Rasse des Monats Februar 2009 Blaue Wiener

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    Erstellt von Winfried Meise

    Als Jungzüchter hatte ich Anfang der 1950er Jahre Lohkaninchen in schwarz im Stall. Mein Wunsch aber war es schon in den Jahren „blaue Wiener“ zu ziehen. Zuerst aber stand die berufliche Ausbildung und Weiterbildung in dem Vordergrund, die in einer Form wie ich sie angegangen bin, eine Pause in der Rassekaninchenzucht verlangte. Es sollte bis 1976 dauern, bis wieder Rasse- Kaninchen im Stall waren. Nun aber erfüllte ich mir meinen Traum: Es waren „blaue Wiener“ und sind es nach über 30 Jahren auch heute noch immer.

    Wo aber kommt für mich diese so ansprechende Rasse her?

    Einfach, wie es der Rassename sagt: aus der Stadt Wien. In Österreichs Hauptstadt hatten sich Züchter zusammen gefunden und das Ziel gestellt, ein großes blaues Kaninchen zu züchten. Um die Jahrhundertwende des 19. Jahrhunderts kannte man dann unter der Federführung des Züchters Johann Konstantin Schultz aus Wien erstmals der Öffentlichkeit blaue Wiener- Kaninchen vorgestellt. Es ist bis heute fraglich und wird es auch immer bleiben, welche Rassen der damaligen Zeit zur Errichtung dieser schönen Rasse mitgewirkt haben. Fakt aber dürfte sein, man wollte ein großes blaues Kaninchen mit einem schönen Fell, welches zur damaligen schweren Zeit ein gutes Fleischkaninchen und ein guter Fellträger war, denn beides- Fleisch und Fell hatten eine große Bedeutung. Ansonsten bleibt festzuhalten, es rauen sich in die Ursprünge Dichtung und Wahrheit um diese schöne Rasse, die heute in ihrem Erscheinungsbild sicher sehr wenig mit dem ursprünglichen blauen Wiener gemein hat.

    Die Standard- Kommission der Rasse- Kaninchenzüchter hat Vorgaben erlassen, wonach die Rassen eingeteilt sind und nach deren Standard auch von den Preisrichtern begutachtet wird. Bei dem blauen Wiener haben wir es mit einer mittelgroßen Rasse zu tun, die ein Normalgewicht von 4,25kg – 5,25kg hat. Zu dieser 1kg Differenz enthält das Kaninchen 20Punkte.

    Mit Punktabzug muss der Züchter rechnen , wenn er die geforderten 4,25kg nicht erreicht, z.B. bei 3,25kg erhält er nur 15 Punkte, bei Gewicht über 5,25kg wird das Tier wegen Übergewicht von der Bewertung ausgeschlossen. Ein blauer Wiener mit einem Gewicht von ca. 4,7kg – 5,0kg stellt sicher den Ideal-Typ dar. Bei Schwachen Gewichten sollten wir Züchter äußerste Zurückhaltung zeigen, diese Tiere zur Zucht einsetzen.

    Durch Linienzuchten verlieren die Tiere erfahrungsgemäß leicht an Körpergewicht, wodurch mit schwachen Tieren Gewichtsverluste fördern würden.

    Die Körperform unserer Wiener- Kaninchen soll die Form einer Walze sein, d.h. die Tiere sollten vorne so breit sein wie hinten, keine vorstehenden Beckenknochen haben und keine abstehenden Schenkel. Eine geschlossene Schulterpartie gehört zu einer guten Form. Die blauen Wienerkaninchen sollten einen guten Stand aufweisen. Der Körper steht auf mittelhohen kräftigen Läufen, wobei die Tiere eine gewisse Bodenfreiheit zwischen Vorder- und Hinterläufen aufweisen. Dies ist einfach zu prüfen, in den man die Hand unter den Köper schieben kann ohne das Tier zu heben.

    Ein Rammler von Januar 2008 im Profil
    zum Vergleich dazu eine 0,1 von Januar 2008

    Die Walzenform bei den Rassekaninchen hatte über Jahrzehnte nach eine ganz andere Bedeutung, die in der Auswertung des Schlachttieres lag. Wenn ein Tier mit einer guten Walzenform geschlachtet wird, hat dass zu verwertende Fell eine Rechteckform und damit keinen oder wenig Abfall, während bei Tieren mit verjüngter Form das Fell nicht gleich breit ist. Die Kürschner früherer Jahre und auch heute die fellverarbeitende HuK-Gruppe können dieses ganz sicher bestätigen.

    Deutlich ist hier die Walzenform eines Rammlers von Januar 2008 zu erkennen

    Was aber ist ein gutes Fell?

    Das Fellhaar ist ca. 3.0-3.5 cm lang mit dichter Unterwolle. Die Begrannung der Tiere soll gleichmäßig über den gesamten Körper sein. Leider ist oft zu beobachten, dass Tiere eine sehr lange Granne haben. Hier muss bei der Zucht Obacht gegeben werden, um diesen unerwünschten Faktor nicht zu verstärken. Die Farbe des Fells wird mittel- bis dunkelblau gewünscht mit einem leichten Glanz. Die Unterfarbe ist nur ein wenig heller als die Deckfarbe, sollte aber bis zum Haarboden gleichmäßig sein.

    Kopf und Ohr heißt eine Position bei den Blauen Wienern. Diese Position gibt in der Optik ein prägendes Bild ab. Wird, wie gewünscht der Kopf kräftig auf dem Rumpf getragen, als ohne Halsansatz, hat das Tier eine breite Schnauzpartie, Backenansätze und eine abgerundete, geraunte Nasenpartie so ist der erste Eindruck der Beste, sind dann auf kräftigen Ohrenmuscheln gut behaarte Ohren mit KRÄFTIGER Struktur, die oben gut gerundet sind und wie gewünscht dann auch noch V-förmig getragen werden hat der Züchter ein Idealbild seiner Rasse der Blauen Wiener vor Augen. Eins aber sollten wir Züchter nicht aus den Augen verlieren, je stärker der Kopf wird, umso eher kommt es zu Zahnanomalien. Auf- oder Überbeißer können die Folge sein.

    Vorderansicht eines 1,0 Geburtsmonat Januar 2008
    Vorderansicht einer 0,1 Geburtsmonat Januar 2008
    Ein Rammler mit schöner Kopfform und offen getragenen Ohren. Deutlich zu sehen ist auch der direkt am Rumpf sitzende Kopf.
    Im Vergleich dazu ein Häsinnenkopf, der auch ohne Halsansatz getragen wird.

    Zur Gleichmäßigkeit ist aus meiner Erfahrung zu sagen, dass wir Typen mit eher heller Deckfarbe du auch solche dunkleren Deckfarbe haben. Hier ist zu beobachten, dass wie bei einer hellen Deckfarbe ein sehr schönes blau-graues Auge haben. Die Unterfarbe kann sich am Haarboden aufhellen und auch die Krallenfarbe kann relativ hell sein. Anders bei der dunklen Deckfarbe; hier neigen die Tiere zu dunklen Augen, die Unterfarbe ist oft mit einem braunen Kranz versehen und keine Probleme zeigen sich bei der Krallenfarbe, diese ist meist schön dunkel- horn- farbig.

    Was immer wieder vorkommt sind Tiere der Blauen Wiener, die weiß durchsetzt sind. Dies sollte wenn möglich ausgemerzt werden. Vor allem sollten wir solche Tiere nicht zur Zucht einsetzten. Auch bei den Ohrenrändern ist hierauf zu achten.

    Anders sieht es bei Jungtieren aus, die eine Silberung aufweisen. Hier muss man die Haarung abwarten. Meistens verliert sich bei Haarwechsel die Silberung total, Grund hierfür ist, dass die Föten, ungeborene Jungtiere, im Mutterleib mit zu wenig Sauerstoff versorgt werden. Das Haarwachstum, vor allem Grannenhaar hat in dem Fell keine Pigmente ausgebildet. Ich selbst habe vor Jahren ein solches Phänomen in meiner Zucht gehabt, habe den gesamten Wurf verschenkt und musste zum Herbst feststellen, dass bei dem „Halter“ schönsten Blaue Wiener saßen. Wenn ich heute bei Jungtieren an der Blume weiße Haare sehe, verstärkt sich hier die Einstellung gute Tiere im Stall zu haben. Zu der Frage der Rostbildung beim Haar habe ich die Feststellung machen können, entweder war Unsauberkeit im Stall oder die Tiere haben starke Sonnenstrahlung abbekommen. Beides kann ich als Züchter vermeiden.

    Anschließend noch eine Betrachtung, die ich als Rassekaninchenzüchter hier tun möchte. Bei einem Besuch der westf. Herdbuch- Zucht-Schau in Kirchhundem wurde vor einigen Jahren ein Vortrag über Vererbung, der in einem Nebenraum gehalten wurde, in die Schau übertragen.

    Es ging hierbei darum: Der Züchter namens X hat ein Zuchttier erworben, dies eingesetzt und was dabei erzielt wurde, war schlicht enttäuschend. Das gekaufte Zuchttier war also nicht gut.

    Die Erklärung des Vortragenden: Man stelle sich einen Eisenbahnwaggon mit vielen Abteilen vor. In jedem Abteil ist Platz für ein Gen. Die Erbfaktoren enthalten alles was vorkommt, sowohl das Gute als auch das schlechte Erbgut. Man spricht auch von dominanten = starken und rezessiven = verdeckten Erbträgern.

    Diesen Eisenbahnwaggon muss ich auch auf mein vorhandenes eigenes Zuchttier übertragen.

    Kommt es nun zum Deckakt der 2 Tiere, kämen aus den Abteilungen des Waggons die Erbfaktoren in Bewegung und treffen sich. Es kommt zur Begattung, das Ergebnis ist ein Zufall und wird geprägt sein von der Zahl dominanter Erbeigenschaften, die aber beide Tiere haben und auch zueinander passen müssen.

    Daher ist es falsch, einem zugekauften Tier die Schuld zu geben, meine Zucht evtl. nicht verbessert zu haben. Richtig wäre zu sagen, die beiden Tiere passten zum Zeitpunkt der Begattung nicht zueinander. Selbst bei diesen beide Tieren kann die nächste Paarung anders sein, der das Zusammentreffen der Gene bei normaler Begattung ist wie immer in der Natur ein Zufallstreffer.

    Blaue Wiener im ZDRK- Standard

    1. Gewicht

    Normalgewicht über 4,25kg. Mindestgewicht 3,25kg. Höchstgewicht 5.25kg

    2. Körperform, Typ, Bau

    Der Körper ist leicht gestreckt, walzenförmig, vorne und hinten gleich breit, mit einer ebenmäßigen Rückenlinie versehen und hinten gut abgerundet. Die Brust ist voll ausgeprägt. Der Hals ist kurz und besitzt einen kräftigen Nacken. Die Läufe sind kräftig und mittellang; sie bewirken eine knapp mittelhohe Stellung. Bei älteren Häsinnen ist eine kleine, gut geformte Wamme zulässig.

    3. Fellhaar

    Das Fellhaar ist mittellang, in der Unterwolle ehr dicht, gut und gleichmäßig begrannt.

    Die Ohren sind gut behaart.

    4. Kopf und Ohren

    Der Kopf ist kräftig. Stirn- und Schnauzpartie sind breit, die Backen sind ausgeprägt. Der Kopf sitzt ohne erkennbare Halsbildung dicht am Rumpf. Die Ohren sind gut aufgesetzt und sehr kräftig und fest im Gewebe; in ihrer Länge entsprechen sie der Körpergröße und unterstreichen den Typ des Wienerkaninchens.

    5. Deckfarbe und Gleichmäßigkeit

    Die Deckfarbe ist von einem kräftigen Mittel- bis Dunkelblau und mit gutem Glanz versehen. Die Augen sind blaugrau, die Krallen dunkel. Die Farbe ist am gesamten Körper gleichmäßig, doch ist die Bauchfarbe etwas matter und erscheint glanzloser.

    6. Unterfarbe

    Die Unterfarbe ist etwas heller als die Deckfarbe. Sie soll rein und satt sein und bis zum Haarboden durchgehen.

    Preisrichterliche Betrachtung:

    Die Blauen Wiener habe in Deutschland einen sehr hohen Zuchtstand! Bedingt durch die hohe Verbreitung und die daraus resultierende Masse an Zuchttieren ist das kein Wunder.

    In der Pos 1 gibt es keine nennenswerte Probleme.

    In der Pos 2 gibt es ab und an mal Probleme mit einer leicht schmalen Vorderpartie. Selten gibt es Stämme, bei denen ein deutlicher Punktabzug in der Körperform nötig ist.

    In der Pos 3 kommt es immer wieder, wie bereits von Berichterstatter erwähnt, zu Punktabzügen durch überstehende Begrannung.

    In der Pos 4 sind sehr häufig ansprechende Kopfbildungen zu sehen. Ein Schwachpunkt in der Pos ist die Struktur der Ohren. Hier sind immer wieder etwas faltige oder schlecht abgerundete Ohren zu sehen.

    Die in der Pos 5 auftretenden Probleme sind dann, wenn sie vorkommen, Rostanflug oder eine ungleichmäßige Ausfärbung. In vielen Zuchten sollten sich die Züchter von den hellen Deckfarben verabschieden- teilweise gehen die Tiere schon in eine Fehfarbe.

    In der Pos 6 treten ab und an Aufhellungen am Haarboden auf. Auch sind, wie oben bereits beschrieben, immer wieder mal Probleme mit einem braunen Kranz unter der Deckfarbe zu.

    Wir bedanken uns bei Winfried Meise für diesen Bericht und die Fotos. Weiterer Dank gilt Michael Meise und Kai Sander für Ihre Mitarbeit. Das Copyright liegt bei den jeweiligen Verfassern und beim Rassekaninchenzuchtforum e.V. Die Rechte der Grafiken liegen bei http://www.rkz-forum.com. Weitere Ergänzungen, Meinungen und Bilder zum Rassebericht bitte an webmaster@rkz-forum.com. Wir weisen nochmals ausdrücklich darauf hin, das die Bilder, Texte und Grafiken bestimmten Rechten unterliegen, und das wir Copyrightverletzungen strafrechtlich verfolgen lassen werden.

    Ist eure Rasse noch nicht bei der Rasse des Monats vertreten? Sendet einen Bericht und Bilder an webmaster@rkz-forum.com,

    wir würden uns freuen.

    (C) 2008 Rassekaninchenzuchtforum e.V.

  • Hallo,
    ein kurzer Hinweis zu den beiden Bildern der Kopfstudie. Die Augenfarbe des 1,0 zeigt sich eher braun, das liegt an der Bildqualität. Die Augenfarbe der 0,1 ist blaugrau- die des 1,0 ist identisch.
    Gruß
    Michael

  • Was mir neben der Walzenform besonders Positiv bei den gezeigten Tieren auffällt, sind schönen gut Strukturierten und Offengetragenen Ohren die von der größe her auch sehr schön zum Körper der Tiere passen.


    Gruß Ricardo

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