Ein "Redaktionär" geht – aber nie ganz
Abschied von Walter Hornung aus der Standard-Fachkommission des ZDRK
Nach 18 Jahren hervorragender Tätigkeit als Mitglied der ZDRK-Standard-Fachkommission – davon 8 Jahre als Redaktionsleiter – wurde Walter Hornung bei der Jahreshauptversammlung 2015 des ZDRK in Oberhof von ZDRK-Präsident Erwin Leowsky verabschiedet.
Bereits 2012 wurden
Walter Hornungs Verdienste
mit der Verleihung des Titels
Ehrenmeister – der höchsten
Auszeichnung des Verbandes
– gewürdigt. Mit dem besonderen
Dank des gesamten ZDRK
durfte er nun unter lang anhaltendem
Beifall aus den Händen
des Präsidenten die "Ehrengabe
des ZDRK mit Nadel" entgegen
nehmen.
Mit der Frage, wo denn die Jahre
geblieben seien, leitete Walter Hornung
wie es seine Art ist – leise und unprätentiös
– in Oberhof auf der erweiterten Präsidiumssitzung
seine persönlichen Abschiedsworte
ein.
Ja, wo sind sie geblieben,
diese Jahre von 1997 bis 2015, in denen
Walter Hornung so wichtige,so unbezahlbare
und richtungsweisende Kärrnerarbeit
für die organisierte Rassekaninchenzucht
in Deutschland geleistet hat? Ungezählte
Stunden am Schreibtisch, in
Sitzungs-Kommissionen und Ausstellungshallen
summierten sich zu einer Lebensleistung
für das Hobby Rassekaninchenzucht.
Hunderte von Anfragen wurden von
Walter Hornung schnell und zuverlässig
erledigt. Keine Frage war ihm zu viel, keine
Erklärungen und geduldigen Erläuterungen
ist er schuldig geblieben. Getreu dem
Motto "Es gibt keine dummen Fragen – es
ist nur dumm, nicht zu fragen", hatte er
immer ein offenes Ohr für die Belange der
Züchterinnen und Züchter und stets ein
Ohr am Puls des Geschehens rund um die
Fragen von Zucht und Zuchtlenkung.
In Oberhof wurde Walter Hornung im Rahmen der ZDRK-Bundestagung 2015 von ZDRK-Präsident
Erwin Leowsky geehrt und verabschiedet. Fotos (2): Judith Ziehm-Degner
Allein im Zeitraum der beiden Jahreshauptversammlungen des ZDRK 2014 in Templin und 2015 im thüringischen Oberhof summierten sich die Registrierungen und Kennzeichnungsgenehmigungen auf die Zahl 88. Und dass nicht nur Formulare ausgestellt wurden, zeigt sich an einer beispielhaften erklärenden Korrespondenz, die mit dieser Arbeit eng verbunden war. Selbst passionierter Züchter der ganz "Kleinen" in unserem Rassespektrum, mit großem Verständnis für die oft übersprudelnden Wünsche der Züchtergemeinschaft mögliche Neuzüchtungswünsche betreffend, wirkte Walter Hornung stets mäßigend und ausgleichend und konnte somit bereits Vieles im Vorfeld eines Genehmigungsverfahrens abfedern und auffangen. Ausgestattet mit einem begnadeten Intellekt, war er geradezu prädestiniert, die so schwierige Materie rund um Vererbung und Genetik nicht nur zu durchdringen, sondern auch erklärbar und nachvollziehbar an uns Züchterinnen und Züchter zu vermitteln. Züchterfreundlich und in den Zulassungsentscheidungen dem Wohl unserer Rassekaninchen verpflichtet zu sein, war ein unausgesprochenes Credo seiner Arbeit.
Der gelebte Tierschutz, kein Etikett, das man als Alibi auf eine Ware klebt, zeigte sich in allen Entscheidungen der Standard- Fachkommission in beispielhafter Weise. Dies schlug sich besonders in den Entscheidungen und Beschlüssen, die Eingang in den Standard unserer Kaninchenrassen im ZDRK fanden, nieder. "Gedient", so der von Walter Hornung selbst bewusst gewählte und so passende Begriff, hat er unter drei Präsidenten. Ja, mit diesem altmodisch anmutenden Terminus umriss Walter Hornung seine Aufgabe, der er nicht nur nachkam, sondern die er lebte.
Er blieb nie
dabei, nur
seine Pflicht zu erfüllen, für
"etwas" tätig zu sein oder sich "bloß" einzusetzen.
Nein, eine Aufgabe mit Leben zu
füllen, heißt für ihn, die Menschen, die
sich in unserem Hobby wohlfühlen, zu
mögen, sie mit- und ernst zu nehmen.
1997 wurde Walter Hornung außerhalb
des Turnus als weiteres Mitglied der Fachkommission
gewählt – auf Empfehlung
von Heinz Posthoff, langjähriger ZDRKVize-
Präsident und LV-Vorsitzender in
Westfalen, sowie nach Anfrage des unvergessenen
ZDRK-Präsidenten Franz Jakobs.
Betraut wurde er mit der Sonderaufgabe,
die Umstellung der Arbeit auf elektronische
Verarbeitung von Standard, Allgemeinen
Ausstellungsbestimmungen
(AAB) sowie – partiell – Korrespondenz
vorzunehmen und umzusetzen. Als erster
Schritt wurde in einem knappen Jahr
nicht nur die Digitalisierung der AAB umgesetzt,
sondern auch die bis heute im
Kern erhaltenen AAB neu strukturiert.
Im direkten Anschluss daran wurde der
1997er Standard digitalisiert und später
der Standard 2004 herausgegeben.
Seit
2007 war Walter Hornung mit der Redaktionsarbeit
der Standard-Fachkommission
als Nachfolger des Geschäftsführers
Arno Dietrich betraut. Wie fleißig er seinen
Aufgaben nachging, zeigte sich in seinem letzten Bericht über die Sitzung der
Standard-Fachkommission des ZDRK, am
Mittwoch, 10. Juni 2015, in Oberhof, der
bereits zwei Tage danach fertig gestellt
war. Alle inhaltlichen Ergebnisse wurden
akkurat geordnet präsentiert und stehen
so den Landesverbänden und der Züchteröffentlichkeit
zur Verfügung.
"Sein" Haus zu bestellen, war Walter
Hornung immer wichtig. Nachhaltiges
Denken und Handeln – auch in der Personalplanung
für diesen so wichtigen Bereich
des ZDRK – spiegelt seine Verantwortung
für die Sache, um die es ihm stets in
erster Linie ging.
Ein Beispiel: Walter Hornung
schrieb – welche Selbstironie in der
Titulierung seiner Funktion innerhalb der
ZDRK-Standard-Kommission: Es ergehe
eine "eindringliche Empfehlung" seitens
der Kommission und des "Redaktionärs",
für die Wahl seines Nachfolgers und des
weiteren zu wählenden Mitglieds der
Standard-Fachkommission. War es bereits
in der Nachfolge des verdienten Arno
Dietrich ein Glücksfall für den Verband,
dass der nun verabschiedete Walter Hornung
damals die Redaktionsgeschäfte der
ZDRK-Standard-Fachkommission übernahm,
kann man die Delegierten nunmehr
nur beglückwünschen, mit der
Wahl von Bernd Graf, Günter Möller und
Mike Hennings in Oberhof ein hohes Maß
an Weitsicht und Verantwortlichkeit an
den Tag gelegt zu haben.
Kompetenz in Person: Walter Hornungs Urteil genießt unter
Rassekaninchenpreisrichtern eine hohe Wertschätzung
Für seine persönlichen Abschiedsworte
wählte Walter Hornung die Liedzeile der
großartigen Volksschauspielerin Trude
Herr wohl mit Bedacht aus: "Niemals geht
man so ganz", und in seiner ihm eigenen
bescheidenen Art ließ er die anschließende
Zeile weg: "Irgendwas", so heißt es im
Lied weiter "von mir bleibt hier". Dank an einen "Hochkaräter"
Nein, lieber Walter Hornung, es bleibt nicht
"irgendwas" von Dir hier, sondern ein Erbe
von Gewicht und Substanz: Eine geleistete
Arbeit für die organisierte Rassekaninchenzucht,
die ihresgleichen sucht, und die
nicht nur mit der Erwähnung hunderter
Seiten füllender Rassebeschreibungen und
Standard-Formulierungen ausreichend beschrieben
werden kann.
Alles Gute, lieber Walter, Erfüllung in
Deinem persönlich-familiären Umfeld,
Freude mit und an der Rassekaninchenzucht
sowie stets ein funktionstüchtiges
Wohnmobil für Deine geliebten Reisen in
Deine zweite Heimat Frankreich – dies alles
sei Dir von Herzen gewünscht. Der Duft
der Provence im Frühling und das unvergleichliche
Licht des Médoc wünsche ich
Dir noch viele viele Jahre lang – und ein
gesundes Wiedersehen auf allen jährlichen
Großschauen unseres Verbandes!
Bei der erweiterten Präsidiumssitzung
in Oberhof gehörte Dir noch einmal die
uneingeschränkte Aufmerksamkeit für
Deinen Bericht aus der Sitzung der Standard-
Fachkommission.
In diesen Augenblicken
war zu spüren:
Eine Ära geht zu
Ende. Und es bleibt Dankbarkeit und Stolz,
einen solchen "Hochkaräter" in der Organisation
zu wissen. Ein Landesverbandsvorsitzender
fasste seinen Dank mit diesen
Worten zusammen: "Walter Hornung ist
ausgestattet mit persönlicher Integrität,
gepaart mit einer Fachkompetenz par excellence,
hilfsbereit und empathisch und
gesegnet mit scheinbar veralteten Tugenden
wie Fleiß, Redlichkeit und Verlässlichkeit."
Ad multos annos – auf noch viele gute
Jahre! Man muss gehen, um Wiederkommen
zu können. Du bist immer willkommen
in Deinem ZDRK, lieber Walter Hornung.
Ulrich Hartmann
Wir bedanken uns bei Ulrich Hartmann für diesen Bericht und bei Michael Krause von der Kaninchenzeitung für die Fotos. Das Copyright liegt bei den jeweiligen Verfassern und beim Rassekaninchenzuchtforum e.V. Die Rechte der Grafiken liegen bei http://www.rkz-forum.de. Weitere Ergänzungen, Meinungen und Bilder zum Bericht bitte an webmaster@rkz-forum.de. Wir weisen nochmals ausdrücklich darauf hin, dass die Bilder, Texte und Grafiken bestimmten Rechten unterliegen und dass wir Copyrightverletzungen strafrechtlich verfolgen lassen werden.
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