Rasse des Monats April 2004 - Burgunder

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    Rasse des Monats:

    Burgunder

    Erstellt von Volkmar Pohl

    Farbenzwerge luxfarbig

    Mit Ausnahme vielleicht der Hasenkaninchen waren die Mittelrassen seit eh und je eine Domäne der mehr oder weniger gedrungen-walzenförmigen Kaninchen. So stießen die eher im eleganten Schlanktyp stehenden Burgunder direkt in eine echte Marktlücke . Daher verwundert es auch kaum, dass die Rasse aufgrund ihrer schlankeren Form in Zeiten, in denen sie als Neuzüchtung gezeigt wurde, viele Nasenrümpfer erntete. Nicht nur die Verbreitung der Rasse ging aber dennoch relativ schnell vonstatten, auch die Tiere können sich weithin sehen lassen. Nicht selten erhalten Tiere der Rasse heute schon das Preisrichterurteil vorzüglich .

    Die Zuchtgeschichte

    Burgunder sind eine französische Züchtung, die ins Jahr 1914 zurückdatiert. Wie bereits der Name verrät, stammen sie aus Burgund. Die heute in Deutschland gehaltenen Burgunderkaninchen dürften zumeist auch Nachzuchten von Importen aus Frankreich sein, die bereits 1961, mit den Aktivitäten Dr. Kissners beginnend, erfolgten. In den letzten Jahren wurden verstärkt auch noch Burgunder aus der Schweiz importiert, die, da sie insbesondere hervorragende Farben zeigten, auch noch wesentlich zum Fortschritt in der Zucht beitrugen. In den paar Jahren seit ihrer Anerkennung haben die Tiere nahezu überall Fuß gefasst und fehlen heute kaum noch bei einer Kaninchenschau. Im Käfig können die Burgunder mit ihrer schlaksigen Figur kaum gefallen, wenn sie jedoch auf den Tisch kommen und richtig in Stellung gehen, begeistern sie eigentlich fast jeden. Das erste Merkmal, in dem sich die Burgunder von den meisten Rassen deutlich unterscheiden, ist der Typ, hier ein ausgeprägter, gestreckter Schlanktyp. Zwar ist die Streckung des Skeletts längst nicht so sehr ausgeprägt wie bei den Hasenkaninchen, jedoch weist sie deutlich in diese Richtung. Nicht nur der Rumpf ist gestreckt, Kopf, Ohren und Läufe passen sich diesem etwas schlankeren Typ harmonisch an. Das zweite Merkmal ist die gelbe Farbe, die wir bislang nur in gesilberter Form bei unseren Silberrassen vorfanden sowie bei einigen Widderrassen.

    Farbenzwerge luxfarbig

    Das Gewicht

    Das Vollgewicht der Burgunder liegt zwischen 4,25 und 5,25 Kilogramm. Aufgrund der gestreckteren Form erscheinen die Burgunder jedoch größer als andere Kaninchenrassen des gleichen Gewichtssegments. Bei den Burgundern sollte man auch Wert auf Tiere legen, die um die 5 Kilogramm liegen und auch dementsprechend groß sind. Ähnlich wie die Riesenkaninchen sollten sich auch die Burgunder durch eine gewisse Grobschlächtigkeit von den anderen eher gedrungeneren harmonischen Mittelrassen abheben, das macht den besonderen Reiz der Rasse aus und sie für manch einen gar unwiderstehlich.

    Körperform und Bau

    Der Körperbau der Burgunder ist, wie bereits mehrfach vermerkt, leicht gestreckt. Der Körper soll jedoch, soweit sich das genetisch realisieren lässt, von hinten nach vorn gleich breit sein. Die Rückenlinie ist ebenmäßig und verläuft am Becken in einer sanften Rundung. Die Brust ist voll ausgeprägt und breit, sitzt jedoch keinesfalls lose in der Fellhaut. Die Nackenpartie ist kräftig bemuskelt. Die Läufe sind gerade, kräftig, gut mittellang und breit gestellt. Sie geben dem Körper der Burgunder eine hohe Stellung mit viel Bodenfreiheit von Brust und Bauch. Die Blume der Burgunder ist etwas länger als bei den gleich großen, gedrungenen Kaninchenrassen. Sie wird enganliegend und straff aufrecht getragen. Bei den älteren Häsinnen ist zwar eine kleine, gutgeformte Wamme zulässig, besser ist jedoch wie oft schon bei den Burgundern realisiert wammenfreie Tiere zu züchten. Diesem Unterfangen kommt der Schlanktyp der Rasse entgegen, denn solche Tiere haben naturgemäß weit weniger Probleme mit Wammen und losen Brustfellen. Weil Wammen auch vererbt werden, lässt sich die unschöne Hautfalte am Hals der Kaninchen bei entsprechend konsequenter Selektion recht einfach in den Griff bekommen.

    Kopf und Ohren

    Kopf und Ohren werden bei den Burgundern in der Position 4 als Rassemerkmal bewertet. Der Kopf soll sehr kräftig sein, zeigt aber nicht die für die gedrungeneren Kaninchenrassen typische Schädelverkürzung und wirkt daher etwas länglicher. Er zeigt eine breite Stirn und Schnauze und besonders beim Rammler eine gut ausgeprägte Kinnbackenpartie. Die Ohrmuscheln sind entsprechend der Faustregel (1/4 der Körperlänge) bei den gestreckten Burgundern ebenfalls etwas länger als bei den gedrungenen Rassen und messen etwa 14 Zentimeter. Sie sollen gut aufgesetzt und an den Enden löffelartig abgerundet sein. Ihr Gewebe ist kräftig, die Trageweise v-förmig, jedoch nicht zu breit. In letzter Zeit treten bei den Burgundern auch immer wieder Tiere auf, die Schädelverkürzung und insgesamt zu kurze Ohrmuscheln haben. Ob diese aus verbotenen Kreuzungen mit Roten Neuseeländern stammen oder aus den Burgundern selbst herausmendeln, lässt sich natürlich nicht feststellen. Hier sollten jedoch die Preisrichter durch entsprechende Bewertung rigoros reagieren und damit verhindern, dass die heute noch deutlichen Grenzen zwischen den beiden grundverschiedenen Rassen durch unerlaubte Handlungen von Züchtern verwischen.

    Das Fell

    Die Felle der Burgunder sollten nach dem Standart mittellang im Haar sein, mit dichter Unterwolle und guter, gleichmäßiger Begrannung. Hier gibt es innerhalb der Rasse doch erhebliche Unterschiede. Zwar sind in aller Regel die Felle unserer Burgunder griffig und nicht zu lang, jedoch wünscht man sich zum Teil doch noch etwas mehr Unterwolle, wenn bei der Dichteprüfung die Haut allzu stark sichtbar wird. Wenn die Felle insgesamt nicht zu lang sind und aufgrund der kräftigen Begrannung gut arbeiten , ist das nicht allzu schlimm und lässt sich durch die Paarung mit dichtfelligen Partnern in der nächsten Generation korrigieren. Wie bei allen anderen Mittelrassen gibt es auch bei den Burgundern schon Tiere, deren Fell insgesamt etwas zu lang ist. Natürlich stellen sich dann auch die typischen Strukturmängel ein. Lange Felle zeigen oft weiche Begrannung und arbeiten nicht. Das heißt, wenn man solche Felle gegen den Strich durchfährt, bleiben die Haare stehen, statt sanft in die Ursprungslage zurückzugleiten. Mit ihrer weichen Struktur täuschen sie dann eine Dichte vor, die sie in Wahrheit überhaupt nicht besitzen. Der Begriff mittellang im Standard ist sicherlich ein dehnbarer, der einen größeren Variantenbereich abdeckt. Der ernsthafte Züchter sollte sich jedoch auf die kürzeren Fellvarianten beschränken, das macht ihm seine Arbeit in vielerlei Hinsicht leichter.

    Die Farbe

    Die Farbe der Burgunder wurde in der alten Literatur oft als fahlgelb beschrieben. Dieser Begriff trifft den Nagel auf den Kopf und stellt auch die notwendige Distanz zu den Roten Neuseeländern her, die wie gesagt, rot sein müssen. Die Deckfarbe der Burgunder ist gelbrot und zeigt einen warmen Farbton. Sie sollte möglichst gleichmäßig am gesamten Tier vorhanden sein. Die Wildfarbigkeitsabzeichen (Nasenlöcher-, Augen- und Kinnbackeneinfassung und Bauchdecke) sind hell bis cremefarben. Die Blumenunterseite ist weiß. Die Unterfarbe, die gegenüber der Decke etwas aufgehellt erscheint, sollte rein sein und bis zur Haut der Tiere durchgehen. Die Augen sind braun, die Krallen dunkelhornfarbig. Auch bezüglich der Farben gibt es bei den Burgundern noch erhebliche Unterschiede zwischen den einzelnen Stämmen. Als besonders hartnäckiger Fehler tritt bei gelben und roten Kaninchenrassen immer wieder eine mehr oder weniger starke Durchsetzung mit dunkel gespitzten Grannenhaaren auf, die in aller Regel an den Ohrenrändern am deutlichsten sichtbar wird. Tiere mit zu wenig Gelbverstärkten hingegen neigen oft zu nahezu reinweißen Bäuchen und sind außerdem an den Flanken und den Schenkeln gegenüber dem Rücken sehr stark aufgehellt. Geringfügig wird diese Aufhellung bei allen Tieren jedoch vorhanden sein und muss auch toleriert werden. Sind so viele Gelbverstärker vorhanden, dass sie völlig aufgehoben wird, sind die Tiere nicht mehr fahlgelb, sondern rot. Die richtige Farbe bedeutet eine genetische Gradwanderung und verlangt viel Fingerspitzengefühl von Züchtern und Preisrichtern. Mehr Beachtung sollte man auch den teilweise doch recht hellen Krallen der Burgunder widmen. Sie zeigen einen allgemeinen Pigmentverlust, der sich dann bei der Unterfarbe fortsetzt. Bei vielen Burgundern sind die Unterfarben deutlich zu hell. Zwar sind die laut Standart etwas heller als die Decke, wenn sie jedoch deutlich gegen weiß tendieren, ist das des Guten doch ein wenig zuviel. Außerdem sind viele Unterfarben im unteren Drittel auf der Haut deutlich heller, um nicht sagen zu müssen weiß abgesetzt. Diesem Fehler kann man nur beikommen, wenn man entsprechende Tiere mit guten und satten Unterfarben zur Zucht einsetzt. Einige Züchter haben in den letzten paar Jahren Zuchttiere aus der Schweiz importiert, die sehr schöne Unterfarben zeigten und damit auch ihre eigenen Zuchten nachhaltig verbessert. Dieser Weg kann gutgeheißen werden, weil er die Burgunder nach vorn bringt. Falsch hingegen und daher zu verurteilen wäre jegliche Einkreuzung von Roten Neuseeländern, die den Anfang vom Ende der Burgunder markierten.

    Die Zucht

    Grundsätzlich muss man sagen, dass die Zucht gelber und roter Kaninchen, die ja eigentlich gelb- beziehungsweise rotwildfarbig sind, schwieriger ist als die Zucht der anderen einfarbigen Kaninchenrassen. Das liegt auch daran, dass für ein reines und intensives Zustandekommen dieser Fellfarben neben den Genen, die uns von der Erbformel AbCDG bekannt sind, auch noch eine Reihe verschiedener Modifiikationsgene beteiligt sind. Quasi als Ausgleich zu diesen genetischen Problemen mit der Farbe, sind es andere Eigenschaften, die die Zucht der Burgunder angenehm machen. Als Schlanktyprasse sind die Burgunder in gewisser Weise viel vitaler als die gedrungeneren Rassen. Form und Fell sind wichtige Selektionsmerkmale. Zur Form gehört nicht nur die umfassende anatomische Korrektheit des Tieres gute Burgunder treten Beweis dafür an, dass auch relativ gestreckte Tiere sehr runde Becken haben können -, sondern auch die hohe Stellung der Tiere, die ja zum ganz besonderen Reiz der Tiere beiträgt. Die Stellung kann man einem Kaninchen nicht, wie so mancher der Altvorderen uns mit seinen Ergüssen in der Fachliteratur glauben machen wollte, durch Dressur beibiegen, die Fähigkeit der Tiere, sich zu stellen, ist rein erblich. Stellung sollte daher auch von allen eingesetzten Zuchttieren erwartet werden. Die Felle verdienen besonderes Augenmerk. Kurze und griffige Felle sind in aller Regel intensiver pigmentiert als lange Felle. Eine gleichmäßige und kräftige Begrannung gibt dem Fell einen intensiven Glanz und trägt damit ebenfalls zu besserer Farbwiedergabe bei. Felllänge, -dichte und -struktur werden nur durch einige wenige Gene vererbt und lassen sich mit entsprechender Zuchttierauswahl bereits nach wenigen Generationen auf sehr hohem Niveau festigen. Züchter, die bei der Zuchtauswahl den Gesichtspunkt Fell vernachlässigen, verschenken wertvolle Punkte, vorausgesetzt allerdings, dass die Felle sorgfältig bewertet werden. Ein wichtiger Aspekt, der bei der Selektion ebenfalls Gegenstand von Überlegungen sein sollte, ist die Dauer der Haarung. Schnellhaarer sollten bevorzugt werden, denn was nützt uns das beste Fell, wenn sein Träger laufend in Haarung ist. Neben der allgemeinen genetischen Konzeption hängt das Haarungsverhalten der Kaninchen zwar auch von Klima, Fütterung und Haltung der Kaninchen ab, jedoch sind diese Parameter in aller Regel bei einem Züchter gleich, so dass man schon davon ausgehen kann, dass die Unterschiede hier genetisch begründet sind und sich als Selektionsmerkmal eignen.

    Farbenzwerge luxfarbig

    Gute Wirtschaftlichkeit

    Eine sehr wirtschaftliche Ausrichtung der Zucht ist die den Schlanktyprassen an sich schon gegeben. Die Vitalität und die Robustheit der Burgunder garantieren, dass die Züchter eine genügend große Selektionsbasis zur Verfügung haben, aus der sie ihre künftigen Zucht- und Ausstellungskaninchen rekrutieren können, und somit auch einen kontinuierlichen Zuchtfortschritt. Treten bei einzelnen Tieren jedoch Gesundheits- oder Wirtschaftlichkeitsprobleme auf, so sollten diese - samt ihrer Nachzucht - nicht mehr zur Zucht verwendet werden. Auch die Fruchtbarkeit und das Leistungsverhalten sowie die Anfälligkeit für Infektionen sind teilweise vererblich und eine Zuchtverwendung dieser Tiere kann fatale Folgen für die Leistungsfähigkeit des gesamten Stammes haben.

    Die Haltung

    Als lebhafte mittelgroße Kaninchenrasse sind die Burgunder natürlich auch besonders dankbar für große luftige Ställe, in denen sie sich ausgiebig bewegen können. Optimal sind natürlich Doppelbuchten, bei denen man einen Teil der Trennwand zum Überspringen als Hürden stehen lässt. Diese Aktivitäten der Tiere helfen mit dazu beizutragen, dass sich ein korrektes Skelett mit kräftigen Gelenken und eine gute Bemuskelung am Tier bildet. Weiterhin trägt die Bewegung zur etwas stärkeren Ausbildung des Brustkorbes bei. Fütterungsfehler sind bei den Burgundern, die aufgrund der relativ größeren Körperoberfläche und des stärkeren Bewegungsdranges auch eine weniger positive Futterverwertung haben, weniger fatal in der Wirkung. Dennoch sollte man auch hier die Tiere weder überfüttern noch hungern lassen. Eine Fütterung ist dann angemessen und richtig, wenn die Kaninchen kontinuierlich wachsen, ohne jedoch dabei zu verfetten. Burgunder sind im allgemeinen recht frohwüchsig und erreichen, wenn sie aus einem guten Stamm kommen und angemessen gefüttert werden, die Grenze zum Normalgewicht mit sechs bis sieben Monaten. In diesem Alter sind die Tiere dann in aller Regel auch in der Fellblüte. Deshalb lohnt es sich bei entsprechenden Haltungsmöglichkeiten für den Züchter immer, bereits bei der Planung der Würfe gezielt auf die einzelnen Schauen hinzuarbeiten. Bei einer so frohwüchsigen Kaninchenrasse wie den Burgundern sollte man dabei auch weitestgehend, nicht nur aus Gründen der Kostenersparnis, auf Winterzucht verzichten. Im Winter geborene Tiere werden nie so vital wie solche, die aus gleicher Verbindung im Frühjahr geboren sind. Das liegt daran, dass die Häsin bei kalten Temperaturen einen viel größeren Anteil des Futters für die Aufrechterhaltung ihrer eigenen Körpertemperatur benötigt und daher weniger Milch produzieren kann als im milden Frühjahr. Das Defizit an Milch, können die Jungtiere auch später kaum kompensieren.

    Persönliche Bemerkung

    Unsere Burgunder sind leider nicht so verbreitet und auf Schauen recht selten anzutreffen. Nach meinen Beobachtungen bei Zuchtfreunden treten vermehrt Farbfehler mit zu hellen Flanken auf. Auch das Einkreuzen von Roten Neuseeländern in die Burgunderlinien halte ich für einen großen Fehler. Auf der Bundesschau saßen meines Erachtens jede Menge Rotburgunder . Anscheinend wird dies vom Verband und den Preisrichtern geduldet. Auch das Thema Ohren bei den Burgundern scheint ein Problem zu sein. Bei Bewertungen werden die Ohren der Burgunder als zu groß mit Punktabzug geahnt, dabei sind doch auch die langen Ohren ein Rassemerkmal der Burgunder. Eventuell kann ja Kai hierzu noch was anmerken. Bei der Fortpflanzung sind die Burgunder sehr freudig. Würfe mit über 10 Jungtieren sind keine Seltenheit. Auch das Wachstumsverhalten der Jungtiere ist sehr zufriedenstellend und problemlos.

    Erbbiologische Betrachtung:

    Ob die Deckfarbe als gelbrot im warmen Ton oder wie in früherer Zeit fahlrot bezeichnet wird, ist nicht Sache all der Züchter, die sich dieser wunderschönen Rasse verschrieben haben. Der Erfindergeist zur Deutung von Farbnamen mag noch so manche Neuigkeit verkünden, die hoffentlich nicht mit Neuerungen zum eigentlichen Farbbild (röter, dunkler, heller o. ä.) einhergehen werden. Wichtig ist zu wissen, es handelt sich zwar um eine gelbwildfarbige Rasse, bei der aber eine genotypische Modifikation (Abwandlung/Veränderung des Phänotyps) durch die Wirkungsweise des so genannten Rotverstärkerfaktors y zu einer bestimmte Rotnuance geführt hat. Bei gleicher Erbanlage, wie sie theoretisch den Roten Neuseeländern zugeordnet wird, unterscheiden sich beide Rassen generell farblich durch den Wirkungsgrad besser gesagt durch die unterschiedliche Anhäufung des Modifikations-Gens y.
    Sehr schön unterscheidet der Tschechische Standard diese Rotvarianten, indem dort die Erbformel für die Burgunder eine Rotverstärkung y1y1 und für Rote Neuseeländer y2y2 versehen ist, um den Farbunterschied wenigstens theoretisch zu unterstreichen. Praktisch und vom bloßen Ansehen her ist kein Züchter in der Lage zu sagen, wie viele kleine Ypsilons denn da wirklich im Spiel sind. Aber wir erkennen den Unterschied beider Rassen, nämlich Burgunder = gelbrot im warmen Ton und RN = sattrot, erhalten bleibt, darf der Burgunder-Züchter nicht nach dem sattroten Vergleich schielen. Das Einkreuzen der sattroten Rasse, die rein gar nichts mit dem Burgunderkaninchen zutun hat, bringt Krieg in die farbbezogene Erbbiologie , der dann einen Trümmerhaufen einer Zucht hinterlässt. Folgen solcher Kreuzungen können beispielsweise sein: Fleckigkeit der Decke, evtl. Farbfehler, wie beispielsweise die gefürchtete Rußbildung, das Hellerwerden der Seiten, Bindenbildung. Ganz einfach deshalb, weil aus unterschiedlichen Populationen stammende Tiere zusammengeführt werden, deren Fehlerquote zwar in den Einzelzuchten in die äußerste Latenz (Verborgenheit, unbemerktes Vorhandensein) verdrängt wurde, aber bei einer neuen Mischung von Anlagen , diese schlummernden Merkmale einen neuen Einfluss gewinnen können.

    Weitere Kreuzungsauswirkungen

    Die Burgunder haben, wie bereits anfangs gut erklärt, ihre ganz eigene Rassespezifik. Noch sind sie frei von Forderungen nach dem Kastentyp mit den unterschiedlichen Auslegungen einer Gedrungenheit. Wie bereits in der Beschreibung oben mehrfach vermerkt, ist es eine der wenigen leicht gestreckten Rassen, die wir in Deutschland züchten.
    Eine Ohrenlänge von etwa 11,5 bis 13,0 Zentimetern dürfte als das Ideal gelten und zur gestreckten Körperform/-länge sowie zu dem besonderen Typ der Rasse passen. Ohne in die Kompetenz des Preisrichters Kai einzugreifen, sei angemerkt: Ein Ohr passt immer dann zum Kopf, wenn es genauso lang ist wie der Abstand von der Nasenspitze bis zum Ohrenansatz. Nun muss nur noch der Kopf in einem guten proportionalen Verhältnis zum Körper stehen, dann ist das etwaige Maß von 11,5 bis 13,0 Zentimeter in jeder Weise gerechtfertigt. Mixen wir nun diese leicht gestreckte Rasse mit dem plumperen Typ der RN, kann es in der Nachzucht dazu führen, dass Proportionen verschoben werden, und die für die Gestrecktheit bezeichnende, gehobene Bauchlinie verschwindet. Wir ernten dann ein fahlrotes Etwas, das weder dem Schlanktyp noch dem gedrungenen RN entspricht. Das ist Rassevernichtung pur, abgesehen von dem nicht sichtbar werdenden Gen-Mix, der da latent (verborgen) weitergetragen wird! Oder einmal ganz leger gesagt: Aus einem guten, alten Burgunder wird ein gepanschter, namenloser Rotwein .

    ;(c) Heidrun Eknigk

    Preisrichterliche Betrachtung

    Dieser Beitrag ist so gut geschrieben, dass ich ihm am liebsten nicht zufügen möchte und mich persönlich nichts hinzufügen kann. Den Hinweisen auf Körperform, Fell ,Farbe und Unterfarbe kann ich mich voll und ganz anschließen. Die Ausführungen zum Kopf kann ich zwar sehr gut nachvollziehen, sind aber mit dem noch gültigen Standard in der Praxis schwer umzusetzen.
    Im Standart steht für die Kopfform fast der selbe Satz für Burgunder und Blaue Wiener. In meinen Augen haben diese Forderungen zur Folge, dass in der Bewertung im Kopf eher ein Wienerkopf, der heutzutage auch meistens etwas kürzer ist, als ein kleiner Riesenkopf den Vorzug gewährt wird. Ich hoffe, dass im neuen Standart eine andere Beschreibung erfolgt. Ich kann zwar den Wunsch auf eine rigorose Bewertung verstehen, aber die Wünsche der Züchter decken sich leider nicht mit den Standardforderungen und geben den Preisrichtern in diesem Fall nicht die Möglichkeit zu reagieren.

    Wir bedanken uns bei Volkmar Pohl für diesen Bericht und Franz Bader für die Fotos. Weiterer Dank gilt Tatjana Ruthmann, Kai Sander,Heiko Semmel und Siegfried Lübbert für Ihre Mitarbeit. Das Copyright liegt bei den jeweiligen Verfassern und beim Rassekaninchenzuchtforum e.V. Die Rechte der Grafiken liegen bei http://www.rkz-forum.com. Weitere Ergänzungen, Meinungen und Bilder zum Rassebericht bitte an webmaster@rkz-forum.com.de. Wir weisen nochmals ausdrücklich darauf hin, das die Bilder, Texte und Grafiken bestimmten Rechten unterliegen, und das wir Copyrightverletzungen strafrechtlich verfolgen lassen werden.

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