieds Jutta

    Durch Zufall entdeckte ich im Internet die Kaninchenrasse „Jamora, harlekinfarbig“. Irgendwie war ich sofort begeistert von dieser Kaninchenrasse. Ich setzte mich gleich mit der bekannten Jamora-Züchterin Hedwig Riebe aus Jülich in Verbindung, um mehr über diese schönen Kaninchen zu erfahren. Freundlich beantwortete sie mir alle Fragen und lud mich zu dem Gründungstreffen der „IG Jamora harlekin“ ein.

    Farbenzwerge luxfarbigFarbenzwerge luxfarbig

    http://hoppelhue.de
    http://mitglied.lycos.de/oriane/jamora/jamora.htm
    http://www.jamora-kaninchen.de
    http://medlem.spray.se/kaninavel/photoalbum.html

    Persönliche Bemerkungen:

    Jamora sind sehr liebe, schmusige, ruhige Kaninchen. Es gibt aber auch Angsthasen, die man mit viel Zuwendung und Geduld zahm bekommt. Die Pflege der Jamora ist recht einfach, wichtig ist eine ausreichend große Bucht. Meine Tiere sind sehr sauber, benutzen regelmäßig nur ihre Kotecke. So brauche ich keine Roste, sondern halte sie auf Stroh, unter dem Späne eingestreut sind. Das Fell hat eine durchschnittlich gute Begrannung, daher verfilzt es kaum. Gelegentliches Bürsten/Kämmen reicht bei den Alttieren. Die Pflege des Fells bei Jungtieren ist etwas aufwändiger. Die feine Wolle wird noch nicht durch eine gleichmäßige Begrannung gestützt und sollte deshalb regelmäßig gebürstet werden. Man sollte dem Tier den ersten Fellwechsel erleichtern durch leichtes Zupfen, Kämmen oder Scheren.
    Je mehr Auslauf die Tiere bekommen, um so besser entwickeln sie sich. Bei nassem Matschwetter lasse ich sie allerdings nicht nach draußen, da das lange Fell doch schnell verschmutzt. Obwohl sich das Fell nach dem Trocknen leicht reinigen und kämmen lässt, so konnte ich beobachten, dass die Tiere sich mit nassem, klebrigem Fell nicht wohl fühlen. Ansonsten sind es Kaninchen wie alle anderen auch und benötigen entsprechende Pflege und Fütterung.

    Sonstiges:

    Durch die sehr begrenzte Züchteranzahl und die begrenzte Tier Anzahl ist es schwierig an Zuchttiere zu kommen die nicht irgendwie verwandt sind. Auch sind die Tiere meist noch fehlerhaft an Form und Farbe. Also, nicht so sehr für Preiszüchter geeignet, eher für Züchter, die ein Interesse an der weiteren Verbesserung dieser Rasse haben und sich ihr mit Geduld und Zeit widmen. Auch braucht man genügend Ehrgeiz und Selbstbewusstsein, um sich gegen die negativen Einwände anderer Züchter zu behaupten.

    Wir bedanken uns bei Jutta Grünwad für diesen Bericht und die Fotos. Weiterer Dank gilt Tatjana Ruthmann, Kai Sander,Heiko Semmel und Siegfried Lübbert für Ihre Mitarbeit. Das Copyright liegt bei den jeweiligen Verfassern und beim Rassekaninchenzuchtforum e.V. Die Rechte der Grafiken liegen bei http://www.rkz-forum.com. Weitere Ergänzungen, Meinungen und Bilder zum Rassebericht bitte an webmaster@rkz-forum.com.de. Wir weisen nochmals ausdrücklich darauf hin, das die Bilder, Texte und Grafiken bestimmten Rechten unterliegen, und das wir Copyrightverletzungen strafrechtlich verfolgen lassen werden.

    (C) 2008 RKZ-Forum.com

  • Heidi bekam die Erlaubnis diesen weiteren Beitrag zu den Jamora - harlekin hier im Forum zu veröffentlichen. Dies war am 05.02.2004.
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    Ich freue mich, gerade jetzt einen Beitrag vom Zuchtfreund Dr. Bernhard Thimm über den weiten Weg der Herauszüchtung der Jamora ins Forum stellen zu dürfen.


    Die Herauszüchtung der Jamora-harlekin-Rasse aus der Sicht der beteiligten Züchter
    Von Dr. Bernhard Thimm


    Die Erzüchtung einer neuen Kaninchenrasse begann damit, daß ich im Jahre 1980 meinen schulpflichtigen und naturbegeisterten Kindern gerne zeigen wollte, wie die Vererbungsgesetze in der Praxis arbeiten. Sie sollten dies praktische Wissen später im Biologieunterricht oder vielleicht im Beruf einmal anwenden können.


    Die Planung
    Wir setzten uns also zusammen und entwarfen gemeinsam eine neue Rasse, die ein lebendes Wolleknäuel werden sollte, nicht zu schwer, um sie als Spieltier leicht auf dem Arm tragen zu können, vor allem mit langem, weichem Fell und natürlich farbig.
    Das lange Fell boten damals nur die weißen Angorakaninchen, farbige, die es vor dem 2. Weltkrieg schon oft gegeben hatte, waren noch nicht wieder vorhanden. Zur Verkleinerung dieser über 4 kg schweren Angorarasse brauchten wir eine Minirasse, am besten auch die farblose Hermelinrasse mit roten Augen, die Farbe und Musterung der Farbverteilung sollte später das aufregend gefärbte Japanerkaninchen bringen.


    Frisch ans Werk und das Ziel ins Auge gefasst
    Nun ging es darum, sich nicht bei der Neuzüchtung im Gengestrüpp zu verheddern: Die Zuchtregel lautete: Immer nur auf ein Merkmal hin kreuzen, dann selektieren.
    So entstand im Laufe von 2 Jahren mit 4 Generationen zunächst eine Zwischenrasse: Angora x Hermelin. In der F1 Generation verschwand die rezessiv vererbte Langhaarigkeit zugunsten der dominanten Normalhaarigkeit und alle Jungtiere sahen gleich aus, weiß mit roten Augen. Ihr Gewicht lag bei erwachsenen Tieren wie bei allen multifaktoriellen Leistungen des Körpers (z.B.dem Gewicht, der Milchleistung, der Fruchtbarkeit, der Haarlänge usw.) nach der Formel a + b/ 2 genau in der Mitte zwischen den Gewichten und der Haarlänge und Haardichte der beiden Elterntieren. Sie galt es nun noch etwas durch Selektion zu verkleinern.


    Zwei Wege sollen zum Ziel führen...
    In der F2- Generation lernten die Kinder nun schon, daß die Vererbung bei männlichen und weiblichen Eltern völlig nach den gleichen Regeln verläuft beim Kaninchen und daß nun durch die Bruder X Schwesterkreuzung ( Inzucht) sowohl die Großeltern, wie auch die Eltern wieder bei den Enkeln äußerlich in Erscheinung treten können und, das ist nun sehr wichtig, daß zusätzlich die gewünschte neue Rasse sichtbar werden kann. Wir hatten Glück, schon bei zwei Würfen entstand die erste neue Rasse: weiß, langhaarig mit einem Gewicht von nur 2 kg im Alter von 5 Monaten ( Zuchtreife). Wir nannten sie die Ameline-Rasse. Der erste Schritt war getan. Diese Zwischenrasse galt es nun für 2 weitere Jahre in Wartestellung reinerbig weiter zu züchten und zu erhalten.


    Neuzucht für Kinder, aber kein Kinderspiel
    Zur Entstehung der zweiten Zwischenrasse begannen wir wieder von vorn: Kreuzung eines im Probesprung beim Vorbesitzer als reinerbig sich erwiesenen Japaner-Rammlers mit prächtigen Farben, Streifen und braunen Augen mit einer reinerbigen weißen Hermelinhäsin mit roten Augen. Jetzt wurde es für die Kinder interessant: Alle Jungen der F1 Generation waren hasengrau mit Normalhaar und braunen Augen und nur noch 2,25 kg Gewicht als Erwachsene. Es zeigte sich also, daß zur Ausbildung der Plattenscheckung und der Punktescheckung an den Ohren des Japanerkaninchens immer 2 gleiche Gene ( Allele) von Vater und Mutter gehören. In diesem Fall reichte es aus, die volle Wildfarbigkeit (mit etwas hellerem Bauch und Schwanzunterseite) wieder entstehen zu lassen. Wie würden nun die Jungen in der nächsten ( F2) Generation aussehen?
    Bei der nächsten Bruder- x Schwesterkreuzung würden ja 3 Genpaare neu gemischt werden: Die Paare Aa (Farbausbildung und Nicht-farbausbildung), die Paare Bbj ( B als dunkles Gelb und bj als Gelb mit dunklen Streifen oder Punkten der Gelbserie) und des Paares Gg (G als Ganzfarbigkeit und g als Scheckung in Verbindung mit den Genen für Flächenscheckung ( s1, s2) oder Punktscheckung (Kk). Allein die ersten 3 genannten Paare ergeben schon 64 Möglichkeiten der Neukombination der Gene. Dies ist durch ein einfaches Schachbrettmuster der 8 x 8 möglichen Keimträgern (männlichen und weiblichen Gametenmöglichkeiten) leicht zu erklären.


    In unserem Falle war es deshalb so einfach, weil wir uns ja zum Ziel gesetzt hatten, eine neue Zwischenrasse mit der Werten: leicht (2,0 kg) und japanerfarbig (gelb-schwarz gestreift ) zu züchten. Wir mußten also nur nach Farbe und Gewicht sortieren. Das Haarkleid würde sicherlich ein dichtes Normalhaar sein. Tatsächlich mußte die Zahl der Zuchthäsinnen und Rammler auf 6 bzw. 4 erhöht werden, um die neue Zwischenrasse mit den erwünschten Merkmalen zu finden. Wir gaben ihr den Namen Jameline. Nach insgesamt 2 Jahren und 4 Generationen war auch die Rasse der Jameline genetisch stabilisiert.


    Dem Ziel ganz nah?
    Nach diesen 2 Jahren wurde es langsam eng mit den Stallbuchten in der Garage und im Garten. Wir sahen uns nach mehr Platz in einem Garten mit Wiese um und fanden sie bei unserem Zuchtfreund Stephan Winkler in Arnegg bei Ulm. Wir waren uns beide klar, daß zur dritten Kreuzung, nämlich der beiden genetisch stabilisierten Zwischenrassen Ameline und Jameline wir wiederum viel Platz und viele Buchten und viel Futter bräuchten. Wieder mußten wir die 64 Kombinationsmöglichkeiten von weiß-Langhaar der Ameline mit japanerfarbig-Normalhaar der Jameline im Kopf haben um in diesem Jahr insgesamt mindestens 300 Jungkaninchen zu züchten. Und alles klappte vorzüglich. Im Mai 1985 saßen plötzlich die beiden ersten Jamoras vor uns im Nest, japanerfarbige Miniangoras. "Ach, da seid ihr ja", sagte ich nur, nahm sie aus dem Nest, streichelte sie und gab sie an Stephan weiter. Ein großes Gefühl der Genugtuung und des Erfolges nach 6 Jahren gezielter Zuchtarbeit überkam uns und wir kosteten es aus. Natürlich wollte auch jedes Kind später die Neuankömmlinge begrüßen und kaum aufhören, die putzigen Kerlchen zu streicheln. Genau so erging es später besonders den Frauen , denen ich die Jungen in die Hand legte, das Kindchenschema des rundlichen, dicht und weich behaarten Köpfchens der jungen Jamorakaninchen ließ sie sofort ins Schmusen und Streicheln verfallen.


    Zucht und Rasse-Anerkennung sind zwei verschiedene Schuhe
    Wenn wir nun gedacht hatten, daß die Anerkennung dieser absolut neuen Kaninchenrasse, ja, wegen ihres Gewichtes von 2,0 kg auch neuen Kaninchenklasse etwas Leichtes sein müsse, sie auch bei der Standardkommission des ZDK anerkannt zu bekommen, so hatten wir uns geirrt. Jetzt begann erst die eigentliche Arbeit der genetischen Stabilisierung, das mindestens 6-malige Ausstellen auf nationalen oder internationalen Kaninchenausstellungen, die Werbung um Zuchtfreunde, damit es mindestens 6 Züchter mit zusammen mindestens 20 ausgestellten Tieren waren, die dem von mir aufgestellten Standard für die Jamorarasse entsprachen.


    Die verlässlichen Zuchtfreunde
    Stephan Winkler war altershalber inzwischen ausgeschieden und Johannes Held aus Blaustein in seine Lücke gesprungen. Bei ihm wuchs nun in neuen Ställen eine große Kolonie von Jamorakaninchen, harlekinfarben heran. Mit diesem Namen wollten wir das Besondere der ineinander fließend übergehenden gelben und schwarzen Farben hervorheben, wobei es gerade nicht um eine schärfere Abgrenzung der Farbstreifen geht. Durch den Zusatz einer Farbbezeichnung wollten wir aber gleichzeitig darauf hindeuten, daß noch viele andere Farben angezüchtet werden können, wenn dies gewollt wäre. Dem Spieltrieb des Menschen ist im Bereich des Hobbys bekanntlich keine Grenze gesetzt. Johannes Held ist es zu verdanken, daß wir keine Lokal- Kreis- oder Nationalschau ausließen, um die neue Rasse bekannt zu machen.


    Folge der zu zeitigen Inzucht
    Wir merkten bald, daß die enge Inzucht auch Nachteile brachte. So war plötzlich bei wenigen Anpaarungen der sog. Pelgerfaktor aufgetreten, eine harmlose Störung der Vitalität, die jedoch wesentlich leichtere Jungtiere hervorbrachte. Wir beschlossen deshalb, mit diesen Elternpaaren nicht weiter zu züchten und eine ganz neue zweite Linie von Jamoras aufzubauen.


    Um Zeit zu sparen, sollte dies über angekaufte, angeblich reinrassige preisgekrönte Zwergjapanerkaninchen laufen, die wir auf einer der Nationalen Kaninchen-Ausstellungen gekauft hatten. Wie aber schon der erste Probesprung zeigte, vererbten mindestens zwei von 4 Tieren weiße Abzeichen, deren rezessiv vererbten Gene noch aus der Entstehungsgeschichte der Japanerrasse von Holländerkaninchen her stammten.
    Mit den verbliebenen 2 Zwergjapanerkaninchen klappte der Aufbau der zweiten Jamoralinie jedoch ganz gut, insbesondere, wenn es um die Übertragung von rezessiven Verstärkergenen der Gelbfaktoren y1, y2 usw. ging. Die erste Jamoralinie war doch etwas zu hell geworden. Inzwischen weiß man, daß diese Weißabzeichen an Kopf, Zehen und Pfoten wahrscheinlich nie ganz zu vermeiden sein werden, und daß gerade diese nicht ausstellungsfähigen Tiere oft die beste Streifung mit den dunkelsten Farben haben. Als Schmusetiere lassen sie sich allemal verkaufen. Auch sollte versucht werden, die gleichzeitig vorkommende Anlage von Platten- und Punktscheckung auf die Plattenscheckung zu reduzieren und die Farben zu verstärken.


    Für einen weiteren wichtigen Hinweis sind wir auch dem Vorsitzenden des ZDK, Herrn Jakobs, sehr dankbar. Er hatte selbst auch Gefallen an dieser schmucken neuen Rasse gefunden und bat uns, es den Züchtern doch nicht so schwer zu machen. Denn ein Tier mit bis zu 14 cm langen Haaren sauber und unverfilzt zu halten bis zur nächsten Ausstellung, sei doch wohl recht schwierig und würde z.T. auch potente Züchter davon abhalten, einmal zusätzlich zu ihren großen Rassen auch diese kleine Rasse zu halten. Bald fanden wir Häsinnen und Rammler in unserer Kolonie, die kein fortwährendes Längenwachstum der Haare wie die Angorakaninchen hatten. Ihre Nachkommen hören nach dem Scheren bei Haarlängen von 5-6 cm mit dem Haarwachstum auf. Die Anzahl der Vlies stabilisierenden Grannenhaare hat inzwischen zugenommen, Tiere mit zu leichter Filzbildung bei zu feiner Unterwolle wurden inzwischen aus der Zucht genommen.


    Am Ziel ist ein Züchter niemals
    Die Jamorarasse ist dadurch ausgesprochen pflegeleicht geworden und kann sogar im Freien mit Regenschutz gut gehalten werden.
    Durch das frühzeitige aus dem Nest nehmen bei der ersten Nestkontrolle und auch immer wieder später gewöhnen sich die Jungtiere sehr bald an den Menschen und werden sehr zahm. Viele Jamorabesitzerinnen schwärmen davon, mit dem Jamorakaninchen auf dem Schoß sich lange Filme im Fernsehen ansehen zu können, ohne daß das Tier wegspringen will. Es hat allen Anschein, daß diese neue Spiel- und Streichelrasse sogar streichelgewohnte Katzen und kleine Hunderassen von ihrem Stammplatz auf Frauchens Schoß anfängt, zu verdrängen.
    Dauerte es vom ersten Auftreten der 2 ersten Jamorajungen bis zur Anerkennung als neue Rasse mit Aufnahme in den Rassekaninchenstandard noch weitere 8 Jahre ( bis 1993), so hat sich die Anzahl der Züchter inzwischen schon auf über 20 erhöht, wir finden sie nicht nur in Deutschland, sondern auch in Holland, Dänemark und Schweden. Dazu hat besonders das Internet beigetragen, wo allein schon über schöne Bilder erste Freundschaften geschlossen, Tierverkäufe vermittelt und Stammbäume der Zuchttiere ausgetauscht werden. Ein weiterer Höhepunkt war im letzten Jahr die Gründung einer "Interessen-Gemeinschaft Jamora harlekin" in der Nähe von Marburg, Lahn mit dem Elan junger Züchter. Es sieht also alles so aus, als ob aus einer für Kinder gezüchteten Spielrasse noch eine Sportrasse für erwachsene Hobbyzüchter sich entwickelt hätte. Darüber bin ich mit meinen Züchterfreunden froh und dankbar.


    Anmerkung: Vortrag gehalten am 27.Juli 2003 anläßlich der Gründung der Interessengemeinschaft Jamora harlekin im Vereinsheim des KZV H532 in Niederweimar b. Marburg/ Lahn
    Copyright by Dr. B. Thimm

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