Das Schlachten von Tieren - "Anno Dazumal"

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    Berichte von "Anno dazumal"
    Das Schlachten von Tieren

    Hallo liebe User, man uns hat einmal wieder einen interessanten Bericht aus verganenen Tagen zur Verfügung gestellt.
    Oft denkt man dass Tierschutz und Rücksicht auf die Tiere eine Errungenschaft unserer Zeit ist und
    in der Vergangenheit darauf kaum Rücksicht genommen wurde, in den folegnden Zeilen sieht man dass wir da wohl falsch liegen,
    wie man in diesem Auszug lesen kann der schon vor weit mehr als 100 Jahren gedruckt wurde.

    F

    ür User die diese Schreibweise nicht lesen können hier der Inhalt noch einmal in heute verwendeter Schriftform:

    197. Über das Schlachten der Tiere.
    1.
    Liebe Tochter!

    In Deiner jetzigen Stellung als Köchin wirst Du oft Tiere
    schlachten müssen. Ich weiß nun aus Erfahrung, wie unbarmherzig
    es recht oft in der Küche beim Schlachten hergeht. Das ist aber eines
    Menschen durchaus unwürdig; denn das Tier fühlt ja so gut wie
    ein Mensch.
    Wer ein Tier schlachten will, muß zuallererst ein scharfes Messer
    haben. Tauben, Hühner, Enten und Gänse werden am schmerzlosesten
    getötet, wenn man den Kopf auf einen Holzblock legt und ihn mit
    einem scharfen Messer oder Beil abhackt. Das Töten der Gänse durch
    einen Genickstich bereitet ihnen große Qual. Wer sie aber durchaus
    auf diese Weise töten will, sollte die Tiere wenigstens durch einen
    starken Schlag mit einem Hammer oder einem andern Instrument auf
    den Hinterkopf zuvor betäuben.
    Fische, gleichviel ob groß oder klein, werden zuerst durch einen
    kräftigen Schlag auf das Gehirn betäubt. Dann trennt man mit einem
    scharfen Schnitte den Kopf vom Rumpfe, was den Fisch sofort tötet.
    Nun erst darf der Fisch geschuppt und ausgeweidet werden. Die Fische
    lebend zu schuppen, ist höchst grausam, da sie gerade in den Schuppen
    ein sehr feines Gefühl haben. Auch der Aal wird in der hier ange-
    gebenen Weise leicht getötet. Man fasst ihn mit einem trockenen Tuch
    und gibt ihm einen Schlag auf das Gehirn. Dann ist er betäubt
    und lässt sein Sträuben und Winden. In mancher Küche wird der
    Aal lebendig an ein Brett genagelt und dann abgezogen. Sollte man
    solche Grausamkeit wohl für möglich halten?
    Krebse und Hummer sterben sofort, wenn man sie in kochendes
    Wasser wirft. Höchst unmenschlich aber ist es, sie im kalten Wasser
    aufs Feuer zu setzen und dann langsam zu Tode zu martern.
    Ich bitte Dich inständigst, gegen die Dir übergebenen Schlachttiere
    so barmherzig wie möglich zu sein. Wer nicht Barmherzigkeit gegen
    die Geschöpfe Gottes übt, ist selbst keines Mitleids wert.
    In herzlicher Liebe
    Deine treue Mutter.

    Quellenangabe:

    Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen
    Von Gehrig, Dr. Helmkampf und Krausbauer

    Ausgabe A für die Provinz Hannover

    Erster Teil Zweite Auflage

    Leipzig Verlag von Theodor Hofmann 1901

    Wir danken Karl Schwab recht herzlich, der uns dies zur Verfügung gestellt hat.

    Euer RKZ-Team

  • Sehr schön, wenn auch heute etwas befremdlich anmutend, wo sich die Fleischesser doch denkbar weit vom Schlachttier entfernt haben. Nichtsdestoweniger ist der "behutsame" Umgang mit dem Mitgeschöpf "Fleischlieferant" offensichtlich etwas Zeitloses. Die Lebensreiferen erinnern sich möglicherweise noch an den Silvesterkarpfen in der Badewanne oder die Schlachttauben im Korb und das Gemecker der Altvorderen, wenn die kindliche Neugierde überhand nahm? Ist vor nicht mal vierzig Jahren noch völlig normal gewesen und heute nahezu undenkbar.


    Wie auch immer, bei mir sind heute vier Junghähne fällig und die Stationen "Brühen" und "Rupfen" werden freiwillig vom Nachwuchs übernommen,- bin mal gespannt!


    Gruß


    Thomas

  • Wirklich schön geschrieben und das schon zu dieser (harten) Zeit! Auch wenn ich nicht zu den Lebensreiferen gehöre und schon meine Probleme hatte den originaltext zu lesen (bis ich dann zum Schluss gemerkt habe das eine "übersetzung" gleich darunter ist :D ).
    Gerade den Satz möchte ich jeden mit auf den Weg geben:

    Zitat

    Ich bitte Dich inständigst, gegen die Dir übergebenen Schlachttiere
    so
    barmherzig wie möglich zu sein.

  • Hallo Karl,


    ich habe vor wenigen Wochen eine junge Frau getroffen, die den Beruf der "Dorfhelferin" erlernt.


    Zum Inhalt der Ausbildung gehört immer noch das Schlachten( vorwiegend von Geflügel) und wie von Dir so wunderbar zitiert der ethische Umgang mit den Tieren.


    Schön, dass es so was noch gibt. :)


    Schönes WE


    wünscht Peter

  • Ich kann hier eine "Normalisierung" bzw. eine Rückkehr zu alten Zeiten erkennen.


    Beispiel: Vor drei Wochen war eine Familie mit Kindern bei mir und hat sich zwei Kaninchen ausgesucht.
    Da sagte der Vater zum Sohn (9 Jahre): "Du musst dich dann gut um sie kümmern sie gut füttern."
    Der Sohn antwortete: "Ja und du schlachtest sie dann zu Weihnachten" und zur Mutter sagte er: "und du machst dann Hasenschnitzerl" :)


    Ich fand das wirklich lobenswert obwohl es nur das normalste der Welt ist. Habe sie dann noch darauf hingewiesen, dass sie besser um Juni schlachten und dann nochmal welche holen. :P

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